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Lebenswege von Migrantinnen in der Region Hannover

Neue Broschüre der Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten

(lifePR) (Hannover, )
Brücken bauen, Integration fördern: Mit der neuen Broschüre "Migrantinnen in der Region Hannover. Ein biografisches Lesebuch" stellt die Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten in der Region Hannover gelungene Beispiele und Modelle von Integration von Migrantinnen vor. Herausgegeben wird das 48-seitige Heft im Rahmen des Aktionsprogramms "Migrantinnen in Niedersachsen - Integration gestalten", das von der niedersächsischen Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann und den kommunalen Frauenbüros angeboten wird.

"Die Broschüre will zu mehr Verständnis füreinander und Verständigung miteinander beitragen", erklärte Mechthild Schramme-Haack, Gleichstellungsbeauftragte der Region Hannover, heute bei der Vorstellung der Broschüre im Haus der Region. 20 unterschiedliche Biografien von Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern erzählen in Auszügen von den Hindernissen und Herausforderungen auf dem Weg in eine geglückte Integration. "Die hier nachgezeichneten Lebenswege zeigen, dass jede Frau in ihrem eigenen Integrationsprozess, einige auch in dem von anderen, viel erreicht und geleistet haben", sagt Mechthild Schramme-Haack.

Die Broschüre solle die unterschiedlichen Lebenslagen und Potentiale von Migrantinnen sichtbar machen, ergänzte Dr. Brigitte Vollmer-Schubert. "Migration wird häufig nur in Zusammenhang mit Problemen gesehen, mit Gewalt, Zwangsheirat, Integrationsschwierigkeiten", so die Frauenbeauftragte und Leiterin des Referats für Frauen und Gleichstellung der Landeshauptstadt Hannover. "Wir aber wollen die Frauen in ihrer Vielfältigkeit vorstellen, um Lehrerinnen, Multiplikatoren, aber vor allem sie selbst zu motivieren, sich an positiven Beispielen starker Frauen zu orientieren und Mut für die Bewältigung eventuell eigener Probleme zu fassen."

Eine dieser Biografien ist die von Tatjana Ilchenko: Sie musste sich in ihrem Leben immer wieder äußeren Widerständen stellen und von Menschen erbaute Barrieren überwinden: "Als Kind ist mir der übliche Antisemitismus von anderen Kindern begegnet. Aber ich habe mich gewehrt." Die studierte Pädagogin und Elektroenergiewissenschaftlerin hat es in ihrer Heimat, der Ukraine, trotz schwieriger Umstände zu Wohlstand gebracht. Dennoch: Die Not anderer Menschen ließen sie zweifeln: "Besonders die Rentner, die ihr ganzes Leben gearbeitet hatten, konnten sich nicht einmal Milch leisten. Das war schrecklich!"

1999 hatte sie genug - und trug sich auf die Warteliste bei der Deutschen Botschaft ein. Mittlerweile lebt Tatiana Ilchenko seit sechs Jahren in Hannover. Auch wenn der Weg durch die Ämter schwierig war - sie hat sie es geschafft, in ihrer neuen Heimat anzukommen: Tatiana Ilchenko arbeitet wieder in ihrem Traumberuf, als Dozentin für interkulturelle Kompetenzen. Sie übersetzt russische Lieder ins Deutsche, leitet unter anderem einen Volkshochschulkurs mit dem Titel "Deutsch lernen durch Kultur". Ihr Ziel: Sprachbarrieren abbauen, Vertrauen bei den Teilnehmerinnen zur fremden Sprache aufbauen. "Ich möchte Multiplikatorin sein und andere Frauen mitziehen."

Aus ihrem Heimatland flüchten musste Mizlal Paulos. Die 46-Jährige hatte bereits als Kind die schrecklichen Folgen eines Krieges mitbekommen: Als Schülerin trat sie 1977 in die eritreische Befreiungsfront ein - der Unabhängigkeitskrieg, mit dem Eritrea sich von Äthiopien abgrenzen wollte, währte zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zehn Jahre. Als Sanitäterin wurde sie überall dort eingesetzt, "wo man eine Kraft brauchte". Anfang der 1980er Jahre musste sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in den Sudan flüchten. "Aber es gab dort keine Zukunft für uns", so Mizlal Paulos. Ihr Entschluss stand fest: Allein mit den Kindern ging sie nach Deutschland - ihr Mann wollte in Eritrea bleiben und den politischen Kampf fortführen.

"Ich kannte niemanden und konnte noch gar kein deutsch", beschreibt Mizlal Paulos die anfänglichen Schwierigkeiten. Eine harte Zeit, aus der sie mit großer Energieleistung und einem viel Ehrgeiz gestärkt herausgekommen ist. Nach mehr als 20 Jahren in Deutschland hat sie viele Freunde gefunden. Und in Wunstorf eine neue Heimat. Heute arbeitet sie in dem Beruf, den sie am liebsten ausüben wollte: als Krankenschwester in der Entbindungsstation im hannoverschen Henriettenstift.

Die kostenlose Broschüre "Migrantinnen in der Region Hannover. Ein biografisches Lesebuch" ist in einer Auflage von 5.000 Exemplaren erschienen und in allen Gleichstellungsbüros der Kommunen in der Region Hannover erhältlich.
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