Eine negative Diagnose ist eine große Herausforderung - nicht nur auf psychischer Ebene, sondern auch aus medizinischer Sicht: Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt muss entschieden werden, welcher Therapieansatz der richtige ist. Eine zweite Experten-Meinung kann hier Sicherheit und Orientierung geben. Obwohl fast jeder um seinen Anspruch auf eine Zweitmeinung weiß, haben bislang nur 46 Prozent der Deutschen einen weiteren Arzt konsultiert. Beate Landgraf, psychologische Beraterin bei der SBK, macht hierfür mehrere Gründe aus.
Übertriebener Respekt und falsche Loyalität
"Der Respekt vor dem "Halbgott in Weiß" ist mit Sicherheit ein Grund, warum viele Patienten ihr Recht auf eine Zweitmeinung nicht nutzen", erklärt SBK-Expertin Landgraf und ergänzt: "Obwohl wir relativ aufgeklärt sind, fällt es uns noch immer schwer, Respektspersonen wie Mediziner zu hinterfragen." Es sind darüber hinaus aber noch andere Mechanismen am Werk: Viele Patienten hätten zu ihrem behandelnden Arzt ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das sie mit dem Einholen einer Zweitmeinung nicht zerstören wollten. Diese falsch verstandene Loyalität und das nicht in Frage stellen einer Diagnose seien aber gar nicht nötig. "Gute Ärzte nehmen ein solches Hinterfragen nicht persönlich", so Landgraf.
Ganz unbewusst kann hinter der Entscheidung gegen eine Zweitmeinung aber auch die Angst stecken, dass diese die Bestätigung einer schlechten oder sogar eine schlechtere Nachricht mit sich bringen könnte. Dann entscheidet sich der ängstlichere Patient für die Vermeidung einer negativen Diagnose und gegen eine weitere ärztliche Einschätzung.
Keine weiteren Strapazen
Eher pragmatische Gründe können Zeitmangel und der Unwille sein, sich bei einem anderen Arzt weiteren komplizierten Untersuchungen zu unterziehen. An diesem Punkt setzt die Siemens-Betriebskrankenkasse SBK mit ihrem Angebot einer strukturierten Zweitmeinung an. Sie bietet ihren Versicherten die Möglichkeit, ein unabhängiges Expertengremium zu konsultieren. Basierend auf den Unterlagen, die SBK-Kunden einreichen (zum Beispiel Befunde, Röntgenaufnahmen und Arztberichte) sprechen Fachexperten eine Empfehlung aus - ohne dass sich der Patient weiteren Untersuchungen unterziehen muss.
Aus der Empfehlung geht hervor, ob die bisherige Behandlung sinnvoll oder ein alternativer Therapieansatz empfehlenswert ist. Die Ergebnisse erhalten die Versicherten innerhalb von maximal zwei Wochen per Post oder E-Mail. Die Weiterbehandlung erfolgt dann nicht bei den Experten selbst, sondern durch den behandelnden Arzt oder Facharzt, den der Patient selbst wählt.
Ob Angst vor schlechten Nachrichten oder Respekt vorm eigenen Arzt - die SBK rät, sich vor allem bei schweren Erkrankungen umfassend beraten zu lassen: "Patienten können von einer Zweitmeinung nur profitieren. Mehr Informationen können zu gezielteren Therapien führen. Gerade bei Krebserkrankungen oder vor einer Rücken-Operation ist das Einholen einer Zweitmeinung mittlerweile üblich - und wird von Ärzten auch anerkannt. Daher sollte man sich auch bei anderen Erkrankungen trauen, eine zweite Arztmeinung mit einzubeziehen", weiß auch Beate Landgraf.
Weitere Informationen zum strukturierten Zweitmeinungsangebot der SBK unter:
https://www.sbk.org/...
https://www.sbk.org/...