Das Land Niedersachsen ist per Gesetzauftrag verpflichtet, den Krankenhäusern die notwendigen Mittel für Investitionen und Maßnahmen zur Erhaltung der Gebäude sowie für Zuwendungen in die medizinischtechnische Ausstattung bereit zu stellen. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten seien diese Mittel jedoch völlig unzureichend, beklagen Hannovers Klinikmanager. Nach Berechnungen des Sozialministeriums und der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft beläuft sich der Investitionsstau mittlerweile auf 1,5 Milliarden Euro. Der aktuelle, bundesweite "Krankenhaus Rating Report" führender deutscher Wirtschaftsinstitute errechnet für Niedersachsen gar einen Fehlbetrag von 2,1 Milliarden Euro. Damit belegt das Land bundesweit den letzten Platz aller Bundesländer.
Ähnlich desaströs ist nach wie vor die Vergütung der Patientenbehandlungen durch die Krankenkassen. Der Landesbasisfallwert liegt hierzulande weit unter Bundesdurchschnitt und verschärft die wirtschaftliche Situation der meisten Krankenhäuser. Zwei Drittel aller Kliniken schreiben mittlerweile rote Zahlen. Eine Verbesserung der verheerenden Gesamtsituation ist nicht in Sicht. Die verantwortliche Bundesregierung hat sich lediglich festgelegt, frühestens ab 2016 eine Neuordnung der Vergütung vorzunehmen.
In einem Schreiben an Ministerpräsident Stephan Weil, Finanzminister Peter- Jürgen Schneider und Sozialministerin Cornelia Rundt listet die Krankenhaus- Allianz das Investitions-Dilemma ihrer Häuser auf. Die Hälfte des Investitionsstaus betrifft Gebäude der vergangenen 20 Jahre bei einer Abschreibung von 25 Jahren. Weitere 50 Prozent sind medizinischem Gerät zuzuordnen, die in der Regel über einen Zeitraum von fünf Jahren abgeschrieben werden. Zur Kompensation dieser Abschreibungen fehlen folgende Beträge: bei kleineren Häusern rund 400 000 Euro jährlich, bei mittleren 800 000 Euro und bei großen Kliniken 1,6 Millionen pro Jahr.
In der Forderung an das Land Niedersachsen soll sich die Höhe der Investitionshilfe an den jeweiligen Patientenfallzahlen und der Behandlungsschwere in den Kliniken orientieren. Demnach soll ein kleines Krankenhaus mit ca. 5000 stationären Patienten rund 500.000 Euro an zusätzlichen Fördermitteln erhalten, bei mittleren Häusern mit 10.000 Patienten wäre dies eine Million Euro, große Einrichtungen mit etwa 20.000 Patienten und mehr pro Jahr müssten zusätzlich zwei Millionen Euro erhalten.
Nach Ansicht der Krankenhaus-Allianz ist die Forderung nach einem Investitions-Nothilfeprogramm keineswegs nur einseitig ausgelegt. Diese zusätzliche Förderung würde sich auch nachhaltig auswirken können, weil sie finanzielle Spielräume für die Krankenhäuser eröffnet. Bei einem Einsatz der Investitionsmittel für Anlagegüter mit kurzer bis mittlerer Laufzeit (fünf bis zehn Jahre) würde somit je nach Klinikgröße ein Volumen zwischen 50.000 und 400.000 Euro frei gesetzt werden können. Neben dem tatsächlichen Abbau des massiven Investitionsstaus würden somit für die Krankenhäuser auch ausreichend Anreize für Eigenmittelinvestitionen und wirtschaftliches Handeln geschaffen.
Unterstützt werden die Klinikmanager auch von den Berufsorganisationen Marburger Bund (Ärzteschaft) und Deutscher Pflegerat sowie der Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG).
In der Allianz der hannoverschen Krankenhäuser sind folgende Klinikverbünde und Einzelhäuser vertreten: Medizinische Hochschule Hannover, Klinikum Region Hannover, Diakonische Dienste Hannover, Vinzenz- Krankenhaus, DRK-Clementinenhaus, Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Sophienklinik, Paracelsus Kliniken.
Insgesamt arbeiten dort mehr als 23.000 Menschen. Sie behandeln pro Jahr rund 300.000 Patienten stationär und 680.000 Patienten ambulant. Der gesamte Jahresumsatz beträgt rund 1,5 Milliarden Euro.