Die Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus war beispiellos: Die "175er" - so wurden sie nach dem einschlägigen Paragrafen des Strafgesetzbuches bezeichnet - erfasste die Polizei in "Rosa Listen". Über 50.000 Gerichtsurteile ergingen, fast 800 schwule Männer wurden zwangsweise oder auf Druck hin "freiwillig" kastriert. Die Zahl der KZ-Einweisungen kann nur grob auf 5.000 bis 7.000 geschätzt werden. Mit ca. 60 Prozent weisen "Rosa Winkel"-Häftlinge die höchste Todesrate der nicht-rassisch Verfolgten innerhalb der Konzentrationslager auf. Mindestens 50 homosexuelle Männer mit Bezug zu Hannover gehören zu den Toten.
Der Paragraf 175 galt in seiner vom NS-Staat erheblich verschärften Fassung bis zum Jahre 1969 - und sorgte aus Angst vor weiterer Strafverfolgung und aus Scham für das Schweigen dieser Opfergruppe. Von einer Entschädigung wurden die Homosexuellen per Gesetz ausgeschlossen. Erst nach der Liberalisierung des § 175 wurde begonnen, ihr Schicksal aufzuarbeiten.
Rainer Hoffschildt betreut mit dem 1980 gegründeten Schwullesbischen Archiv Hannover eine der bedeutendsten Privatsammlungen zur Geschichte und Kultur der Homosexuellen. Hoffschildt wurde 1992 durch sein Buch Olivia bekannt, in dem er die Geschichte von Homosexuellen in Hannover schildert. Er ist Initiator des Vereins zur Erforschung der Geschichte der Homosexuellen in Niedersachsen (VEHN). Seit 2005 ist Rainer Hoffschildt Mitglied im Beirat der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten.