In einem ersten Schritt war zunächst das aus dem Jahr 1898 stammende ehemalige Firmengebäude im Zentrum des Quartiers saniert worden. Der historische Backsteinbau gehört nach wie vor der Sartorius AG, bereits im Wintersemester 2016/17 startete hier der Gesundheitscampus mit 50 Studierenden der Universität Göttingen. Künftig sollen hier bis zu 600 Studierende in neuen Studiengängen ausgebildet werden. Ein zentraler Baustein dazu ist die winkelförmig nach Nordosten anschließende, von Holzer Kobler Architekturen selbst geplante „Life Science Factory“: „Der Neubau bietet Start-up-Unternehmen aus Life-Science-Forschung und Wissenschaft einen Ort, mit ihren Gründungsideen erste Schritte außerhalb der akademischen Institutionen zu gehen und innovative Technologien mit Anwendungsfokus zu entwickeln“, wie die Architekten den europaweit bislang einmaligen Ansatz beschreiben.
Zur Umsetzung des Konzeptes und ausgehend von der Architektur des Gesundheitscampus' sowie der Fassaden der westlich direkt angrenzenden Sheddachhalle haben die Planer den viergeschossigen Neubau in rot-bunter Klinkerarchitektur mit symmetrisch untergliederter Lochfassade ausgeführt. Ein ganz leichter Rücksprung an einem Teil der Fassade oberhalb der zweiten Ebene greift dabei geschickt die vorhandenen Fluchtlinien am Standort auf.
Stapelverband mit Kreuzfuge
Große Sorgfalt legten die Planer auf die Auswahl eines geeigneten Klinkers. Um den Neubau den Bestandsgebäuden möglichst stimmig anzufügen, wurden die Röben Klinkerriemchen MARSEILLE rot-bunt gewählt: „Der frische hellrote Farbton der Steine schafft eine zeitgenössische Ergänzung zu den angrenzenden Backsteinfassaden“, so die Architekten. Um diesen deutlich sichtbaren Kontrast von Alt und Neu zu erreichen und somit das Element Klinker neu zu interpretieren, wurden die im Normalformat verwendeten Riemchen durch den Verarbeiter Lohrengel aus Dransfeld durchgehend im Stapelverband mit Kreuzfuge ausgeführt. Die Wahl von objektspezifisch angepasstem, abwechselnd grauem und rotem Fugenmörtel betont dabei die Symmetrie der Fassade.
Zusätzlichen Reiz erhält die Außenhülle durch den Wechsel von horizontal verarbeiteten Klinkerriemchen und den leicht zurückversetzten, die Fenster einfassenden Abschnitten und Brüstungsflächen mit vertikal verklebten Steinen. An den Ecken des Gebäudes und in Laibungen kamen außerdem spezielle Außenwinkel für die Hochkantverlegung zum Einsatz. So ist eine hochwertige Klinkerarchitektur gelungen, die Alt und Neu organisch miteinander verbindet.