"Wir sind vorsichtig optimistisch, dass sich unsere kontinuierliche Arbeit vor allem im präventiven Bereich positiv auf die Fallzahlen auswirken", sagte Sozial- und Jugenddezernent Erwin Jordan von der Region Hannover. Gleichwohl sei das Niveau der geleisteten Hilfen nach wie vor hoch - was sich laut Jordan aber nicht allein mit einem erhöhten Hilfebedarf in den Familien begründen lässt: "Tatsächlich verliert das Jugendamt durch gute Arbeit vor Ort zunehmend seinen Schrecken als Eingreifbehörde und wird mehr als Partner und Unterstützer begriffen. Inzwischen wenden sich Familien und Jugendliche oft freiwillig an die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, und das bevor mitunter Krisen in den Familien eskalieren."
Einen weiteren Grund für die insgesamt hohen Zahlen sieht Jordan in der gewachsenen Aufmerksamkeit für Misshandlungen oder Vernachlässigung von Kindern. "In den vergangenen Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, eine Art Frühwarnsystem zu etablieren und die Jugendhilfestationen mit niedergelassenen Ärzten, Kindertageseinrichtungen und der Polizei zu vernetzen. Durch die gestiegene Akzeptanz der Jugendhilfe nehmen zudem auch mehr Familien unsere niedrigschwellige Unterstützung an."
Etwa zwei Drittel der Hilfen (1.891 Fälle) haben im vergangenen Jahr ambulante oder teilstationäre Leistungen wie sozialpädagogische Familienhilfen oder Tagesgruppen umfasst. Rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen (921 Fälle) wurden in stationären Einrichtungen wie Heimen oder Pflegefamilien untergebracht. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lag die Zahl aller geleisteten Hilfen bei 2.711, im Jahr 2006 bei 2.342.
Wie in den Jahren zuvor nimmt die Altersgruppe der 6- bis 14-Jährigen besonders häufig Jugendhilfe in Anspruch - 643 von 1.344 laufenden Hilfen wurden zum Stichtag 19.12.2012 für diese Altersgruppe geleistet. Um dieser Entwicklung entgegen zu steuern, hat die Region Hannover ihre präventiven Angebote im Vorschulalter verstärkt - unter anderem mit dem in Zusammenarbeit mit den Kommunen gestarteten Projekt "Frühe Hilfen - Frühe Chancen" oder einem Beratungsschwerpunkt der Familien- und Erziehungsberatungsstellen für Kinder unter drei Jahren. Dazu gehören außerdem Familien unterstützende Projekte wie den Einsatz von Familienhebammen und die Sprachförderung in Kindertagesstätten.
Positiv bewertet der Sozialdezernent den Trend, dass der Anteil stationärer Hilfen mit einer Dauer von weniger als drei Monaten deutlich zurückgeht: Betrug der Anteil bezogen auf alle Hilfen im Jahr 2010 noch 27,2 Prozent, ist diese Quote im Jahr 2012 auf 19,6 Prozent gesunken. "Kurzzeitige Hilfen stehen immer im Zusammenhang mit akuten Kriseninterventionen in Familien oder der Verweigerung der Hilfen von Seiten der Jugendlichen", so Erwin Jordan. "Dass hier ein Abwärtstrend erkennbar ist, zeigt auch, dass unsere Angebote passgenauer zugeschnitten werden." Mit einem verbesserten standardisierten Verfahren zur Ermittlung des Hilfebedarfs und einem Handbuch für den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) soll der Anteil der nur kurzen stationären Hilfen künftig weiter sinken.
Während die Fallzahlen gesamt gesehen leicht zurück gingen, sind die Ausgaben der Region Hannover für Jugendhilfeleistungen dagegen weiter gewachsen - eine Entwicklung, die Sozialdezernent Erwin Jordan vor allem auf gestiegene Sachkosten und Tariflöhne zurückführt. Mit rund 31,6 Millionen Euro haben die Aufwendungen für Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 2011 lagen die Ausgaben bei 31,1 Millionen, 2010 bei 29,1 Millionen.
Der umfangreiche Bericht über die Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen für die Jahre 2010 bis 2012 steht auf www.hannover.de zum Download bereit.