"Ruth Gröne, Salomon Finkelstein und Henry Korman sind drei außergewöhnliche Menschen, die - ein jeder auf seine Art - herausragende Beiträge für die Aufarbeitung der Geschichte und die Gedenkstättenarbeit in der Region Hannover geleistet haben", sagte Regionspräsident Hauke Jagau. "Ruth Gröne hat ihr Leben lang in unmittelbarer Nähe zur Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem gelebt und daraufhin gewirkt, Gedenken zu üben und die Erinnerung lebendig zu halten. Salomon Finkelstein und Henry Korman haben beide die Kraft aufgebracht, immer wieder über ihre leidvollen Erfahrungen zu berichten, und so dafür gesorgt, dass nachfolgende Generationen davon erfahren und die Opfer des Holocaust nicht in Vergessenheit geraten."
Die Laudatio auf Ruth Gröne hielt Matthias Düsterhöft vom Arbeitskreis "Bürger gestalten ein Mahnmal" in Hannover. Über die Verdienste von Salomon Finkelstein sprach dessen Tochter Daniela Finkelstein. Laudatorin für Henry Korman war die Laatzener Schriftstellerin Corinna Luedtke, die unter anderem das Projekt "Schreiben gegen das Vergessen" initiiert hat und betreut.
Die Ehrennadel der Region Hannover wird von der Regionsversammlung an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Region Hannover und ihre Einwohnerinnen und Einwohner in einer Weise verdient gemacht haben, von der exemplarische Wirkung ausgeht.
Zu den Personen:
Ruth Gröne wurde 1933 als Kind eines jüdischen Vaters und einer nicht-jüdischen Mutter in Hannover geboren. Sie erlebte den Alltag in den hannoverschen Jugendhäusern und wohnte schließlich ab 1943 in Ahlem auf dem Gelände der Israelitischen Gartenbauschule, die zur Sammelstelle für Deportationen und zum Gefängnis umfunktioniert worden war. Sie erlebte mit, wie ihr Vater verhaftet und deportiert wurde - er starb vermutlich im Mai 1945. Ruth Gröne lebt bis heute in Hannover-Ahlem.
Salomon Finkelstein wurde 1922 im polnischen Lodz geboren, als 17-Jähriger ins dortige Ghetto zwangsumgesiedelt und anschließend als Zwangsarbeiter in verschiedenen Lagern eingesetzt, ehe er ins Konzentrationslager Auschwitz kam. Die Befreiung dort am 27. Januar 1947 bekam er nicht mit - Salomon Finkelstein wurde auf einem der Todesmärsche beim Herannahen der russischen Front weitergetrieben. Selbst am Tag seiner Befreiung war es nur dem Zufall zu verdanken, dass er überlebte - die russischen Soldaten wollten den jungen Mann eigentlich trotz Sträflingskleidung erschießen. Auf der Suche nach überlebenden Familienangehörigen und Freunden verschlug es Salomon Finkelstein nach Kriegsende nach Hannover - er blieb.
Auch Henry Korman, Jahrgang 1920, stammt aus Polen, lebte dort in seiner Heimatstadt Radom im Ghetto und meldete sich zur Arbeit in der Rüstungsindustrie, um zu überleben. Als das Ghetto 1942 aufgelöst und die Bewohnerinnen und Bewohner zum Abtransport in die Konzentrationslager zum Bahnhof getrieben wurden, verlor Henry Korman seine Eltern und drei seiner Schwestern für immer aus den Augen. Auch er wurde - wie Salomon Finkelstein - schließlich nach Auschwitz deportiert, von dort aus in weitere Lager, bis er schließlich am 6. April den Tordesmarsch nach Bergen-Belsen antrat. Er überlebte dank der Hoffnung auf eine baldige Befreiung, studierte nach dem Krieg in Schweden und lebt heute abwechselnd in den USA und in Deutschland.