"Die 'Hannover Filmklappe' ist für viele angehenden Filmemacherinnen und Filmemacher Experimentierfeld und erster ambitionierter Gehversuch im Umgang mit der Kamera zugleich", sagte Filmklappen-Organisator Uwe Plasger vom Medienzentrum der Region Hannover. "Wir sind immer wieder überrascht vom Einfallsreichtum, der Energie und dem Aufwand, den die jungen Regisseurinnen und Regisseure in ihre kleinen Werke stecken."
Auch wenn die Beteiligung mit 41 eingesandten Beiträgen an der Filmklappe deutlich unter der Resonanz der Vorjahre liegt, sieht Plasger die Begeisterung, aber auch Notwendigkeit, sich in der Schule mit dem Leitmedium Film auseinanderzusetzen, ungebrochen. "Von vielen Schulen wissen wir, dass zahlreiche Filmprojekte aufgrund des extrem kurzen Schuljahres einfach nicht rechtzeitig fertig geworden sind. Dennoch sind wieder der Großteil der Beiträge in Klassenprojekten oder Schul-AGs entstanden. Daher bin ich sicher, dass sich die Jury im nächsten Jahr wieder zwischen deutlich mehr Filmen entscheiden muss."
Prämiert wurden neun Filme, ein Film wurde lobend erwähnt - jeweils die besten Beiträge in den Kategorien Kindertagesstätten/Grundschulen, Förderschulen, Klassen 5-7, Klassen 8-10 und Klassen 11-12/BBS. Eine fachkundige Jury aus medienpädagogischen Beratern, Mitarbeitern in der Filmbranche sowie jungen Filmschaffenden haben die Beiträge nach Originalität der Story, schauspielerischer und kreativer Inszenierung sowie dem Einsatz filmgestalterischer Mittel ausgewählt. Als Gewinn erhielten die Erstplazierten jeweils 200 Euro, die Zweitplazierten einen Kinobesuch mit Freigetränk für die ganze Filmcrew.
Inhaltlich orientierten sich die Wettbewerbsbeiträge auch in diesem Jahr vorwiegend am realen sozialen und gesellschaftlichen Kontext der Kinder und Jugendlichen, so Uwe Plasger. "Alkoholkonsum, Mobbing in der Schule, Kommunikation über das Internet und Liebesgeschichten sind häufig aufgegriffene Themen. Aber auch in diesem Jahr fehlten nicht die beliebten Genres Horror, Science Fiction oder Fantasy und Kriminalfilm."
Auffällig: Viele der jungen Filmemacherinnen und Filmemacher haben sich in ihren Kurzwerken intensiv mit filmgestalterischen Mitteln auseinandergesetzt und bestimmte Techniken für die Dramaturgie angewandt. Dazu zählt Plasger etwa die Parallelmontage, das Suspense-Prinzip oder die Wirkung von Licht, Musik und Einstellungen im Horrorfilm. "Der erkennbar bewusste Einsatz der Kamera oder von Montageprinzipien freut uns natürlich ganz besonders, weil wir darin auch die umfangreichen Anstrengungen der Filmbildung in Niedersachsen wiedererkennen, die die Medienzentrum der Region Hannover und des Landkreises Celle seit vielen Jahren für die Schulen leisten."
Während sich hinsichtlich der Bildgestaltung also weiter eine Qualitätsentwicklung beobachten lässt, bleibt die Tonspur hingegen oft vernachlässigt. Vor allem auf die rechtlich einwandfreie Verwendung von Filmmusik legt der medienpädagogische Berater großen Wert: "Leider wurde in einer viel zu hohen Zahl von Beiträgen urheberrechtlich geschützte Musik eingesetzt, obwohl wir in der Wettbewerbsausschreibung klar darauf hingewiesen haben, dass dafür eine Erlaubnis der Urheber erforderlich ist. Dass das auch geht, haben zwei Förderschulen gezeigt, die sich Genehmigung unter anderem für einen Song von Xavier Naidoo eingeholt hatten."
Die 1. Sieger der "Hannover Filmklappe 2013" nehmen im Februar 2014 automatisch an der "Niedersachsen Filmklappe" teil. "Viele der großen Regisseure von heute haben auch mal Kurzfilmen angefangen. Unser Wettbewerb stärkt einerseits durch den Umgang mit der Kamera die heute so wichtige Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen, andererseits ist die Konkurrenz für den einen oder anderen sicher auch ein Ansporn, in dem Metier weiter zu machen", so Uwe Plasger.
Seit dem Jahr 2007 gibt es den jährlichen Kurzfilmwettbewerb "Hannover Filmklappe". Organisatoren der diesjährigen Ausgabe sind die Medienzentren der Region Hannover und des Landkreises Celle. Kooperationspartner sind die Hochhaus-Lichtspiele, das Kino am Raschplatz, die Kammer-Lichtspiele Celle, die Neue Schauburg in Burgdorf, das Andere Kino in Lehrte sowie das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung.
Preisträger der Hannover Filmklappe 2013
Kategorie: Kindertagesstätten/Grundschulen
1. Platz
Rom - Einblick in die antike Stadt (Dokumentation, 6 Min.)
Bela Lieder, Grundschule Eichendorff, Hannover-Linden
Inhalt: Bela Lieder nutzte eine Familienreise nach Rom, um mit der Videokamera einen kleinen Dokumentarfilm über die antike Geschichte der Stadt zu machen. Besonders sympathisch und gelungen ist dabei die Kombination von Realaufnahmen antiker Stätten und Visualisierung der Menschen des antiken Roms mit Hilfe von Playmobilfiguren.
Kategorie: Förderschulen
1. Platz
Herzenswärme 3 - Frieden in Gefahr (Spielfilm, Science Fiction, 15 Min.)
Video-AG der Pestalozzi-Schule, Burgwedel
Leitung: Nils Haunert
Inhalt: Die Video-AG der Pestalozzi-Schule in Burgwedel ist ihrer erfolgreichen "Serien"-Methode treu geblieben und präsentiert den 3. Teil der "Herzenswärme-Saga". Das Friedensmittel von Pro. Dr. Hermann erfreut sich großer Beliebtheit bei den Menschen und verkauft sich bestens. Aber böse Aliens vom Planeten Aggromeda landen auf der Erde und verwandeln das Mittel mit ihren Energiestrahlen so, dass es aggressiv statt friedlich macht. Können die guten Aliens vom Planeten Amora den Frieden auf der Erde retten?
Die Video-AG der Pestalozzi-Schule Burgwedel zeigt wieder einmal, wie erfolgreich praktische Filmarbeit mit Schülerinnen und Schülern sein kann.
2. Plätze:
Comenius-Schule (Musik-Video, 5 Min.)
Schülerinnen und Schüler der Grundstufe I und II der Comenius-Schule der Lebenshilfe Celle. Leitung: Anne Lappe
Inhalt: In ihrem Musikvideo besingen und zeigen die Kinder und Jugendlichen ihren vielfältigen Schulalltag. Den Text haben sie selbst geschrieben, die Melodie stammt vom Udo-Jürgens-Hit "Aber bitte mit Sahne", für deren Nutzung die Gruppe extra die Erlaubnis eingeholt hat. Ein beispielhafter Umgang mit dem Urheberrecht und ein sehr sympathisches Musikvideo.
Emran hat's geschafft (Dokumentation, 3 Min.)
Klasse 8/9B der Franz-Mersi-Schule, Hannover
Leitung: Claudia Tappe
Inhalt: Sehbehinderte Schülerinnen und Schüler machen einen Film! Eine ganz besondere Herausforderung für Lehrerin Claudia Tappe und ihre Schülergruppe, die sie mit Bravour gemeistert haben. In ihrer dreiminütigen Dokumentation stellen sie einen ehemaligen Schüler der Franz-Mersi-Schule vor, der es trotz starker Sehbehinderung geschafft hat, erfolgreich als Musiker und Trommellehrer zu arbeiten.
Auch diese Filmcrew hat die Nutzungsrechte für die verwendete Musik, Xavier Naidoo's "Der Weg", angefragt und erhalten. Die Botschaft des im Film portraitierten ehemaligen Schülers findet in dieser Filmproduktion sichtbare Anwendung: "Man soll trotz Handicap versuchen, sein Ziel zu erreichen und nicht aufgeben!"
Kategorie: Sekundarbereich Klassen 5-7
Lobende Erwähnung
Erpressung im Wald (Spielfilm, Drama, 8 Min.)
AG "Filmen" der Kooperativen Gesamtschule, Sehnde
Leitung: Juliane Gorka
Inhalt: Eine Gruppe Schülerinnen wird von einer Jungengang drangsaliert und um Geld erpresst. Die Lage spitzt sich zu, als einem der Mädchen arg zugesetzt wird. Doch die Mitschülerinnen wissen sich zu helfen.
Erste filmische "Gehversuche", die zeigen, dass sich schulische Filmarbeit lohnt.
Kategorie: Sekundarbereich Klassen 8-10
1. Platz
Jasmin und Dennis' Weihnachten (Spielfilm, TV-Parodie, 15 Min.)
Lennart Kleinschmidt, Lukas Wesslowski, Julius Heinze, Bismarckschule, Hannover
Inhalt: Jasmin und Dennis sind verheiratet und feiern ihr alljährliches Weihnachtsfest. Im Stil der typischen RTL-Doku-Soaps haben die jungen Filmemacher diese beiden fiktiven Charaktere bei ihren Vorbereitungen zum Weihnachtsfest auf sehr humorvolle Weise portraitiert. Man merkt den Filmemachern ihren Spaß bei der Inszenierung an und der Zuschauer hat Spaß an dieser Parodie.
2. Platz
27 Tage (Spielfilm, Drama, 15 Min.)
Jannika Weidner, Judith Weidner, Kooperative Gesamtschule, Neustadt am Rübge.
Hannah Zieseniß, Otto-Hahn-Gymnasium, Springe
Inhalt: Leonie leidet an einer schweren Lebererkrankung. Sollten die Medikamente in nächster Zeit nicht anschlagen, kann sie nur noch eine Lebertransplantation retten. Ihre Freundin Sarah versucht, Leonie durch lustige Unternehmungen aufzuheitern in der Hoffnung, dass sich dadurch auch ihr Gesundheitszustand verbessert. Durch welch tragisches Ereignis Sarah schließlich ihrer Freundin das Leben rettet, ahnt zu dem Zeitpunkt noch niemand.
Die drei jungen Filmemacherinnen haben sich einer sehr schweren Thematik angenommen und es geschafft, diese gekonnt in Szene zu setzen.
Kategorie: Sekundarbereich Klassen 11-13 / BBS
1. Platz
Halt Los! (Spielfilm, Video-Slam-Poetry, 10 Min.)
Film-AG des Otto-Hahn-Gymnasiums, Springe
Leitung: Wolfhardt Kaul
Inhalt: Der Ruf der Freiheit wird laut. Raus aus den herrschenden Konventionen! Einmal noch in die verstaubte Lehranstalt, deren Hof stürmen, Rebellion und Progression demonstrieren, Grenzen brechen, den Aufbruch in die Freiheit feiern, Liebe erleben. Individualität und Innovation spiegeln sich in einem inszenierten Poetry Slam wider. Es gibt kein Halten, aber auch keinen Halt mehr, bis sich einer dieser heutigen Stürmer und Dränger aus dem HALTLOSEN Treiben löst, um sogleich wieder anzuHALTEN, beim beschwerlichen Versuch, die propagierte Freiheit auch zu leben. Doch schließlich geht er LOS und auf seine Liebe zu ...
Eine beeindruckende inszenatorische Leistung!
2. Platz
Der Garten des Lebens (Spielfilm, Drama, 12 Min.)
Sebastian Schrüfer, Jerome Flau, Gymnasium Lehrte
Inhalt: Ein Mensch, gefesselt in einem geheimnisvollen, finsteren Garten; ein obskurer Wächter vor dem Eingang zu einem Schuppen, in welchem sich das einzige Mittel aufbewahrt ist, mit dem sich der Gefangene befreien kann. Doch bevor ihm Einlass gewährt wird, muss er sich genauer mit dem Garten beschäftigen, dessen Beete, Hecken und Gestrüpp seinem Wesen entwachsen und Abbild seines Innenlebens sind. Erst wenn der Garten in neuer Pracht erblüht und Früchte trägt, wird er frei sein.
Auf der Grundlage selbst verfasster und im Off vorgetragener Prosa inszenieren die beiden Filmenthusiasten einen gleichermaßen verstörenden wie faszinierenden Film.
Sonderpreis: Dokumentarfilm / Unterrichtsfilm
Millionen Helden (4 Min.)
Julia Hildebrand, Saskia Kunz, Annika Peters, Jana Ewertowski, Lena Willig, Sina Grade
Integrierte Gesamtschule Langenhagen
Inhalt: Die jungen Filmemacherinnen haben sich auf die Suche nach "Helden im Alltag" gemacht und zeigen in Interviews, worauf es den Menschen bei einem "Held" ankommt. Eines ist aber für alle gleich: Jeder kann ein Held sein, auch ohne irgendwelche Superkräfte.
Eine kurzweilige, formal solide und gestalterisch ansprechende Doku zu einem Thema, über das nachzudenken sich durchaus lohnt.