Fast jeder hat in seinem Leben Kontakt mit dem Verlag Reclam bekommen und sei es, weil durch die vorgeschriebenen Schullektüren Reclambändchen zum Bildungsgang eines Jeden in Deutschland gehören.
Der Verlag selbst existiert jedoch schon viel länger als wir uns das heute vorstellen können. Gegründet wurde er 1828 in Leipzig. Den großen Aufschwung nahm er jedoch erst seit dem Jahr 1867. In diesem Jahr erschien als Band 1 Goethes Faust I und ist bis heute die Nummer Eins in Reclams Universalbibliothek geblieben.
Im Jahre 1867 wurden die Rechte an den deutschen Klassikern frei, was die Voraussetzung dafür bot, eine solche universale Literaturreihe wie Reclams Universalbibliothek ins Leben zu rufen.
Eine der größten deutschen Privatsammlungen hat der Sammler Georg Ewald aus Frankfurt am Main zusammengetragen. Seine Sammelleidenschaft begann in den Jahren 1984/85, wo er ursprünglich eine Ausstellung mit Rowohlt-bändchen machen wollte und erschreckt feststellte, dass seine eigene Sammlungstätigkeit dafür nicht genügend Stoff hergab. So stieß er auf eine große Kiste mit Reclambändchen, die zum Anreger einer immensen "Sammelwut" wurde, so dass die sicherlich größte Reclamsammlung im Privatbesitz von ihm zusammengetragen wurde.
In der Ausstellung werden in 5 Räumen weit über 300 Einzelbände ausgestellt. Jedoch nicht nur dies, es werden auch umfangreiche Werbematerialien sowie Literaturbegleitobjekte vorgestellt. Besonders witzig sind solche z. B. in Form von popfarbenen Goethe- und Schillerbüsten, die in derselben Manufaktur, in der früher die aus Porzellan gefertigten Gartenzwerge in Thüringen gefertigt worden sind, durch Reclam hergestellt worden.
Eine ganz besondere Kostbarkeit stellt ein Originalexemplar der Nummer 1 aus Reclams Universalbibliothek - eben des Faust - dar, das eine Privatleihgabe von Frau Reclam darstellt. Auch die Geschichte des Verlages vor Gründung der Universalbibliothek nimmt einen breiten Raum ein, ebenso wie Widmungsexemplare und besondere Reclamexemplare mit Geschichte.
Hier ist an besondere Einträge oder Druckwerke zu denken. Dazu gehört auch die so genannte verdeckte Literatur, das heißt, dass hier zum Beispiel Kritik am NS-Regime in Form von Reclambändchen hinter den Umschlagdeckeln versteckt wurde. Sicherlich eine besondere, zu entdeckende Kostbarkeit.
Im letzten Raum wird der Bezug vom gegenwärtigen Leser, vom ich und du zum Reclamband thematisiert, das heißt, hier werden besondere Hefte mit Schülerkritzeleien, Schülerkommentaren oder überhaupt frechen und weniger frechen Eintragungen und Karikaturen sowie Zeichnungen präsentiert. Man ist erstaunt, was Schüler auf den Namen Lessing reimen.
Als weiteren Höhepunkt der Ausstellung stellt der Verlag Philipp Reclam jun. einen originalen Reclam-Universalbibliotheks-Buchautomaten zur Verfügung, der mit historischen Reclambändchen gefüttert wird, die man während der Ausstellung vor Ort in der Ausstellung aus dem historischen Automaten ziehen kann.
Ebenso zur Ausstellung erschienen ist im Format von Reclams Universalbibliothek ein Bändchen unter dem Titel: Reclam. Die Kunst der Verbreitung, der für 3 € aus einem anderen Buchautomaten gezogen werden kann.
Zur Eröffnung spricht Prof. Dr. Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz sowie Georg Ewald als Sammler. Dr. Jörn Garber aus Kassel führt in die Sammlung und die Ausstellung ein.
Zur Eröffnung der Ausstellung fährt ab 18:30 Uhr die Schloßbahn auf den Agnesberg sowie um 21:00 Uhr zurück in die Stadt.