"Der menschliche Körper besteht nicht aus Einzelteilen, sondern alle Organe und Körperteile wirken zusammen. Zu diesem Zusammenspiel gehören eben auch die Zähne", erklärt Dr. Christian Reinelt, Zahnarzt in Nürnberg und Beratungszahnarzt der SBK. Deswegen können Zahnprobleme zu Beschwerden im ganzen Körper führen. Weisheitszähne beispielsweise, die aus Platzmangel auf den Trigeminusnerv (fünfter Hirnnerv) drücken, können dadurch unklare Schmerzen verursachen. Außerdem werden sie in Zusammenhang mit Problemen des Herzens, Kreislaufs und des seelischen Befindens gebracht. Entzündete mittlere und seitliche Schneidezähne können zu Blasen- und Nierenentzündungen führen oder zu Problemen mit der Leber und der Gallenblase. Für Verdauungsprobleme können Backenzähne verantwortlich sein, da sie mit dem Dickdarm und Magen in Verbindung stehen. Außerdem beeinflussen schlecht sitzende Brücken, Kronen und Füllungen den Rücken: Stimmt der Biss nämlich nicht mehr, gleicht der Unterkiefer die Fehlstellung aus. Muskeln, die in Hals, Rücken und Becken verkrampfen, verändern die Statik des gesamten Skelettes - und können zu anhaltenden Kopf-schmerzen führen.
Parodontitis gefährdet Diabetes-Kranke, Ältere und Schwangere
Auch wegen dieser Zusammenhänge rät Dr. Reinelt dazu, Zähne und Mundraum regelmäßig zu pflegen und Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt zuverlässig wahrzunehmen. Bei Schmer-zen und Beschwerden sollten Patienten frühzeitig den Arzt ihres Vertrauens aufsuchen. Denn wenn erst einmal eine Zahnerkrankung vorliegt und sie nicht rechtzeitig professionell behandelt wird, kann sie auf den ganzen Körper wirken. Leider recht häufig leiden Patienten beispielsweise an Parodontitis, einer bakteriellen Entzündung des Zahnhalteapparats. Werden nicht recht-zeitig Gegenmaßnahmen ergriffen, können Zahnfleisch und Zähne irreparable Schäden davon tragen. Was aber vielen Patienten nicht bewusst ist: Parodontitis steigert auch das Risiko für Herz- und Gefäßbeschwerden sowie für chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis. Erhöhte Vorsicht ist auch bei Diabetes geboten, denn mit voranschreiten-der Entzündung der Zahnfleischtaschen nimmt der Blutzuckerspiegel signifikant zu. Vor allem bei älteren Menschen mit Abwehrschwäche können Bakterien, die in die Lunge gelangen, eine chronische Bronchitis oder eine Lungenentzündung auslösen. Zu den besonders gefährdeten Patienten gehören auch Schwangere, denn bakterielle Infektionen gehören zu den häufigsten Ursachen einer Fehlgeburt.
Den Arzt miteinbeziehen
Umso wichtiger ist es, dass Patienten ihren Zahnarzt über andere bestehende Beschwerden oder eine Schwangerschaft informieren. Umgekehrt benötigt auch ein Haus- oder Facharzt Informationen über aktuelle Zahnbehandlungen. "Wichtig ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient: Man muss gemeinsam über alles sprechen, damit mögliche Zusammenhänge entdeckt werden können", sagt Dr. Reinelt.
Vorsorgen durch ausgewogene Ernährung
Vorsorgen können Patienten nicht nur durch umfassende Mundhygiene. "Auch eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Zahngesundheit", weiß der SBK-Beratungszahnarzt. Stark zuckerhaltige Lebensmittel sind ein optimaler Nährboden für Bakterien und sollten deshalb gemieden werden. Säurebildende Nahrungsmittel sorgen für einen sauren pH-Wert im Mundraum und zerstören damit den Säureschutzmantel des Zahnes und können zu Zahnerosionen führen. Alles im Körper steht miteinander im Zusammenhang - das gilt eben auch in Sachen Ernährung.