Die Anfragen haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen, sagt Alisa Bach, Leiterin des Fachbereichs Jugend der Region Hannover. "Die gesellschaftlichen Veränderungen und der steigende Leistungsdruck machen sich bemerkbar." Viele Mütter und Väter seien unsicher, in der Erziehung der Kinder fehle es an Orientierung. "Beratung kann viel ausrichten und Eltern wie Kindern zu einem besseren Familienleben verhelfen. Ein Problem für viele Kinder sind die zunehmend instabilen Familienverhältnisse. Die immer noch zunehmende Zahl von Trennungen, häufige Umzüge und finanzielle Belastungen, oft auch die Erkrankung eines Elternteils beeinträchtigen die Lebensbedingungen und das Eltern-Kind-Verhältnis", so Bach.
"40 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die bei uns zur Beratung angemeldet werden, wachsen nicht mehr in vollständigen Familien auf, das heißt mit beiden leiblichen Eltern", sagt Gabriele Maske, Leiterin der Familien- und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf. In den Beratungsgesprächen geht es oft um die Auswirkungen dieser Veränderungen: Konflikte im Kontext mit Trennung und Scheidung, Auseinandersetzungen in der Partnerschaft. In den Beratungsstellen der Region Hannover nimmt sich ein Team aus Psychologen, Kinder- und Jugendtherapeuten, Pädagogen und Sozialpädagogen dieser Probleme an - oft auch auf Anraten der Familiengerichte. Diese empfehlen im Scheidungsfall, gemeinsam mit Unterstützung der Beratungsstelle eine einvernehmliche Regelung zu erarbeiten.
Zweites wichtiges Thema ist der Umgang der Eltern mit den eigenen Kindern und Jugendlichen. Wie viel Freiheit ist richtig? Wann muss man Grenzen setzen? "Wir haben häufig mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die Entwicklungsauffälligkeiten, Auffälligkeiten im Sozialverhalten sowie schulische Probleme zeigen", sagt Matthias Möller von der Familien- und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf. Dahinter stehen oft Leistungsdruck, Konzentrationsprobleme, Mobbing und ähnliches. Neun- bis 15-Jährige machen den Großteil der Kinder und Jugendlichen aus, die von ihren Eltern angemeldet werden. "Ältere melden sich zum Teil auch selbst", berichtet Möller.
Fast zwei Drittel der Beratungsfälle ist innerhalb von fünf Sitzungen beendet. Besonders wenn Kinder oder Jugendliche auch einzeln oder in Gruppen unterstützt werden, dauern Beratungen aber deutlich länger. Neben den klassischen Beratungsangeboten setzt die Familien- und Erziehungsberatungsstelle auch auf Prävention: Zu den Aufgaben der Fachkräfte gehören Angebote für Kindergruppen, Elternabende in Kindertagestätten und Schulen zu Erziehungsfragen oder Themen wie Trennung oder Pubertät. "Unser Ziel ist es, die Eltern zu erreichen, ehe sie in eine Situation geraten, in der sie dringend Hilfe benötigen", sagt Fachbereichsleiterin Alisa Bach.
Die Familien- und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf ist eine von dreien, die die Region Hannover vorhält. Die beiden anderen Standorte sind in Barsinghausen und Neustadt am Rübenberge. Darüber hinaus gibt es Außenstellen in Springe, Laatzen, Seelze, Sehnde und Uetze. Jeweils montagnachmittags bietet die Familien- und Erziehungsberatungsstelle Sprechstunden in Sehnde und Uetze an, die nach Einschätzung von Leiterin Gabriele Maske gut angenommen werden - in Uetze wurden im vergangenen Jahr 100 Beratungen durchgeführt, in Sehnde 81.
In Burgdorf selbst gibt es ab sofort neue Zeiten für die offenen Sprechstunden, in denen ohne Anmeldung und auf Wunsch auch anonym eine erste Beratung stattfinden kann: montags 9 bis 10 Uhr sowie mittwochs 17 bis 18 Uhr. Die Beratungsstelle im Burgdorfer Schloss ist telefonisch unter der Nummer (05136) 6078 erreichbar.
Bild: Stellten die Jahresbilanz der Familien- und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf vor: Alisa Bach, Leiterin des Fachbereichs Jugend der Region Hannover, Matthias Möller und Gabriele Maske von der Familien- und Erziehungsberatungsstelle Burgdorf (von links nach rechts)