",Wohnen und Arbeiten' bietet den Betroffenen ein Umfeld, wo sie zur Ruhe kommen können und sich nicht mehr um den nächsten Schlafplatz kümmern müssen", sagt Erwin Jordan, Dezernent für soziale Infrastruktur der Region Hannover. "Sie bekommen zudem Hilfe in allen sozialen Fragen und erhalten Orientierung für ihre berufliche Entwicklung. Wir wollen diese jungen Menschen stark machen, damit sie wieder ihren eigenen Weg gehen können."
Dietmar Langer, Mitglied der Geschäftsführung des Jobcenters der Region Hannover, betont: "Das Wichtigste ist, erst einmal die Lebenssituation zu stabilisieren, um gemeinsam die nächsten Schritte planen zu können. Die Jugendlichen brauchen Vertrauen, dass sich das Jobcenter um sie kümmert und Interesse daran hat, das etwas aus ihnen wird. Diese Vertrauensbasis können wir hier aufbauen."
"Perspektivisch geht es uns um die Integration der jungen Leute in Ausbildung und Arbeit", sagt Pro Beruf-Geschäftsführer Rudolf Schulz. "Mit unserem ganzheitlichen Ansatz von psychosozialer Begleitung und Beratung sowie Beschäftigung und Qualifizierung sprechen wir die jungen Menschen an und erhöhen ihre Chancen, wieder Fuß zu fassen."
Das Projekt "Wohnen und Arbeiten" wurde im Rahmen des Programms zur Bekämpfung gegen Jugendarbeitslosigkeit der Region Hannover entwickelt und ist zunächst auf drei Jahre angelegt. In diesem Zeitraum fördert die Region Hannover das Projekt mit insgesamt bis zu rund 650.000 Euro. Es richtet sich an junge Menschen unter 25 Jahren, die von gängigen Hilfeangeboten und Regelsystemen nicht mehr erreicht werden - aufgrund vielfältiger Problemlagen wie psychischen Beeinträchtigungen, lückenhaften schulischen Bildungsverläufen oder unklaren Wohnverhältnissen.
Projekt-Kern ist das Wohnangebot mit 15 Plätzen und einer Notfallwohnung für die kurzfristige Unterbringung. Neben der beruflichen Eingliederung ist die an das Projekt anschließende ambulante Nachbetreuung zur Wohn- und Arbeitssituation Schwerpunkt von "Wohnen und Arbeiten". Zusätzlich bietet die niedrigschwellige Beratungsstelle Hilfe und Unterstützung in Wohnungsnotfallfragen für junge Menschen aus der Region Hannover.
Derzeit sind alle Plätze des Wohnangebotes belegt, zwölf junge Männer und drei junge Frauen leben in den insgesamt fünf Dreier-Wohngemeinschaften im Stadtgebiet Hannover und in Garbsen. "Viele der Jugendlichen haben keine guten Schulabschlüsse und kommen aus belasteten Elternhäusern. Etwa die Hälfte ist zudem überschuldet und von Privatinsolvenz bedroht", sagt Verena Altenhofen, Leiterin von "Wohnen und Arbeiten". Dazu träten oft psychische Probleme und Drogen- oder Alkoholmissbrauch auf. Die Projekt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer werden Schritt für Schritt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stabilisiert, nachdem zunächst gemeinsam die persönliche Situation konkret geklärt wurde: Wie kann ein Abbau der Schulden funktionieren? Ist eine Krankenversicherung vorhanden? Ist eine Therapie sinnvoll?
Die Jugendlichen lernen, zusammen und selbstverantwortlich zu wohnen. Müll trennen, Rücksicht auf die Nachbarn nehmen, die Wohnung sauber halten - "für viele sind das ganz neue Erfahrungen", so Altenhofen. In den Bereichen Hauswirtschaft und Handwerk bietet das Projekt den Teilnehmenden Qualifizierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Zusätzlich kommt eine Mitarbeiterin des Jobcenters in das Projekt und unterstützt die Jugendlichen vor Ort bei der Planung der beruflichen Zukunft.
Bis zu einem Jahr haben die jungen Erwachsenen Zeit, ihren Neustart mit dieser Unterstützung zu organisieren. Dann sollen sie wieder auf eigenen Füßen stehen. Damit der Übergang gelingt, erhalten alle eine ambulante Nachbetreuung in einer eigenen Wohnung bzw. am Arbeits- oder Ausbildungsplatz.