Mit der Übergabe der Regierungsverantwortung durch Reichspräsident Paul von Hindenburg an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 endeten die letzten demokratischen Bestrebungen der Weimarer Republik. Hitler, im Sinne der Weimarer Verfassung legal gewählt, strebte fortan nach der Ausdehnung seiner Macht. Es gelang nicht, ihn in ein von konservativen Parteien umgebenes Korsett zu pressen und zu kontrollieren. Im weiteren Verlauf des Jahres 1933 installierten die Nationalsozialisten durch Neuwahlen, Gesetzgebungen und die Verfolgung politischer Gegner das Dritte Reich.
Prof. Dr. Peter Longerich geht in seinem Vortrag der Übergangsphase von der Weimarer Republik zur nationalsozialistischen Diktatur nach und damit der Frage, inwieweit die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein unausweichlicher Entwicklungsprozess innerhalb der destabilisierten Weimarer Verfassung war. War das Dritte Reich eine nicht zu verhindernde Konsequenz des politischen Gefüges der jungen Republik? Mit welchen Mechanismen setzten die Nationalsozialisten ihre Pläne zum Umsturz der Weimarer Verfassung um? Und welcher Diskurs rankt sich um die begriffliche Bezeichnung der Ernennung Hitlers - von Machtergreifung über Machtübernahme bis hin zur Machtübergabe?
Peter Longerich, geboren 1955, ist Professor für Neuere und neueste deutsche Geschichte und Direktor des Research Centre for the Holocaust and Twentieth-Century History am Royal Holloway College der Universität London. Von 1983 bis 1989 war er am Institut für Zeitgeschichte in München tätig. Longerich ist ein international bekannter Experte der Holocaustforschung, seine Bücher über die "Politik der Vernichtung" (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, "Davon haben wir nichts gewusst!", (2006) sind Standardwerke. Seine 2008 erschienene Biographie Heinrich Himmlers erfuhr in wenigen Monaten vier Auflagen. Zuletzt erschien von ihm bei Siedler eine Biographie zu Joseph Goebbels (2010).