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Jäten, pikieren, pflanzen: 20 Jahre Ausbildung zum Helfer im Gartenbau an der Justus-von-Liebig-Schule

Europaweit erste Ausbildung für Jugendliche mit Förderbedarf geistige Entwicklung

(lifePR) (Hannover-Ahlem, )
Den Boden bearbeiten, Kompost aufbereiten, Pflanzen pflegen, Kulturgefäße füllen - nur einige fachpraktische Arbeiten, die die Schülerinnen und Schüler während ihrer Ausbildung zur Helferin und zum Helfer im Gartenbau an der Justus-von-Liebig-Schule lernen. Das Besondere: Die Berufsfachschule richtet sich speziell an Jugendliche mit Förderbedarf im Bereich geistige Entwicklung. In diesem Sommer feiert die Ausbildung an der Berufsbildenden Schule (BBS) der Region Hannover in Ahlem ihr 20-jähriges Bestehen.

"Die Berufsfachschule an der Justus-von-Liebig-Schule ist nach wie vor ein Vorzeigemodell, wie die Integration junger Menschen mit Behinderungen ins gesellschaftliche Leben gelingen kann", so Ulf-Birger Franz, Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung der Region Hannover. "Die Ausbildung ist auf mehreren Ebenen beispielhaft: So war sie eine der ersten überhaupt, die Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf den Berufseinstieg ermöglicht hat. Außerdem ist die Vermittlungsquote nach dem Abschluss erfreulich hoch. So etwas geht nur mit viel Innovationsgeist und besonderem Engagement, für das ich mich bei der Schule und den Lehrkräften herzlich bedanke."

"Unser schulisches Angebot ist in zweierlei Hinsicht von besonderer Bedeutung", so der Leiter der Justus-von-Liebig-Schule, Georg Damek. "Einerseits bieten wir Jugendlichen mit Förderbedarf im Bereich geistige Entwicklung die Möglichkeit, im Rahmen einer dualen Ausbildung einen qualifizierten Berufsabschluss zu erwerben, darüber hinaus leisten wir mit dieser Ausbildung aber auch einen speziellen Beitrag zur Integration dieser Jugendlichen in die Gesellschaft und ermöglichen ihnen somit ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben."

Als die Justus-von-Liebig-Schule mit der damals so genannten Sonderschule für geistig Behinderte 1987 eine feste Kooperation einging, waren integrative oder inklusive Ansätze noch Zukunftsmusik. Ziele der Kooperation: den Schülerinnen und Schülern allgemeine und fachspezifische Fertigkeiten an einem Lernort jenseits der Förderschule zu vermitteln. Dazu gehören neben Kenntnissen im Gartenbau auch alltägliche soziale Kompetenzen, wie die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule oder die Orientierung an einem zunächst fremden Ort. Im Rahmen der Schulkooperation besuchen 25 Jugendliche aus den Abschlussstufen unterschiedlicher Förderschulen an einem Tag pro Woche die BBS. Aus diesem Kreis werden dann geeignete Schülerinnen und Schüler für die dreijährige Ausbildung zur Helferin und zum Helfer im Gartenbau ausgewählt.

1994 ging die neue Berufsfachschule Helferin/Helfer im Gartenbau erstmals an den Start. "Europaweit waren wir damit die erste Berufsschule, die eine Ausbildung speziell für junge Menschen mit geistigen Behinderungen angeboten hat", sagt Manfred Ebensen nicht ohne Stolz. Der Fachlehrer der Justus-von-Liebig-Schule hat den Bildungsgang konzipiert. Seit 2002 wird dieser Ausbildungsgang als Innovationsvorhaben an Berufsbildenden Schulen an der Justus-von-Liebig-Schule in Hannover fortgeführt. Bis zu acht Schülerinnen und Schüler können pro Jahr an der Ausbildung teilnehmen - gut zwei Drittel von ihnen werden auch zur Prüfung an der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zugelassen. "Alle, die diesen Schritt gemacht haben, schaffen dann auch ihren Abschluss", so Ebensen.

Die Ausbildung orientiert sich nach den Richtlinien der Werkerausbildung. Unterrichtet werden insgesamt 38 Wochenstunden, davon 22 theoretische und praktische Unterrichtseinheiten in der BBS und 16 Stunden im Betrieb. Im dritten Ausbildungsjahr soll sich der Anteil der betrieblichen Praxis auf drei Tage erhöhen, um den Schülerinnen und Schülern den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Dazu beitragen sollen auch kurze Arbeitswege - deshalb vermitteln die Berufschullehrkräfte nach Möglichkeit Betriebe in der Nähe der Wohnorte der Auszubildenden.

In den vergangenen 20 Jahren haben 62 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung begonnen. Auf diesem Wege wurden 41 Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf im Bereich Geistiger Entwicklung offiziell zur Werkerin oder zum Werker im Gartenbau ernannt. Soweit der Schule bekannt, haben davon 34 junge Menschen eine Festanstellung in einem Gartenbau- oder einem anderen Betrieb erhalten. Derzeit sind elf Jugendliche in der Ausbildung - vier von ihnen legen Ende Juli ihre Prüfung ab.

Neben der beruflichen Qualifikation trägt auch der Kontakt zu anderen Auszubildenden an der Justus-von-Liebig-Schule zur gesellschaftlichen Integration der Förderschülerinnen und Förderschüler bei: So nehmen sie an Klassenfahrten im Rahmen der Kriegsgräberpflege mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge teil oder fahren zu Arbeitseinsätzen auf die Insel in das Schullandheim Nieblum der Region Hannover.

Derzeit kooperieren folgende Förderschulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung aus der Region Hannover mit der Justus-von-Liebig-Schule: die Anne-Frank-Schule aus Seelze, die Wilhelm-Schade-Schule und die Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule aus Hannover, die Schule am Wasserwerk aus Burgdorf, die Janusz-Korczak-Schule aus Springe, die Selma-Lagerlöff-Schule aus Ronnenberg, die ILMASI-Schule aus Garbsen und die Paul-Moor-Schule aus Wunstorf.

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