Voraussetzung für Leistungen aus der Pflegekasse sind die Feststellung der Pflegebedürftigkeit und die Zuordnung zu einer Pflegestufe. Dazu wird die Situation jedes Pflegebedürftigen individuell betrachtet, die Begutachtung nimmt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) im Auftrag der Pflegekasse vor. Eine Pflegefachkraft oder ein ärztlicher Gutachter des MDK besucht dazu den Pflegebedürftigen in dessen Wohnumfeld. Die Pflegefachkraft lässt sich den Alltag der Person genau schildern und ermittelt, wie viel Hilfe sie täglich benötigt, um den eigenen Tagesablauf gestalten zu können.
Oft sind es die Angehörigen, die mit viel Engagement die Pflegebedürftigen im Alltag unterstützen. Damit sie und die Pflegebedürftigen eine möglichst gute Unterstützung von der Pflegekasse erhalten können, ist es wichtig, dem MDK-Prüfer bei der Begutachtung ein möglichst exaktes Bild von der Situation zu geben. Die SBK empfiehlt pflegenden Angehörigen deshalb, bereits mehrere Wochen vor dem Termin genau zu dokumentieren, welche Hilfestellungen sie dem pflegebedürftigen Familienmitglied tagtäglich geben und wie viel Zeit sie dafür aufwenden. "Ein solches Pflegetagebuch vermittelt ein sehr gutes Bild vom tatsächlichen Alltag und ist für den Gutachter des MDK eine wertvolle Hilfe", erklärt Maximilian Nebe, Pflege-Experte bei der SBK. "Habe ich der pflegebedürftigen Person heute geholfen, sich anzukleiden? Wie lange benötige ich für die tägliche Wäsche meines Ehemannes? Braucht meine Ehefrau ganz oder teilweise Unterstützung beim Toilettengang oder beim Essen? All diese Informationen sollten in dem Tagebuch notiert werden", rät Nebe. Wichtig ist dabei, auch die Dauer der Hilfe genau einzutragen - denn am zeitlichen Aufwand orientiert sich der Gutachter bei der Zuordnung der Pflegestufe.
"Für viele Angehörige ist es selbstverständlich, das pflegebedürftige Familienmitglied zu unterstützen. Ihnen ist es oft peinlich, akribisch jeden Handgriff festzuhalten", weiß Nebe. Der SBK-Experte rät trotzdem, bei der Dokumentation genau zu sein und jede Tätigkeit vollständig zu dokumentieren. "Es geht beim Pflegetagebuch nicht darum, sich über den eigenen Aufwand zu beklagen. Im Gegenteil: Ziel ist, ein realistisches Bild der Situation zu zeichnen, damit eine bedarfsgerechte Pflegestufe festgelegt werden kann. Denn nur dann erhält der Pflegebedürftige auch die Unterstützung, die er benötigt", so Nebe.
Einfache Dokumentation per App
Ein Pflegetagebuch muss für die Angehörigen keinen zusätzlichen Aufwand bedeuten. Die SBK hat eine App entwickelt, die alle wichtigen Informationen abfragt. Die täglichen Einträge erfolgen dadurch einfach, übersichtlich und ohne großen Mehraufwand. "Mit dem 'Interaktiven Pflegetagebuch' geben wir unseren pflegenden Angehörigen ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie unkompliziert die tägliche Pflege notieren können", sagt Nebe. Neben der Tagebuch-Funktion liefert die App auch nützliche Informationen zu den Pflegestufen und zum Einstufungsverfahren. Das 'Interaktive Pflegetagebuch' steht derzeit als Android-Version im Google Play Store kostenfrei zum Download zur Verfügung.