Einen Brief für die Tochter, aber sie soll ihn nicht lesen, sondern ihrem Vater geben. Einen Brief für den Sohn, aber er soll ihn nicht lesen, sondern seinem Bruder geben.
Die Zwillinge Jeanne und Simon, 22 Jahre alt, haben wenig Lust, den obskuren Auftrag auszuführen. Außerdem: Wie soll man Postbote spielen, ohne zu wissen, wo der Empfänger wohnt - oder ob es ihn überhaupt gibt? Der Vater: lange tot, gefallen im Bürgerkrieg, wer weiß schon, in welchem, es gibt so viele, und sie sind alle so weit weg. Der Bruder: hat nie existiert. Und jetzt soll es sie plötzlich geben, und zwei Briefe wollen überbracht sein, weil eine Frau ihr Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen wollte. Auf der Suche nach des Rätsels Lösung werden Jeanne und Simon in ein fremdes Land reisen und dort so manches finden, womit sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet haben. Zu guter Letzt aber finden sie den Albtraum schlechthin: sich selbst...
Man hat das Stück "Verbrennungen" mit unterschiedlichen Schlagworten belegt, und sie sind alle nicht falsch: Verbrennungen ist ein Krimi, ein Familienmelodram, eine Bürgerkriegschronik, eine Schicksalstragödie, eine Selbstfindungsfarce, eine Terror-Soap, eine Liebesgeschichte, ein Emanzipationsdrama - aber die Pointe von "Verbrennungen" liegt jenseits des Stücks. Sie liegt ganz bei den Zuschauern, im Blick auf eine rasante Abfolge von Szenen, in denen Ungeheuerliches verhandelt wird - mitreißende, gewalttätige Dinge, die dem, was wir uns täglich via Knopfdruck oder Download aus der Infosphäre auf die Bildschirme holen, seltsam ähnlich sehen. (Anita Augustin)
Der kanadisch-libanesische Autor, Regisseur und Schauspieler Wajdi Mouawad wurde mit "Littoral", Küstengebiet, dem ersten Teil einer Tetralogie, über die Grenzen Kanadas hinaus bekannt. "Incendies", Verbrennungen, der zweite Teil der Tetralogie, wurde 2003 nach fast einjähriger Probenzeit im Théâtre de Quat'Sous uraufgeführt. 2006 folgte die englischsprachige Erstaufführung im English Theatre des Centre National des Arts in Ottawa. Mit der deutschen Erstaufführung im Herbst 2006 wurde zum ersten Mal ein Stück von Mouawad in deutscher Sprache gezeigt, der seit September 2007 künstlerischer Leiter des Théâtre Français am Centre National des Arts in Ottawa ist.
VERBRENNUNGEN am Schauspiel Leipzig mit: Marlène Dunker, Heidi Ecks, Barbara Trommer, Armin Dillenberger, Sebastian Grünewald (Studio), Thomas Huber, Andreas Keller, Martin Reik und Berndt Stübner
Premiere 29.2. 2008, 20 Uhr, Neue Szene.
Anschließend öffentliche Premierenfeier