Musik ist neben der Sprache ein zweites, nur den Menschen eigenes Kommunikationssystem. Musik erzeugt mächtige Emotionen, vertieft und organisiert soziale Bindungen. Die „Konstruktion von Musik“ in unserem Kopf hängt stark von Lernprozessen ab. Geübte Musikerinnen und Musiker verarbeiten Musik anders als unerfahrene Hörerinnen und Hörer – so können sie leicht die Themen einer Fuge von Johann Sebastian Bach in allen ihren Umwandlungen schon während des Stückes erkennen. Doch auch musikalische Unerfahrene können dank der Lernfähigkeit des Hörsystems schon nach 20 Minuten Hörtraining ungewohnte Klänge besser unterscheiden.
Nach neuen Erkenntnissen hängen auch die Emotionen beim Musikhören teilweise von Lernprozessen ab. Starke Emotionen, wie ein „Gänsehauterlebnis“, treten dann häufiger auf, wenn musikalische Strukturen erkannt werden. Wer Musik macht, hat noch weitere Vorteile. So fällt in der Jugend das Lernen von Sprachen leichter, auch das Wortgedächtnis verbessert sich. Im Alter bleibt die Fähigkeit, Sprache bei lauten Störgeräuschen zu verstehen, länger erhalten. Zusammenfassend sind Musikhören und Musikmachen wunderbare Möglichkeiten, lustvoll das Hören zu lernen.
Prof. Dr. Eckart Altenmüller ist seit 1994 Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Er studierte Medizin in Tübingen, Paris und Freiburg und zeitgleich Querflöte an der Musikhochschule Freiburg. Als Arzt und Musiker ist er einer der führenden deutschen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Neurophysiologie und Neuropsychologie. In seinem Institut am Schiffgraben hat er eine Spezialambulanz für Musiker-Erkrankungen aufgebaut, die internationalen Ruf genießt. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehört die Erforschung der lernfördernden und therapeutischen Wirkung von Musik auf das Gehirn.
Prof. Altenmüller ist unter anderem Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musiker-Medizin und wissenschaftlicher Vizepräsident der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Außerdem unterstützt er die Hörregion Hannover als Mitglied des Kuratoriums.
Weitere Termine der Reihe „Das Ohr zur Welt – die Welt im Ohr“
Mittwoch, 7. September, 19 Uhr
Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover
„Hören und Schwerhörigkeit – Wie unser Ohr funktioniert“
Prof. Dr. Thomas Lenarz, Deutsches HörZentrum der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Mittwoch, 9. November, 19 Uhr
Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover
„KlangKörper – Artifizielle Bewegungsakustiken für den Sport und die motorische Rehabilitation“
Prof. Dr. Alfred Effenberg, Institut für Sportwissenschaft, Leibniz Universität Hannover
Mittwoch, 7. Dezember, 19 Uhr
Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover
„Der Klang des Universums“
Prof. Dr. Karsten Danzmann, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Hannover
Hörregion Hannover
In der Region Hannover gibt es eine deutschlandweit einzigartige Vielfalt von herausragenden Unternehmen, Einrichtungen und Initiativen rund um Schall, Klang und Akustik – in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit, Bildung und Kultur. Auf dieser Basis entwickelt die Region Hannover die neue Marke und das neue Netzwerk Hörregion, mit der Absicht, auf den Hör-Sinn in seinen verschiedenen Facetten aufmerksam zu machen, für gutes Hören zu werben und den Standort Region Hannover zu stärken.
Weitere Informationen über Idee, Projekte und Veranstaltungen der Hörregion unter www.hörregion-hannover.de