Er gilt als einer der handwerklich fundiertesten und einfallsreichsten Komponisten unserer Zeit - und als ein Meister zeitgenössischer Chormusik: Jonathan Harvey. Am SA 29.3. und SO 30.3.2008 bringen Rundfunkchor Berlin und Berliner Philharmoniker sein jüngstes, vom Rundfunkchor Berlin gemeinsam mit der traditionsreichen Semana de Música Religiosa de Cuenca in Auftrag gegebenes Werk Messages zur Uraufführung - jeweils um 20 Uhr in der Philharmonie.
Selbst in den großen Kathedralchören seiner Heimat aufgewachsen und ausgebildet, bildet Vokalmusik einen Grundpfeiler im Schaffen Jonathan Harveys. Wie kaum ein anderer weiß der 1939 geborene Brite das unerschöpfliche Klangspektrum eines großen Chores in genialen Formen zu modellieren. Seine Werke stehen für größtmögliche Subtilität von Klang und Ausdruck bei höchster technischer Raffinesse. Elementar ist für ihn auch die spirituelle Dimension nicht nur seiner eigenen Musik: Buddhistische, hinduistische und christliche Texte dienen als Quellen seiner Inspiration. Jonathan Harvey komponierte zahlreiche Chor-, Tonband- und Instrumentalwerke. Seine Musik kommt in jährlich über 200 Programmen zur Aufführung. 1993 erhielt er den Britten Award für Komposition und 2007 den ersten gemeinsam von ZKM Karlsruhe und SWR-Experimentalstudio verliehenen Giga-Hertz-Preis für sein Lebenswerk (Juroren u.a. Wolfgang Riehm und Pierre Boulez).
Harveys neues Werk Messages ist eine faszinierend und effektvoll gesteigerte Anrufung der Engel aller monotheistischen Himmels- und Kulturkreise. Nicht weniger als 140 Engelsnamen hat der Komponist dazu aus christlichen, jüdischen und muslimischen Quellen zusammengetragen. Deren wirbelnde Anrufung peitscht den Hörer wie ein Orkan durch die sieben Himmelsregionen. Dabei zünden die Himmelsboten ein Feuerwerk an Klangfarben, wie man sie von dem Chorkenner Harvey mit Recht erwarten darf.
Weitere Klangräume zwischen Himmel und Erde eröffnen sich im Konzert mit Edgard Varèses revolutionären Intégrales (1925) für kleines Konzert und Schlagzeug, Strawinskys rhythmisch nicht minder prägnantem Capriccio für Klavier und Orchester (1929/1949) und Olivier Messiaens Trois petites liturgies de la Présence Divine (1945) für Frauenstimmen, Solo-Klavier und Orchester - eines der selten gehörten Werke des französischen Ausnahmekomponisten, dessen hemmungslos religiöse Botschaft den Berliner Tagesspiegel noch 1951 nach Aufführung des Werks durch die Philharmoniker unter Günter Wand zur Schlagzeile "Skandal um Messiaen" hinriss.
Weitere Informationen zu Jonathan Harvey siehe auch unter: www.fabermusic.com; www.rundfunkchor-berlin.de
Philharmonie Berlin
SA 29. März 2008, 20 Uhr
SO 30. März 2008, 20 Uhr
Edgard Varèse: Intégrales
für kleines Konzert und Schlagzeug
Igor Strawinsky: Capriccio
für Klavier und Orchester
Jonathan Harvey: Messages (UA)
für Doppelchor und Orchester
Auftragswerk des Rundfunkchors Berlin und der Semana de Música Religiosa de Cuenca
Olivier Messiaen: Trois petites liturgies de la Présence Divine
für Frauenstimmen, Solo-Klavier und Orchester
Peter Serkin Klavier
Dominique Kim Ondes Martenot
Rundfunkchor Berlin | Einstudierung Simon Halsey
Berliner Philharmoniker
Reinbert de Leeuw Dirigent
Das Konzert wird auf Deutschlandradio Kultur live übertragen (UKW 89,6).
Veranstaltungsort:
Philharmonie Berlin
Herbert-von-Karajan-Straße 1
10785 Berlin-Tiergarten
U2, S1, S2, S25 Potsdamer Platz
Bus 123, 148, 200, M41
Tickets:
Nur noch wenige Restkarten an der Abendkasse erhältlich.