Ein Grund für die Entwicklung: Sorgen und Nöte von Minderjährigen werden immer eher wahrgenommen und auch angezeigt, sagt Sozial- und Jugenddezernent Erwin Jordan von der Region Hannover: "Das ist sicher auch ein Erfolg der öffentlichkeitswirksamen und fachlich guten Arbeit unserer Jugendhilfestationen, die sich in den vergangenen Jahren eng mit Schulen, Kindertagesstätten und der Polizei vernetzt haben." Darüber hinaus gewinne Jugendhilfe zunehmend an Akzeptanz in der Bevölkerung: "Unterstützung vom Jugendamt anzunehmen, ist heute nicht mehr anrüchig, vor allem auch deshalb, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort in intensivem Kontakt mit den Familien stehen und niedrigschwellige Beratungen anbieten", so Jordan.
In dem Bericht werden alle geleisteten ambulanten und stationären Jugendhilfen wie zum Beispiel die sozialpädagogische Familienhilfe und Unterbringen erfasst und ausgewertet. Demnach wurden von insgesamt 2.695 Minderjährigen zwei Drittel ambulant oder teilstationär (1.822 Fälle) versorgt, davon erhielten 833 Hilfen für Lese- und Rechtschreibstörungen sowie Rechenstörungen. Etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen (873 Fälle) wurden in stationären Einrichtungen wie Heimen oder Pflegefamilien untergebracht.
Besonders auffällig: Die Altersgruppe der 6- bis 14-Jährigen nimmt immer häufiger Jugendhilfe in Anspruch - 1.154 von 1.793 laufenden Hilfen wurden im vergangenen Jahr für diese Altersgruppe geleistet. Um dieser Entwicklung entgegen zu steuern, konzentriert sich die Region Hannover bereits seit 2007 verstärkt auf Präventionen im Vorschulalter: "Unser Ziel ist, so früh wie möglich Kinder aus sozial benachteiligten, erziehungsschwachen und bildungsfernen Familien gesellschaftlich zu integrieren, indem wir ihre Sprachkompetenz fördern und die Eigenverantwortung von Eltern stärken", sagt Jordan. Für Familien unterstützende Projekte wie zum Beispiel dem Familienhebammenprojekt und der Sprachförderung in Kindertagesstätten stellt die Region jährlich jeweils 250.000 Euro zur Verfügung.
Auch der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Jugendhilfe wächst: Mittlerweile entfallen über ein Drittel der stationären und fast ein Drittel der ambulanten Jugendhilfeleistungen auf diese Gruppe. Stießen ambulante Hilfsangebote wie Beratungen in der Vergangenheit nicht immer auf Akzeptanz, gelingt es durch konzeptionelle Weiterentwicklungen des Hilfsangebots zunehmend besser, Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen. Über Fortbildungen erwerben Fachkräfte mehr interkulturelle Kompetenz. Außerdem wird versucht, zunehmend Familienhelfer mit Migrationshintergund einzusetzen.
Mit den Fallzahlen haben sich auch die Ausgaben für Jugendhilfe erhöht - von rund 22,1 Millionen Euro im Jahr 2008 auf rund 25,2 Millionen Euro im Jahr 2009. Ursache für die Mehrkosten sind im Wesentlichen gestiegene Sachkosten und Tariflöhne. Rund ein Drittel der Gesamtausgaben, 8,2 Millionen Euro, wurden für ambulante Maßnahmen gezahlt, die aber zwei Drittel der Fallzahlen ausmachen. Entsprechend umgekehrt ist das Verhältnis bei stationären Leistungen (Ausgaben rund 17,0 Millionen Euro bei einem Drittel der Fallzahlen).
Schon jetzt ist absehbar, dass der Jugendhilfebedarf im Jahr 2010 weiter zunimmt. Aus diesem Grund hat die Region Hannover für dieses Jahr vier zusätzliche Stellen eingerichtet, für das kommende Jahr sind weitere Stellen vorgesehen. "Angesichts der rasant wachsenden Jugendhilfezahlen - nicht nur in der Region Hannover, sondern bundesweit - müssen wir damit rechnen, das Personal weiter aufzustocken", so Jordan.
Der Bericht "Hilfen zur Erziehung 2009" wird vom Team Jugendhilfeplanung des Fachbereichs Jugend der Region Hannover herausgegeben. Weitere Informationen erteilt Anke Schröter unter Telefon 0511/616-22224. Als pdf-Datei steht der Bericht unter www.hannover.de zum Download zur Verfügung.
Die Region Hannover ist Jugendhilfeträger
für 15 von 21 regionsangehörigen Städten und Gemeinden. Dazu gehören: Barsinghausen, Burgwedel, Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Isernhagen, Neustadt am Rübenberge, Pattensen, Ronnenberg, Seelze, Sehnde, Uetze, Wedemark, Wennigsen und Wunstorf. Die dezentrale Organisationsstruktur ermöglicht eine ortsnahe Versorgung. Gewährleistet wird das durch die in Barsinghausen, Burgwedel, Garbsen und Neustadt am Rübenberge eingerichteten Jugendhilfestationen, die Sprechzeiten auch in umliegenden Kommunen anbieten. Ein eigenes Jugendamt führen die Städte Burgdorf, Laatzen, Langenhagen, Lehrte, Springe und Hannover, die die Jugendhilfeaufgaben selbständig wahrnehmen.