"Zu viele Jugendliche schaffen einfach nicht den Sprung von der Schule in die Ausbildung, weil ihnen oft die nötige Reife, soziale Kompetenz oder schlicht Orientierung fehlen", sagte Wirtschafts- und Bildungsdezernent Ulf-Birger Franz bei der Vorstellung des Projekts "Praxis - Klasse!" am Mittwoch (15.5.) im Haus der Region. "Unser Ansatz, die Schülerinnen und Schüler eng zu begleiten und damit fit für die Ausbildung zu machen, kann nur durch die Unterstützung der Berufsbildenden Schulen, der Kammern und der Wirtschaft gelingen. Deshalb freue ich mich, dass bei diesem Projekt alle an einem Strang ziehen."
"Wir können es uns nicht leisten, jungen Menschen ohne Schulabschluss oder mit schlechtem Hauptschulabschluss keine berufliche Perspektive zu eröffnen", sagte Heinz Orlob, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hannover. "Gerade diese Jugendlichen sind oftmals schulmüde und benötigen neben einer kontinuierlichen sozialpädagogischen Betreuung vor allem Praxisphasen in Unternehmen zur Berufsorientierung."
"Obwohl sich der Ausbildungsmarkt bereits zu einem Bewerbermarkt entwickelt hat, profitieren sozial- und bildungsbenachteiligte Jugendliche noch nicht oder nur in einem zu geringen Umfang von den Entwicklungen", sagte Michael Sternberg, Leiter der Berufsbildenden Schule 6 der Region Hannover. "Um diesem Trend weiter entgegenzutreten, benötigen diese jungen Menschen eine nachhaltig wirkende sozialpädagogische Unterstützung, aber auch die Betriebe brauchen verlässliche Ansprechpartner, die bei in der betrieblichen Praxis auftretenden Problemen zur Verfügung stehen. Mit dem Projekt 'Praxis - Klasse!' kann der Übergang in das Berufsleben gut gelingen."
Wesentliche Säulen des Projekts sind eine sogenannte qualifizierte Übergabe von den allgemeinbildenden in die Berufsbildenden Schulen und die sozialpädagogische Begleitung der Auszubildenden während des Berufsschulunterrichts. Schon in der Abschlussklasse werden Schülerinnen und Schüler mit erwartbar schwachem Abschluss sowie Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher angesprochen, um sich am Ausbildungsprogramm zu bewerben - mit Lernentwicklungsbericht, Berufswahlpass oder auch Beurteilungen der Schulsozialarbeiter.
Anschließend besuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Jahr das Berufsvorbereitungsjahr oder die Berufseinstiegsklasse, in deren Curriculum ein hoher Praktikumsanteil in Betrieben sowie berufsvorbereitende Einheiten integriert sind - wie ein Bewerbungstraining oder ein Talentworkshop, um eigene Stärken zu entdecken. Mit den Praktika sollen Verträge in zwei- oder sogar dreijährigen Ausbildungsberufen angebahnt werden - zum Beispiel als Objektbeschichter, als Fachkraft für Holz- und Bautenschutz, als Fachkraft im Gastgewerbe, als Fachlagerist, als Gebäudereiniger, Glaser oder Textilreiniger. Interessierte Betriebe werden schon im Vorfeld als Praktikumsstellen von den Kammern angesprochen und an die Schulen vermittelt.
Die sozialpädagogische Unterstützung steht den Auszubildenden und für optimierte Abstimmungen zwischen Betrieb und BBS auch während der Ausbildung zur Verfügung. An dem Projekt beteiligen sich die BBS 6 und 7 in Hannover sowie die BBS Springe und die BBS Neustadt am Rübenberge. Start ist im Juni 2013 mit 40 Schülerinnen und Schüler aus der Region Hannover.