Seit 1898 artikulierten Gutsfrauen, Bäuerinnen und Landwirtschaftliche Lehrerinnen innovativ ihre Interessen. Ihr Engagement zielte auf die Verbesserung der weiblichen Lebensbedingungen auf dem Lande, auf Qualifizierung und Professionalisierung. Als Landfrauenvereine nutzten sie konsequent alle politischen Systeme für sich. Sie profitierten vom Ersten Weltkrieg, dem Ende der Monarchie, der Weimarer Republik, der nationalsozialistischen Diktatur und wieder der Demokratie.
Mit der Anerkennung durch das NS-Regime kam 1933 die Krönung der Landfrauenarbeit: Die organisationserfahrenen, agrarpolitisch engagierten Fachfrauen waren als Funktionselite im Reichsnährstand mit der Blut-und Boden-Ideologie und in Ministerien unentbehrlich. Die Landfrauenbewegung blieb zwar nicht vereinsrechtlich bestehen, bewahrte aber ihre ideologische, personelle und inhaltliche Kontinuität.
Die Verstrickung der Landfrauen in den Nationalsozialismus von der Reichs- bis zur Dorfebene wird von ihnen jedoch durch Entlastungs-Argumente "bewältigt". Ihre 115-jährige Geschichte verkürzen sie seit der Reorganisation 1948 auf 60 plus X Jahre. Von den heute rund 500.000 Mitgliedsfrauen kommen allein 100.000 Landfrauen aus dem großen Agrarland Niedersachsen.