Bis 2006 wurden in der Region Hannover jedes Jahr rund 100 Tuberkulose-Neuerkrankungen gemeldet. In den Jahren 2007 und 2008 ist die Zahl der Neumeldungen um gut ein Drittel auf 66 und 67 zurückgegangen. Doch Anfang 2009 hat das Gesundheitsamt einen sprunghaften Anstieg der Fälle registriert: Allein im ersten Quartal 2009 wurden 39 Neuerkrankungen in der Region Hannover gemeldet. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2008 waren es gerade mal elf, im ersten Quartal 2007 21 Fälle.
Auch andere Gesundheitsämter in Deutschland verzeichnen einen Anstieg der Zahl der Neuerkrankungen. Die Gesamtsituation schätzt Helga Heykes-Uden von der Tuberkulose-Beratungsstelle der Region Hannover jedoch nicht als besorgniserregend ein. "Die hohe Zahl der neuen Fälle lässt sich möglicherweise auch damit erklären, dass durch den kalten Winter viele Menschen unter zum Teil hartnäckigem Husten gelitten haben, geröntgt wurden und somit die Diagnose Tuberkulose als Zufallsbefund gestellt wurde", so die Fachärztin für Pneumologie, Allergologie und Umweltmedizin. Um eine Tuberkuloseerkrankung eindeutig zu diagnostizieren, muss die Lunge der Patienten geröntgt werden.
Mit dem im Jahr 2005 eingeführten so genannten IGRA-Test kann man inzwischen auch durch eine Blutuntersuchung feststellen, ob sich jemand mit Tuberkulose infiziert hat. Fällt der Test negativ aus, ist eine weitere Röntgenuntersuchung nicht mehr erforderlich. Das Team Infektionsschutz TBC der Region Hannover wendet die Blutuntersuchung bei Personen an, die Kontakt zu einem aktiven Tuberkulosefall hatten. Vor allem das medizinische Personal in Kliniken und Praxen, das durch seinen Beruf regelmäßig Kontakt zu Tuberkulosepatienten hat, profitiert vom neuen Verfahren, da die Strahlenbelastung deutlich reduziert werden kann.
Das größte Problem in der Bekämpfung von Tuberkulose stellen heute resistente Bakterien dar, gegen die gängige Medikamente nicht mehr wirken. Ursache dafür ist meist der unsachgemäße und unkontrollierte Konsum von Tabletten oder Arzneien. Der Tuberkulose-Erreger wird aber auch durch zunehmenden Ferntourismus oder Zuwanderung eingeschleppt. Daher dürfe die Gefahr, die von der Tuberkulose ausgeht, nicht unterschätzt werden: "Wir müssen die Krankheit ernst nehmen und immer wieder in Erinnerung rufen, da sie nur so erkannt und ihre Verbreitung eingedämmt werden kann", sagt Helga Heykes-Uden.
Tatsächlich wird Tuberkulose oft erst dann entdeckt, wenn sie bereits hoch infektiös ist und viele weitere Menschen angesteckt wurden. Die Gründe dafür sieht Heykes-Uden darin, dass die Röntgendiagnostik heute eher zurückhaltend angewandt wird. Außerdem ist die Erkrankung durch die insgesamt niedrigen Tuberkulosezahlen nicht mehr so gegenwärtig wie früher. "Was selten ist, daran denkt man nicht mehr als erstes", so die Fachärztin. Zu den besonders gefährdeten Personengruppen zählen heute vor allem Gefängnisinsassen, Obdachlose oder Drogenabhängige.
Tuberkulose gibt sich nicht durch typische, eindeutige Anzeichen zu erkennen, sondern äußert sich nur durch allgemeine Beschwerden wie Husten, vermehrte Schweißneigung, Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder Auswurf beim Husten. "Sollten solche Beschwerden über einen längeren Zeitraum auftreten, empfehlen wir, einen niedergelassenen Arzt oder die Tuberkulose-beratungsstelle im Haus der Region aufzusuchen", sagt Helga Heykes-Uden.
Weitere Auskünfte oder Terminvereinbarungen beim Team Infektionsschutz TBC der Region Hannover unter Telefon 0511/616-22888 . Auch unter www.hannover.de stehen weitere Informationen über Tuberkulose zur Verfügung.