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Familie 2.0 - Wie gemeinsam aufwachsen in der digitalen Welt?

Jahrestagung 2013 der LAG Erziehungsberatung im Haus der Region

(lifePR) (Hannover, )
Jugendliche und junge Menschen verbringen heute so viel Zeit im Internet, dass das Leben in der digitalen Welt selbstverständlich zur eigenen Entwicklung dazugehört. Laut Umfragen sind viele Menschen in einer Beziehung sogar mehr auf das Smartphone des Partners als auf andere Menschen eifersüchtig. Wie sich die Familien- und Erziehungsberatung auf diesen gesellschaftlichen Wandel einstellen kann und muss, darum geht es in einer zweitägigen Fachtagung (14. und 15.11.) der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung in Niedersachsen. Die Region Hannover ist erstmals Ausrichter und Gastgeber der Tagung.

"Um junge Familien vernünftig beraten zu können, müssen Pädagogen und Therapeuten in den Beratungsstellen natürlich wissen, welche Kommunikationsformen und -wege Jugendliche heute nutzen", sagte Jugend- und Sozialdezernent Erwin Jordan der Region Hannover als Gastgeber der Tagung. "Deshalb begrüße ich, dass das Thema in diesen anderthalb Tagen auf so vielen verschiedenen Ebenen angegangen wird. Es geht ja nicht darum, die zunehmend virtualisierten Lebensweise zu verteufeln, sondern Antworten darauf zu finden, wie die Jugendhilfe in ihrer Arbeit den Einfluss der Medien auf die Sozialisation der Jugendlichen angemessen berücksichtigen und welche Unterstützung sie leisten kann."

Die Tagung "Familie 2.0 - Aufwachsen in der digitalen Welt" beleuchtet das Thema vom alltäglichen Umgang mit Medien in den Familien bis hin zur Online-Sucht. Während der erste Tag vor allem an praktischen pädagogischen Aspekten orientiert ist, steht der zweite Tag unter dem Zeichen von Erziehungswissenschaft und Hirnforschung. Ihre Teilnahme zugesagt haben rund 150 Fachkräfte vor allem aus Beratungsstellen und Jugendämtern aus ganz Niedersachen. Eröffnet wurde die Tagung von Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt.

"Kein anderes Medium kann sich so flexibel an unsere natürlichen Bedürfnisse wie Entspannung, Ablenkung, Spaß, aber auch Anerkennung und Erfolg oder das Gefühl des 'Gebraucht werdens' anzuknüpfen", beschreibt Matthias Möller die Gründe des Erfolgs der Neuen Medien. "Und dabei liegen Potentiale und Gefahren nicht selten dicht beieinander", so der Leiter der Familien- und Erziehungsberatungsstellen der Region Hannover, der auch die Tagung konzipiert hat.

Wie oft der Umgang mit Medien Anlass für eine Erziehungsberatung mit Jugendlichen oder auch Eltern ist, wird nicht konkret erfasst, sagt Möller. "Aber es lässt sich gefühlt so beschreiben, dass Facebook, Fernsehen, Computer-Spiele oder das Smartphone in rund 60 Prozent der Beratungen mit Eltern von Kinder von 10 bis 17 Jahren eine Rolle spielen." Dabei gehe es häufig um die Nutzungsdauer und den Druck, jederzeit erreichbar oder auch bei Online-Spielen ständig anwesend zu sein, oder aber um konkrete Inhalte, wie gewaltverherrlichende Spiele oder pornografische Internetseiten.

"Unsere Erfahrung ist, dass Ratschläge hinsichtlich des Umgangs mit Social Media oder Internet nur wenig hilfreich sind, auch deshalb, weil viele junge Eltern inzwischen selbst mit den neuen Medien aufgewachsen sind", so Matthias Möller. "Vielmehr unterstützen wir die Familien dabei, dass Eltern und Kinder eigene Regeln miteinander aushandeln. Dabei sind die Jugendlichen häufig durchaus vernünftig und haben konstruktive Vorschläge." Für konkrete Verhaltenstipps verweist der Familientherapeut auf die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Unter www.bundespruefstelle.de/... sind folgende Empfehlungen zur Mediennutzung aufgelistet:

- Mediennutzung will gelernt sein. Eltern sind Vorbild vom ersten Tag an. Wie Medien sinnvoll genutzt werden können, erlernen Kinder erst durch die Eltern und Erziehenden, durch Erfahrungen in der Familie und später auch mit Freunden und Gleichaltrigen. Medienerziehung beginnt also schon in den ersten Lebensjahren.

- Für Kinder in den ersten drei Lebensjahren ist zum Beispiel das Fernsehen ein ungeeignetes Medium. Trotzdem gilt: Durch Medienerziehung sollen Kinder lernen, Medien sinnvoll auszuwählen und zu nutzen. Ziel der Medienerziehung ist nicht, sie von Medien fern zu halten. Medien bieten Unterhaltung, ermöglichen Kommunikation und vermitteln neue Informationen über unsere Welt. Medien, gerade auch digitalen Medien unvoreingenommen gegenüber zu stehen, hilft, im Umgang mit Kindern und Jugendlichen Konflikte zu vermeiden und erleichtert Erziehung. Interessieren Sie sich für die Medien Ihrer Kinder. Wer die Vorteile der Mediennutzung kennt und weiß, dass Medien für Kinder und Jugendliche zum Alltag auch der Kommunikation gehören, wird von Kindern und Jugendlichen auch dann ernst genommen, wenn er die Gefahren und Nachteile von Mediennutzung und -inhalten anspricht.

- Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist es, darauf zu achten, wie lange Kinder Medien nutzen und mit welchen Inhalten sie konfrontiert werden. Heranwachsende brauchen mit zunehmendem Alter mehr Freiräume. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind klare Regeln (und achten Sie auf deren Einhaltung), welche Medien wann und wie lange genutzt werden dürfen.

In der Vorschulzeit und den ersten Grundschuljahren (7-8 Jahre) sollten Kinder täglich nicht mehr als eine halbe Stunde mit der Nutzung verschiedener Medien verbringen. Mit zunehmendem Alter Ihres Kindes können Sie schrittweise und bei Bedarf eine Erhöhung der Zeiten der Mediennutzung zulassen und beispielsweise auch eine Ausweitung der Inhalte. Die durchschnittlichen Mediennutzungszeiten von täglich 90 Minuten der 6 bis 13-Jährigen sind entschieden zu lang!

Die Vereinbarungen über solche Zeiten sollten bei älteren Kindern ein Wochenbudget und keine einheitliche tägliche Höchstgrenze vorsehen, damit sie lernen, ihre Zeiten der Mediennutzung mit den unterschiedlichen Schul- oder Freizeitverpflichtungen an einzelnen Wochentagen zu vereinbaren.

- Gesundheitliche Beeinträchtigungen, die Vernachlässigung schulischer oder häuslicher Pflichten, der Verlust sozialer Kontakte oder der Verzicht auf sonst regelmäßig ausgeübte sportliche Betätigung deuten auf schwerwiegende bestehende Probleme hin. Radikale Verbote sind bei Abhängigkeit nicht hilfreich. Nehmen Sie in diesen Fällen Kontakt zu Fachleuten der örtlichen Suchtberatungsstellen (Computerspielsucht, Medienabhängigkeit) auf.
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