"Das Bewegungsmodul des Gesamtprojekts fördert spielerisch und wie selbstverständlich motorische Kompetenzen, insbesondere Koordination und Ausdauer, und steigert die Körperwahrnehmung der Kinder", sagte Dr. Cornelia Ehrhardt vom Team Sozialpädiatrie und Jugendmedizin der Region Hannover. Die Leiterin des Projekts betonte, wie wichtig es ist, schon früh gegen Übergewicht und Adipositas vorzubeugen. "Im Grundschulalter laufen bedeutende Lernprozesse ab, die das Verhalten von Kindern langfristig prägen", so die Jugendärztin.
Um die durch das Projekt angestoßene Begeisterung der Kinder für den Tanz weiter zu fördern, lernen seit Montag auch die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule Saturnring Grundbegriffe südamerikanischer Rhythmen und HipHop. Ziel des mehrteiligen Workshops ist es, dass die Pädagogen im Wechsel mit den Tanzlehrern künftig selbst wöchentliche Einheiten in Kleingruppen, im Sportunterricht oder auch in der Pausenhalle anbieten können. "Gerade die Kombination aus Musik und Bewegung kommt bei den Kindern besonders gut an", sagte Schulleiter Werner Kohrs. "In den Bewegungseinheiten können sich die Schülerinnen und Schüler austoben und wieder Energie für den normalen Unterricht tanken."
Die Grundschule Saturnring zählt zu den fünf am meisten durch Adipositas belasteten Grundschulen in der Region Hannover. Der Anteil der übergewichtigen Kinder ist bereits zur Einschulung so hoch wie an anderen Schulen in der vierten Klasse. Im Rahmen des Projekts führten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Region Hannover über zwölf Monate wöchentlich eine "bewegte Unterrichtspause" durch, um die Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Außerdem informierten sie in anschaulichen Lehreinheiten über gesunde Ernährung und vermittelten praktische Fertigkeiten im Umgang mit Nahrungsmitteln.
Verantwortlich für das Übergewicht sind laut Dr. Cornelia Ehrhardt mehrere Faktoren wie die soziale Situation einer Familie, die Schulbildung der Mutter oder Bewegungsmangel. Ausschlaggebend seien aber auch Fehlernährung oder ein Migrationshintergrund: "Es ist bekannt, dass Familien mit Migrationshintergrund oft ihre ausgewogene traditionelle Küche verlassen und zu Fertigprodukten greifen, die durch Werbung als gesund verkauft werden, oder dass sie kalorienreiche Kindernahrungsmittel wählen." An der Grundschule Saturnring haben etwa 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund.
Bis jetzt haben sich 32 Grundschulen an dem Projekt "Gesund essen - täglich bewegen" der Region Hannover beteiligt. Die Schulklassen werden mehr als drei Jahre von einem multiprofessionellen Team zu den Themen gesunde Ernährung, Bewegungsförderung und Persönlichkeitsstärkung begleitet. Maßgeblich gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Außerdem unterstützen viele regionale Partner die ganzheitliche Gesundheitsförderung.