Herr Jagau, Sie nehmen am Montag an der Demonstration gegen Pegida teil - wie wichtig ist Ihnen dieser Termin?
Es war und ist mir immer ein Anliegen, mich für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft einzusetzen und gegen Ausgrenzung vorzugehen. Deshalb ist mir der Termin sehr wichtig. In unserem Land sollen Menschen verschiedenster Herkunft, Kulturen und Religionen leben können, ohne Angst vor Verfolgung oder Unterdrückung zu haben - gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte. Wichtig ist es vor allem, sich im Alltag gegen rassistische und menschenverachtende Aussagen und Denkweisen einzusetzen. In allen Bereichen, ob Schule, Freizeit oder Beruf, müssen wir dem Entstehen von rechtem Gedankengut entgegenwirken. Aufgeklärte selbstständig denkende Menschen sind der beste Schutz vor Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten.
Auch in den vergangenen Jahren haben verschiedene Organisationen in Hannover gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit Flagge gezeigt.
Das stimmt, ich bin froh, dass dieses Engagement in der Region Hannover auf einem breiten Bündnis fußt und dass in der Vergangenheit viele Menschen für ihre Überzeugung auf die Straße gegangen sind. Ich möchte allen, die sich gegen Rassismus und für ein vielfältiges Miteinander engagieren, danken. Das ist ein wichtiges Zeichen an die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Sie haben oft eine traumatische Flucht, teilweise Krieg und Verfolgung hinter sich. Wir sollten sie mit offenen Armen empfangen.
Wie soll man der Pegida-Bewegung und ihren Anhängern umgehen?
Es gibt Menschen, die eine diffuse Angst haben vor Veränderung, aber auch vor der Zukunft. Das nehme ich ernst. Die Initiatorinnen und Initiatoren von Pegida und ihren Ablegern versuchen, diese Ängste zu instrumentalisieren. Islamisten und Muslime werden fälschlicherweise gleich gesetzt. Das sehen wir jetzt zum Teil auch an den Reaktionen auf das schreckliche Attentat in Frankreich auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Zwar rechtfertigen die Täter ihre Untat mit dem muslimischen Glauben. Dass Menschen muslimischen Glaubens jetzt unter Generalverdacht gestellt werden, dürfen wir nicht zulassen. Ängste werden benutzt, um Rassismus zu schüren. Unsere Aufgabe ist, Vorbehalte und Ängste abzubauen und klar zu machen, dass wir alle eine Mitverantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen tragen. Und dass Ausgrenzung eher zu Gewalt führt und die die Gesellschaft zersplittert. Deshalb werden wir immer wieder gemeinsam für Glaubensfreiheit, Toleranz und den Schutz von Minderheiten eintreten und für dieses Bekenntnis auf die Straße gehen.