Professor Pauli, die Sensibilität der Menschen gegenüber elektrischen und elektromagnetischen Strahlen hat zugenommen. Welcher Strahlenexposition sind wir im täglichen Leben denn tatsächlich ausgesetzt?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Die Bevölkerung ist im Alltag im Wesentlichen den elektromagnetischen Wellen der Rundfunk- und TV-Sender, der nichtöffentlichen und öffentlichen Mobilfunkdienste ausgesetzt. Hinzu kommen viele kurzfristige Funksignale, die allerdings in der Regel vernachlässigt werden können.
Um Bevölkerung und Umwelt vor diesen Wellen zu schützen, wurden internationale Grenzwerte festgelegt, die auch in das deutsche Bundes-Immissionsschutz-Gesetz aufgenommen wurden. Unterhalb dieser Werte sind keine schädlichen Einflüsse auf Menschen nachweisbar. Dennoch kann eine Belastung in Grenzwertnähe nicht ausgeschlossen werden. Diese Werte können beispielsweise in der Nähe von Sendern oder auch beim Telefonieren mit dem Handy am eigenen Kopf erreicht werden."
Bei welchen Frequenzbereichen können grenzwertnahe Belastungen auftreten?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Aktuell sind es die Frequenzbereiche der verschiedenen Mobilfunkdienste. Die meisten Teilnehmer nutzen das D-Netz (GSM 900); sie senden und empfangen Frequenzen um ca. 900 Mega-Hertz (MHz). Die E-Netz-Teilnehmer (GSM 1800) senden und empfangen Signale um 1800 MHz. Seit einigen Jahren ist das UMTS-Netz in Betrieb gegangen, welches Frequenzen um 2100 MHz nutzt. Und wer zuhause ein drahtloses DECT-Telefon benutzt, setzt sich einer Frequenz von ca. 1900 MHz aus.
Wie reagieren Menschen auf die von Ihnen erwähnte Strahlenbelastung?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: Diese Expositionen zählen zu den nichtionisierenden Strahlungen, wodurch zellverändernde oder andere biologische Wirkungen im Alltagsbetrieb reproduzierbar nicht nachgewiesen werden konnten. Dennoch gibt es wenige, aber sehr (elektro-)-sensible Menschen, die die Nähe einer der genannten. Sendequellen "spüren" können und die sich dort unwohl fühlen."
Wie können sich elektrohypersensible Menschen gegen diese Strahlenexposition schützen?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Wer sich schützen und damit das eigene Wohlbefinden unterstützen möchte, kann unter anderem spezielle Kleidung tragen, die aus textilen Geweben mit einer starken Schirmwirkung gegenüber diesen Strahlungen hergestellt ist."
Die Firma Petermann hat mit SARTEX eine Kollektion für Menschen mit Elektrohypersensibilität vorgestellt. In Ihrem Labor in Neubiberg wurde SARTEX geprüft. Konnten Sie eine Abschirmwirkung gegenüber den von Ihnen geprüften elektromagnetischen Wellen nachweisen?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Das SARTEX-Gewebe verdankt seine Wirksamkeit einer metallischen Gitterstruktur. Dessen Herzstück sind Garne, deren Kern ein sehr feines, mehrfach mit Baumwolle ummanteltes Metallfilament bildet. Dieser weiche, metallische Faden wird in regelmäßigen Abständen sowohl in Kett- als auch in Schussrichtung in das Gewebe eingetragen. Dadurch entsteht ein mit bloßem Auge nicht sichtbares, aber hoch wirksames Gefüge, das insbesondere gegen alle gängigen Mobilfunkfrequenzen abschirmend wirkt. Im Inneren der Umhüllung können die Strahlen auf ein Prozent bis zu einem Promille der Ursprungsleitung abgeschwächt werden. Das gilt natürlich nur für die bedeckten Körperteile.
Die SARTEX-Kollektion von Petermann umfasst Hemden und Blusen, Pyjamas und Boxershorts, Kopftücher und spezielle Mützen. Welchen Beitrag können sie zur Abschirmung von elektromagnetischen Wellen leisten?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Nehmen Sie beispielsweise ein Hemd oder einen Pyjama: Hier kann durch Messungen nachgewiesen werden, dass die bedeckten Körperteile des Trägers tatsächlich nur noch mit wenigen Prozent der von außen ankommenden Strahlungsleistung belastet wird."
Sie haben die Abschirmwirkung des SARTEX-Gewebes nicht nur im Neuzustand, sondern auch nach 30 Wäschen geprüft. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Prof. Dipl.-Ing. Peter Pauli: "Unsere Tests haben bewiesen, dass sich die Schirmwirkung bei dem SARTEX-Gewebe auch nach vielen Waschvorgängen nicht verringert - eine wichtige Forderung für die Alltagstauglichkeit von Kleidungsstücken für den täglichen Gebrauch."
Über Professor Dipl.-Ing. Peter Pauli
Professor Dipl.-Ing. Peter Pauli zählt zu den renommiertesten Forschern Deutschlands auf dem Gebiet elektrischer und elektromagnetischer Strahlung. Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in München zum Diplom-Ingenieur begann 1971seine Tätigkeit als Dozent für Mikrowellentechnik an der Technischen Akademie der Luftwaffe in Neubiberg. Drei Jahre später wurde er Fachhochschullehrer für Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik an der Hochschule der Bundeswehr München in Neubiberg. 1979 folgte die Berufung zum Professor für Hochfrequenz- und Mikrowellen, Nachrichtenübertragungstechnik im Fachbereich Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr München. Im Jahr 1997 wurde diese Professur zusätzlich um das Fach Radartechnik erweitert.
In früheren Jahren (1984-1986) war Pauli Dekan seines Fachbereichs, von 1991 bis 1992 Vizepräsident der Universität der Bundeswehr in München.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 2006 ist er im Rahmen von Lehraufträgen weiterhin an der Universität tätig. An der Technischen Akademie Esslingen leitet er Seminare über Hochfrequenz- und Mikrowellenmesstechnik, Antennentechnik, Telemetrie, Fernsehsatelliten-Technik, EMV, HF-und Mikrowellenschaltungen, Radartechnik und ist regelmäßig auf Vortragsveranstaltungen zu diesen Themen zu hören. Zahlreiche Entwicklungs- und Forschungsarbeiten, Veröffentlichungen, Bücher und Studien - etwa im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz München/Augsburg - runden sein Profil ab.