"Die facettenreiche Geschichte des Ortes Ahlem bietet diverse Anknüpfungspunkte in der Vermittlungsarbeit. Das betrifft zum einen die zentralen Ereignisse im Nationalsozialismus, zum anderen die Geschichte der jüdischen Emanzipation in Deutschland - beides wird in der Gedenkstätte anschaulich dokumentiert ", sagte Regionspräsident Hauke Jagau bei der Präsentation des pädagogischen Angebots, das von kürzeren Überblicksführungen über mehrtägige Workshops bis hin zu langfristigen Projekten reicht.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die mit Ahlem einen Teil ihrer persönlichen Lebensgeschichte verbinden. Das grundlegende Darstellungs- und Erzählprinzip basiert auf den persönlichen Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Auszüge aus 27 Zeitzeugen-Interviews werden in der Ausstellung gezeigt, diese und weitere Interviews stehen auch für die pädagogische Arbeit zur Verfügung. "Ein guter Einstieg für Schülerinnen und Schüler, die noch nicht im Thema stehen", so der Regionspräsident. Anhand ausgewählter Biografien lernen Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 8 unterschiedliche Schicksale kennen und können individuelle Lebensgeschichten mit dem historischen Kontext in Verbindung bringen. Darüber hinaus sind Workshops über das Jüdische Leben in Hannover, über Migration und Flucht, Erinnerungsformen und -orte sowie Demokratieerziehung im Angebot. "In der Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung stellen wir ganz bewusst einen Bezug zur Gegenwart und unserem heutigen Verständnis von Zivilcourage her", so Jagau.
Um diese Themen gerade jungen Menschen nahezubringen und die einzelnen Bereiche und Stationen der Ausstellung möglichst ansprechend aufzubereiten, setzt das pädagogische Angebot auf den Einsatz moderner Medien wie Tablet-PC, Medienstationen und -tische, die zum interaktiven Forschen anregen. "Zeitgemäße Vermittlungsformate sind unerlässlich, wenn man so komplexe und spannende Themen nachfolgenden Generationen nahebringen möchte", sagte Dr. Heinrich Jagau, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hannover. "Daher haben wir die pädagogische Arbeit im medialen Bereich gern mit 500.000 Euro unterstützt."
Mit Prof. Dr. Peter Longerich hat die Gedenkstätte Ahlem jetzt einen renommierten Zeithistoriker für die pädagogische Arbeit gewinnen können. Er ist international anerkannter Fachmann für die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands, insbesondere des Holocaust, und wird künftig regelmäßig Schulungen für Lehrkräfte anbieten. "Ich möchte Lehrerinnen und Lehrer gern dabei unterstützen, die Geschichte Ahlems zu vermitteln", so Longerich. "Daher stelle ich meine wissenschaftlichen Kenntnisse gern in den Dienst dieses Gedenk- und Lernortes." Die mediale Aufbereitung hält auch Longerich für wichtig, biete sie doch die Möglichkeit, Inhalte auf kleinstem Raum aufzubereiten und laufend zu ergänzen.