Eine neue Analyse der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS aus Nürnberg, die sich die „Vermessung“ der Logistikbranche in ganz Deutschland zur Aufgabe gemacht hat, verdeutlicht die herausgehobene Bedeutung der Logistikbeschäftigung für die Region Hannover. Gemeinsam mit Annemarie Kübler, Projektleiterin bei Fraunhofer SCS, stellte Ulf-Birger Franz heute (15.04.) die neue Veröffentlichung „Standortinformation: Arbeitsmarktmonitor Logistikwirtschaft“ vor. „Durch den Arbeitsmarktmonitor Logistikwirtschaft wird deutlich, dass die Logistikwirtschaft für die Region Hannover von hoher Bedeutung ist und trotz aller Schwierigkeiten bei der statistischen Erfassung des Logistikarbeitsmarktes und der regionalökonomischen Effekte als eigenständiger Wirtschaftsbereich wahrgenommen werden sollte“, sagt Mitautorin Annemarie Kübler.
9,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gehen in der Region Hannover direkten operativen und administrativen Logistiktätigkeiten nach – deutlich mehr als im bundesweiten Schnitt (8,4 Prozent). Über die Hälfte der Logistikbeschäftigten sind im Bereich Lager und Umschlag tätig, knapp ein Viertel der Beschäftigten (23 Prozent) sind jeweils im kaufmännischen Bereich/Verwaltung sowie im Transport/Zustellung tätig. „Die Verteilung der Beschäftigtenanteile deuten auf eine vergleichsweise hohe Wertschöpfung innerhalb der regionalen Logistikwirtschaft hin, da im Verhältnis der drei Haupttätigkeitsfelder deutlich weniger Menschen mit dem reinen Transport von Vormaterialien und Fertigwaren beschäftigt sind“, so Annemarie Kübler.
Der Arbeitsmarkt für Logistik ist in den vergangenen zehn Jahren um rund 25 Prozent gewachsen. Die Logistikwirtschaft in der Region Hannover weist eine beachtliche Dynamik auf – wird aber in Zukunft auch einige Herausforderungen in Bezug auf den regionalen Arbeitsmarkt mit sich bringen. Denn: „Die Logistikbeschäftigten, die das dynamische Wachstum der Branche mit ermöglicht haben, werden absehbar zur kritischen Ressource“, so Franz. „Langfristig müssen logistische Berufe attraktiver gestaltet werden, um den Fachkräftebedarf auch zukünftig absichern zu können.“
Fast ein Drittel aller Logistikbeschäftigten (32 Prozent) waren 2015 älter als 50 Jahre – in den Transport- und Zustellberufen sind es bereits 43 Prozent. Vor allem durch die weiterhin zu erwartende stetige Erhöhung der Frauenerwerbsquote (plus 27 Prozent seit 2006) und der Teilzeitquote (plus 82 Prozent) ergeben sich allerdings zusätzliche Potenziale. Die Zahl der Auszubildenden ist im Vergleich zu 2006 gestiegen: 2015 wurden in der Region Hannover 3.870 neue Ausbildungsverträge in Logistikberufen abgeschlossen, das entspricht einem Plus von 6,6 Prozent. Auch die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in der regionalen Logistikwirtschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt: 2015 waren bereits 17 Prozent der Beschäftigten Ausländer, 2006 lag der Anteil noch bei knapp zehn Prozent. „Vor diesem Hintergrund kommt der Logistikwirtschaft bei der Integration von ausländischen Beschäftigten in den regionalen Arbeitsmarkt eine besondere Bedeutung zu“, sagt Wirtschaftsdezernent Franz.
Logistik ist heute mehr als Transport und Lagerei: Zeitgemäße Logistik verzahnt Produktion, Beschaffung, Distribution und Handel miteinander. Die Tätigkeitsfelder in der Logistik haben sich im Laufe der letzten Jahre stark gewandelt – weg von einer reinen Fokussierung auf die physischen Abläufe hin zu einem übergreifenden und ganzheitlichen Management logistischer Flüsse. Logistische Strukturen integrieren Standorte in globale Wirtschaftsprozesse und ermöglichen erst die effiziente Arbeitsteilung moderner Industrieproduktion. Neben der Querschnittsfunktion der Logistikwirtschaft sind die regionalökonomischen Effekte der Logistikwirtschaft in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die regionale Wertschöpfung nicht zu unterschätzen: Die dynamische Entwicklung der Logistikwirtschaft führte in der Vergangenheit in der Region Hannover zu positiven Arbeitsmarkt- und Wertschöpfungseffekten. Die Fraunhofer SCS geht davon aus, dass eine durchschnittliche Logistikansiedlung pro Hektar Grundstücksfläche 42 Arbeitsplätze schafft beziehungsweise sichert und darauf eine jährliche Wertschöpfung von rund 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet wird.
Die Standortinformation „Arbeitsmarktmonitor Logistikwirtschaft“ ist auch online abrufbar unter www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de.