Wer ein Familienmitglied pflegt, leistet sehr viel. Seit 2011 arbeitet die SBK aktiv daran, pflegenden Angehörigen den Rücken zu stärken und sie zu entlasten. Damals ergab eine Erhebung der Kasse, dass Menschen, die einen Familienangehörigen pflegen, wesentlich öfter krank sind und mehr Medikamente und Hilfsmittel benötigen. "Den Vorschlag des Ministers, die Budgets für Kurzzeit- und Verhinderungspflege zusammenzulegen, begrüßen wir sehr", sagt Roland Engehausen, Bereichsleiter Privatkunden bei der SBK. "Wir haben diesen Vorschlag bereits im Jahr 2012 gemacht und freuen uns, dass dieser nun aufgegriffen wird. Wenn es einen gemeinsamen Topf gibt, aus dem beide Hilfsangebote finanziert werden, haben pflegende Angehörige deutlich mehr Flexibilität."
Bei Kurzzeitpflege wird ein Pflegebedürftiger für einen kurzen Zeitraum in einer stationären Einrichtung betreut. Verhinderungspflege bedeutet hingegen, dass eine Pflegekraft vorübergehend zu dem Pflegebedürftigen nach Hause kommt. Für beide Hilfsangebote gibt es derzeit getrennte Budgets. Engehausen: "Wenn das Budget für häusliche Pflege aufgebraucht ist, müssen die Pflegenden ihren Angehörigen in eine Pflegeeinrichtung geben, oder umgekehrt. Diese Regelung ignoriert komplett die regionale Versorgungsstruktur - nicht überall gibt es stationäre Anlaufstellen. Auch jeder Pflegebedürftige ist anders. So ist zum Beispiel bei Demenz die häusliche Umgebung in der Pflege sehr wichtig. Außerdem berücksichtigt die aktuelle Regelung nicht die Lebens- und Arbeitssituation der pflegenden Angehörigen." Durch eine Zusammenlegung der Budgets könnten Angehörige bedarfsgerechte Lösungen finden, die zu ihrer individuellen Situation passen.
Nach einer Auswertung der SBK werden Kurzzeit- und Verhinderungspflege derzeit noch viel zu wenig genutzt. Zwar sei die Inanspruchnahme im vergangenen Jahr um sieben Prozent gestiegen. Viele Menschen würden diese Möglichkeit einer kleinen Auszeit jedoch gar nicht kennen. Engehausen: "Ich hoffe, dass die aktuelle politische Diskussion zur Aufklärung beiträgt und mehr Menschen diese Hilfsangebote nutzen. Nur wenn man selbst gesund und fit ist, kann man einen anderen Menschen pflegen und sich gut um ihm kümmern."