Haderthauer: Internet-Pranger für Freier von Zwangsprostiuierten
Dementsprechend formulierte der Jesuit Professor Rüdiger Funiok von der Hochschule für Philosophie in München eine Reihe medienethischer Forderungen. Medienschaffende sollten vor allem den Aspekt der Menschenrechtsverletzung durch Menschenhandel herausstellen, so Funiok. Das erfordere Mut und ein journalistisches Vorgehen nach medienethischen Gesichtspunkten. Hier knüpfte Schwester Lea Ackermann, Gründerin der Opferschutzorganisation Solwodi, an. Die Guardini-Preisträgerin sprach von einem Dilemma. So seien Einrichtungen wie Solwodi auf die Medien angewiesen, um auf sich aufmerksam zu machen und die Bevölkerung über den verbrecherischen Menschenhandel aufzuklären. Maßstab ihres Handelns sei jedoch der Schutz des Opfers. Durch Interviews etwa liefen Betroffene Gefahr, erneut instrumentalisiert zu werden. "Opfer des Menschenhandels dürfen keine Quotenbringer sein", appellierte sie an die Medienschaffenden.
Wie sich diese Forderung in die Praxis umsetzen lässt, darüber berichtete Heiner Minzel, Erster Kriminalhauptkommissar am Polizeipräsidium in Dortmund. Im Zuge der Bekämpfung der Kriminalität rund um das "Rotlicht" hat sich dort seit 1995 eine für das Bundesgebiet beispielhafte enge Zusammenarbeit von Polizei, Behörden und Beratungsstellen entwickelt. Bei diesem so genannten Dortmunder Modell sind auch die örtlichen Medien miteingebunden. Das wiederum habe sich positiv im Sinne einer objektiven Berichterstattung ausgewirkt, so Minzel.
Von einer Schlüsselrolle der Medien beim Thema Menschenhandel sprach Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer. Diese hätten Menschenrechtsverletzungen öffentlich zu machen. Noch viel stärker müssten sie dabei herausstellen, worin der Zwang für die verschleppten und sich prostituierenden Frauen bestehe, "damit sich künftig kein Freier mehr herausreden kann". Überhaupt plädierte Haderthauer für mehr Druck auf die Freier von Zwangsprostituierten. Sie brachte die Möglichkeit ins Spiel, diese für ihr Tun im Internet an den Pranger zu stellen.
Dem Sozialwissenschaftler und Fernsehjournalisten Thomas Hestermann fiel die Aufgabe zu, die Anwesenden in ihrem Einsatz für die Opfer von Menschenhandel zu bestärken. Zuvor hatte er die ernüchternden Ergebnisse einer Studie erläutert, wonach das Thema Menschenhandel ein schwergängiges Fernsehthema sei, zumal die Opfer nicht als idealtypisch gelten. Umso mehr forderte er die Tagungsteilnehmer auf, den Medien "auf die Füße zu treten", damit diese dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken. "Geben Sie als Konsument ein Echo", so Hestermann. "Denn Ethik muss eingefordert werden."