Auf über 1100 Seiten und in 31 Karten wird eine detaillierte Bestandsaufnahme von Flora und Fauna der Region Hannover in 862 Landschaftsteilräumen geleistet und daraus Handlungsempfehlungen für den Schutz und die Entwicklung wertvoller Naturräume und Arten abgeleitet. Der Landschaftsrahmenplan entfaltet zwar selbst keine Rechtswirkung, ist aber eine wesentliche Abwägungsgrundlage für alle Planungsträger. "Bürgern, Behörden und Bauträgern geben wir mit dem Landschaftsrahmenplan eine erstklassige Informationsquelle über den Zustand der Natur und die naturschutzfachlichen Entwicklungsziele an die Hand", erläuterte Priebs. In digitaler Form ist der Landschaftsrahmenplan der Region Hannover mit allen Informationen und Karten unter www.hannover.de/... zu finden.
Mit einer Größe von 2.300 Quadratkilometern ist die Region Hannover fast so groß wie das Saarland (2570 qkm) und nach dem Emsland (2.885 qkm) flächenmäßig der größte Kommunalverband Niedersachsens. Knapp die Hälfte der Regionsfläche steht schon heute unter Schutz, weitere etwa 130 Quadratkilometer wären nach den fachlichen Kriterien des LRP schutzwürdig. "Für einen wirtschaftlich intensiv genutzten Ballungsraum wie die Region Hannover ist dies eine hervorragende Kennziffer. Sie zeigt, dass trotz einer Vielzahl konkurrierender Interessen an die vorhandene Fläche die Natur in der Region Hannover nicht zu kurz kommt", kommentierte Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt in der Region Hannover den Ist-Zustand: "Der Landschaftsrahmenplan hilft, Zielkonflikte sichtbar zu machen und Lösungen zu entwickeln."
Acht große Naturräume prägen die Region Hannover: Dank dieser abwechslungsreichen Landschaftsstruktur gibt es in der Region Hannover eine überdurchschnittliche Biodiversität - also eine vielgestaltige Lebensraum- und Artenvielfalt. Rund 160 der in Niedersachsen regelmäßig nachgewiesenen 212 Brutvogelarten ziehen ihren Nachwuchs in und um Hannover auf. Bei den eher unauffälligen Reptilien sieht die Bilanz anders aus: Sechs von sieben in unseren Breitengarden vorkommenden Arten sind in der Region Hannover zu finden. "Auf Zauneidechse, Schlingnatter und Kreuzotter haben wir ein besonderes Auge", betont deshalb Michael Schmitz, Leiter des Projekts LRP bei der Region Hannover, "gerade weil wir in der Pflicht stehen, die Vorgaben des EU-Rechts in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie umzusetzen."
Genau 188 Zielarten haben die mit dem Landschaftsrahmenplan in den letzten sieben Jahren befassten internen und externen Expertinnen und Experten kartiert: Die Ergebnisse machen schnell den Wert der Top-Biotope im Regionsgebiet erkennbar. Für den hautamtlichen Naturschutz besonders erfreulich. "Das Vorkommen etwa des Braunfleck-Perlmutterfalters in der Hannoverschen Moorgeest war für uns eine Überraschung und bleibt Ansporn, diese Flächen zu schützen und zu revitalisieren", sagt Günter Wendland, Leiter des Teams Naturschutz Ost in der Umweltverwaltung der Region Hannover.
Die Bestandsaufnahme der natürlichen Qualitäten der Region Hannover kennt weitere besondere Gewinner und Verlierer. Die Bilanz von Sonja Papenfuß: "Biber, Fischotter, Kranich oder Seeadler erobern am Steinhuder Meer ihren angestammten Lebensraum zurück." Das Vorkommen der Grauammer gilt hingegen als "ausgelöscht".
Der Landschaftsrahmenplan beinhaltet auch - neben einer Auswertung der Grundlagendaten zu Boden, Wasser, Klima und Luft - umfangreiche Aussagen zum Landschaftsbild der Region Hannover und ihren historischen Kulturlandschaften. Erfasst wurden dafür sämtliche Alleen und einreihige Baumreihen (761) sowie die Wallhecken (126) außerhalb der Siedlungen.
Die Bilanz der Natur der Region Hannover wird ergänzt mit Vorschlägen für die Stärkung des Biotopverbundes sowie für Schutzmaßnahmen und Artenhilfsprogramme, damit der Zustand von Natur und Landschaft in der Region Hannover für die Zukunft erhalten und wo nötig, verbessert werden kann.