Seit April 2011 haben sich über die Tuberkulose-Beratungsstelle der Region Hannover bereits 160 Menschen bereit erklärt, an der Verbundstudie mitzuwirken. "Die Teilnahmebereitschaft ist außerordentlich gut, damit leisten die Probanden einen wichtigen Beitrag, um das Studienziel zu erreichen", sagt Helga Heykes-Uden, Leiterin der TBC-Beratungsstelle im Haus der Region.
Im Fokus der Studie stehen Personen, die entweder an TBC erkrankt waren oder einen sehr engen Kontaktes zu einem TBC-Erkrankten hatten. Dazu wird den Probanden in der TBC-Beratungsstelle Blut abgenommen, das unter anderem an das Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie geschickt wird. Dort werden die Blutzellen und spezielle Gene untersucht, die die Krankheitsausprägung der TBC beeinflussen könnten. Der Abschluss der Studie ist für April 2014 vorgesehen. Erhofft wird, dass aus den Ergebnissen ein Impfstoff gegen TBC entwickelt werden kann.
Die TBC-Beratungsstelle der Region hat bereits mehrfach die medizinische Grundlagenforschung mit Erkenntnissen aus der Praxis unterstützt: So wurden Ende der 1990er Jahre anhand der Untersuchungsergebnisse von hannoverschen Patienten bundesweit erstmalig mittels der genetischen Fingerprint-Methode Infektionsketten aufgedeckt - ein Verfahren, das bislang nur wenige Gesundheitsämter anwenden. Und 2005 gehörte die TBC-Beratungsstelle zusammen mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt zu den ersten Instituten im öffentlichen Gesundheitswesen, die den neu entwickelten Tuberkulosebluttest, den Interferon-Gamma-Test, eingesetzt haben.
Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die auf dem Luftweg übertragen wird. Von einem an offener Lungentuberkulose erkrankten Patienten werden beim Husten Tröpfchen abgegeben, die von anderen Menschen eingeatmet werden und so zu einer Infektion führen können.
Bisher ungeklärt ist die Frage, warum Menschen auf eine Infektion mit dem Tuberkulosebakterium (Mycobacterium tuberculosis) unterschiedlich reagieren. Ein kleiner Teil frisch Infizierter erkrankt innerhalb von zwei Jahren an einer Tuberkulose, was vermutlich einen Anteil von weniger als drei Prozent aller Betroffenen ausmacht. Weitere sieben Prozent erkranken erst sehr viel später in ihrem Leben - man spricht in diesem Zusammenhang von einer "Reaktivierung" der bis dahin "latenten", also verborgenen Infektion. Der weitaus größte Anteil der Infizierten aber - rund 90 Prozent - erkrankt weder akut noch später. Offenbar wird bei diesen Menschen aufgrund genetischer Veranlagung der Erreger nach der Infektion sofort und endgültig beseitigt.