Die Gründerzeit hat eine Vielzahl von Stuhlvarianten hervorgebracht. Die beiden im September ausgestellten Armlehnstühle stellen eine ganz spezifische Art von gründerzeitlichen Schreibtischstühlen dar: Der Stuhl passt sich quasi dem verfügbaren Beinraum des typischen ausladenden Herrenschreibtisches dieser Zeit an. Gründerzeit-Herrenschreibtische bieten wohl genügend Platz, um einen herkömmlichen Stuhl ohne Armlehnen zwischen beiden Seitenkästen unterzuschieben, bei breiter bzw. höher angelegten Armlehnstühlen ist dies in der Regel jedoch nicht möglich. Deshalb brachte das ausgehende 19. Jahrhundert diesen stiltypisch unverwechselbaren Stuhl hervor, der zu einem größtmöglichen Teil in den Beinraum eines Schreibtisches geschoben werden kann. Anstatt der klassischen Stuhlform mit zwei Beinen vorne und zwei Beinen hinten, befinden sich beim gründerzeitlichen Armlehnstuhl die Beine jeweils mittig über Eck, d.h. die Sitzfläche läuft rautenförmig nach vorne spitz zu. Im Gegensatz zu der sonst bündigen Stuhl-Tisch-Situation ergibt sich mit dieser „auskragenden“ Stuhlform also ein Platzvorteil.
Das „Kunstwerk des Monats September“ kann ab 1. September 2007 an Wochenenden von 11 bis 18 Uhr in der Kunsthalle von Schloss Drachenburg besichtigt werden.