In diesem Winter steht dabei die Wiederherstellung der originalen Raumfassung des ehemaligen gräflichen Badezimmers im ersten Rundgang des Schlosses Wernigerode an.
Unter der Leitung von Christoph Gramann aus Potsdam legen hier Restauratoren die originale Raumfassung aus der Zeit des großen historistischen Umbaus des Schlosses in der Zeit zwischen 1862 und 1885 wieder frei. Diese ist direkt vom Schloßbaumeister Carl Frühling entworfen worden.
1960/61 wurde das ehemalige Feudalmuseum Schloß Wernigerode in großem Maße – wie es damals hieß – „neutralisiert“. Dies bedeutete, dass man historistische Einbauten entfernte, missliebige Wandvorlagen, Kamine u. ä. mit Gipskarton einkleidete und historistische Wandoberflächen weiß – also neutral – überstrich. In diesem Zusammenhang wurde auch das ehemalige gräfliche Badezimmer in den Rundgang einbezogen. Das eigentliche Bad, das in einem kleinen Bassin aus Villeroy-und-Boch-Kacheln bestand, wurde mit Beton verfüllt und die gesamte Wandoberfläche weiß überstrichen. Da das gräfliche Badezimmer nicht zu den Bereichen des Schlosses gehörte, aus dem es historische Fotografien gibt, ist die jetzige Freilegung eine außerordentliche Überraschung. Es präsentiert sich ein ornamentales Bild von großer graphischer Qualität und belebenden Farben, u. a. von leuchtendem Blau, das dem Badezimmer überhaupt erst wieder den ursprünglichen Charakter zurück verleiht.
In die Wände eingebunden sind zwei gusseiserne Halbsäulen, die auch weiß überstrichen waren. Bei der Freilegung zeigt sich nun, dass es sich hier um Bronzesäulen handelt und eine dritte Säule in der Mitte zwischen diesen beiden gestanden hat. Dieses verleiht dem Bad einen Entrée-Charakter, der seither verloren ist. Mit den Untersuchungsarbeiten von Christoph Gramann und seinen Kollegen ergibt sich ein völlig neues Bild dieses Raumes am Ende des ersten Rundganges auf Schloß Wernigerode.
Sobald die Freilegung beendet sein wird, werden vorhandene originale Wandoberflächen konserviert und verlorene Bereiche, die z. B. durch den Einbau von Elektroleitungen und sonstigen Bauarbeiten nachträglich beschädigt wurden, rekonstruiert.
Die ohnehin schon qualitativ hochwertige historistische Inneneinrichtung erfährt durch die Wiederherstellung dieses Raumes eine neue hochkarätige Ergänzung.
Finanziert werden die Arbeiten maßgeblich durch Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt, die zu 50 % durch Eigenmittel der Schloß Wernigerode GmbH gegenfinanziert sind.
Die Arbeiten dauern an. Mit einer Fertigstellung wird im April gerechnet.
Mit der Wiederherstellung dieses Raumes ist bis auf wenige Ausnahmen der gesamte erste Rundgang des Schlosses Wernigerode – immerhin 17 Räume – komplett in die ursprüngliche Raumfassung zurückversetzt. Noch unklar ist im Moment, ob die vorhandenen Gelder reichen, um auch den Beton aus dem ehemaligen Badebecken zu entfernen.
Für Rückfragen steht zur Verfügung: Dr. Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH, Am Schloß 1, museumsleitung@schloss-wernigerode.de , Tel.: 03943/55 30 30