Die lutherischen Geistlichen des 16. Jahrhunderts hatten eine zündende Idee: Um die Zuhörer ihrer oft mehr als einstündigen Predigten wach zu halten, ließen sie "Blumen sprechen". Sie deuteten Pflanzen aus, die den Menschen aus ihren eigenen Gärten bekannt waren. Dafür verglichen sie etwa die Farbe einer Blüte oder bestimmte Heilkräfte mit theologischen und christlichen Glaubenssätzen. An die Tradition der Pflanzenpredigten der Reformationszeit erinnert nun der Allegorische Garten der St. Petri Kirchengemeinde im Lehrter Ortsteil Steinwedel.
Den Plan für den Garten hat der ehemalige Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Hannover, Dr. Kaspar Klaffke, entworfen: In seinen Beeten soll einmal ein rund hundert Arten umfassender Pflanzenfundus mit theologischer Bedeutung wachsen - die Bandbreite reicht von Bäumen über strauchartige Gehölze wie Rosen bis zu Stauden, Kräutern, Sommerblumen und Nutzpflanzen. Dadurch kann sich ein außergewöhnliches Gartenbild entwickeln.
Im Buch zum Garten, das von der Germanistin Dr. Carola Piepenbring-Thomas erarbeitet wurde, werden in ausführlichen Pflanzenportraits die unterschiedlichen Stauden, Sträucher und Heilpflanzen mit ihrer allegorischen Bedeutung vorgestellt. Auf 142 Seiten sind außerdem Texte zum gärtnerischen Konzept, zum historischen Hintergrund der Pflanzenpredigten sowie dem Leben der lutherischen Prediger enthalten. Bilder zeigen den Garten im Wechsel der Jahreszeiten und die verschiedenen Pflanzen. Ein Literaturverzeichnis bietet Hinweise zur weiteren Lektüre. Das Buch wird gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro abgegeben.