„Eine steigende Nachfrage nach Fachkräften, der erhöhte Qualifizierungsbedarf potenzieller Beschäftigter und eine demographisch bedingte Verknappung von Fachkräften führen zu diesen Engpässen auf dem regionalen Arbeitsmarkt“, sagt Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region Hannover. Modellrechnungen zur Entwicklung des Fachkräftebedarfs weisen außerdem auf eine Zuspitzung des Ungleichgewichts von Arbeitsangebot und -nachfrage hin. „Wir möchten diesem Trend entgegenwirken, damit sich Fachkräfteengpässe nicht verstärken und zu einer Innovations- und Wachstumsbremse entwickeln“, so Franz.
Unternehmen greifen bereits zu vielfältigen Maßnahmen: Jedes zweite Unternehmen bildet aktuell aus, branchenübergreifend kooperieren 60 Prozent der Unternehmen bei der Stellenbesetzung mit der Bundesagentur für Arbeit, fünf von zehn Unternehmen rekrutieren über Stellenanzeigen in Online-Börsen. „Die betriebliche Berufsausbildung kann die eigene Fachkräftebasis im Unternehmen nachhaltig sichern. Investitionen in Ausbildungsplätze sind von elementarer Bedeutung, um Fachkräfteengpässen rechtzeitig entgegenzuwirken“, sagt Franz. Dennoch: „Eine Vielzahl an Unternehmen, die nach eigener Aussage vom Fachkräftemangel betroffen ist, bildet nicht aus“. Nur etwa jedes zehnte Unternehmen ergreift spezielle Strategien zur Aktivierung von auf dem Arbeitsmarkt bislang unterrepräsentierten Personengruppen wie Migrantinnen und Migranten, Frauen, Alleinerziehende sowie Personen über 50 Jahren. „Die Potenziale dieser Personengruppen müssen besser genutzt werden“, so Franz.
Auch die Bindung der eigenen Beschäftigten an das Unternehmen gewinnt zunehmend an Bedeutung. „Personalverantwortliche stehen vor der Herausforderung, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und zielgruppenspezifische Instrumente zur Fachkräftebindung zu nutzen.“ Hohe Priorität haben dabei Maßnahmen zur Förderung der Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten, zusätzliche Sozialleistungen sowie materielle und monetäre Anreize. Ansätze, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sieht die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung außerdem in einer frühzeitigen Bindung von Studierenden an die Region Hannover, in der Verbesserung der Familienfreundlichkeit von Unternehmen, im Ausbau der Kooperations- und Netzwerkstrukturen sowie auch bei der Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen bei der Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Region Hannover ist nicht allein mit dieser Aufgabe: 2014 hat sich die Fachkräfteallianz gegründet, ein Bündnis aus elf Partnerinnen und Partnern von Kammern, Hochschulen, Arbeitsagentur und der öffentlichen Hand. „Die Allianz basiert auf dem gemeinsamen Verständnis, dass die Fachkräftesicherung für alle Akteurinnen und Akteure in der Region Hannover eine zentrale Zukunftsaufgabe ist“, sagt Franz. Für eine sachgerechte Diskussion und Planung sind Einschätzungen der regionalen Unternehmen zu Fachkräftebedarfen, Problemen bei der Stellenbesetzung und Strategien zur Fachkräftesicherung unerlässlich. „Daher wird das 2013 gestartete Fachkräftemonitoring konsequent fortgesetzt und in diesem Jahr zum vierten Mal vorgelegt“, so Franz.
Interessante Zahlen und Fakten:
- Bei einem Drittel der Unternehmen ist in den vergangenen zwölf Monaten die Zahl der Fachkräfte gestiegen.
- Vier von zehn Unternehmen haben derzeit vakante Stellen zu besetzen.
- Sieben von zehn Unternehmen suchen Facharbeiterinnen und Facharbeiter mit hoher Priorität (plus 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
- Drei von zehn Unternehmen suchen Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit hoher Priorität (minus 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
- Fast jedes zweite Unternehmen gibt an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein.
- Gemeinsam mit den Kommunen hat die Region Hannover die regionale Ausbildungsplattform „Azubi21“ (azubi21.de) entwickelt, auf der Jugendliche schulische und betriebliche Ausbildungsangebote, duale Studiengänge und Praktikumsangebote gebündelt schnell und unkompliziert finden.
- Das Projekt „Umsteigen statt Aussteigen“ richtet sich an Studienabbrecherinnen und -abbrecher und soll durch gezielte Integrations- und Beratungsangebote eine Brücke schlagen zwischen Unternehmen und dieser Zielgruppe.
- Ziel des Projekts „Back2Job – Ingenieurinnen gesucht“ ist es, Frauen mit einem Hochschulabschluss in technischen Berufen, die sich nach einer Familienphase wieder ihrem Beruf widmen möchten, für den beruflichen Wiedereinstieg in ihrem MINT-Fachgebiet zu gewinnen. Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft als Projektträger entwickelt Nach- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen für arbeits- beziehungsweise erwerbslose Akademikerinnen, damit auch diese Gruppe von der Entwicklung am Arbeitsmarkt profitiert.
- Mit dem digitalen Wandel verändert sich auch die Arbeitswelt: Neben dem grundsätzlichen Know-How in der Arbeitswelt 4.0 ist vor allem auch der professionelle Umgang mit den neuen Technologien erforderlich. Gemeinsam mit der Leibniz-Universität Hannover und kleinen und mittleren Unternehmen sollen im Projekt „MIWEB“ entsprechende Qualifizierungsmodule für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entwickelt werden.
Die gesamte Broschüre „Fachkräftemonitoring für die Region Hannover“ ist auch online zum Download bereit unter www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de.