Das Burnout ist erstaunlicherweise keine Erfindung unserer Zeit und Wellness wurde bereits vor über 100 Jahren gross geschrieben. Wie es dazu kam? Die sogenannte Belle Epoque war eine Zeit der Euphorie und des Aufbruchs. Die durch die Industrialisierung beschleunigte Lebensweise faszinierte die Menschen, blieb aber auch nicht ohne Folgen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen. Kuren und Kneippen kamen in der gehobenen Gesellschaft in Mode. Auch Körperertüchtigung wurde gross geschrieben. So galt tägliches Turnen nach festgeschriebenen Regeln als gesundheitsfördernd und wurde auch von den Damen der Gesellschaft ausgeübt.
Die Dame von Welt trinkt Champagner
Eine Kur im noblen Kurhotel soll nicht nur gesund sein, sondern auch Spass machen. So wurde in der Belle Epoque neben verschiedenen Mineralwasser auch Champagner getrunken. "Die Dame trägt dazu immer Handschuhe, nur der Herr darf diese im Haus ausziehen", erklärt der historische Berater Patrick Schlenker am Benimmkurs. Zum guten Benehmen gehört auch der formvollendete Handkuss oder das Essen von warmen Speisen und Getränken ohne in Teller oder Tasse zu pusten, denn dies ziemt sich keineswegs. Die Benimmregeln um 1900 waren sehr umfassend und nur wer sie beherrschte, wurde zur vornehmen Gesellschaftsklasse gezählt.
Im Garten von Schloss Wildegg darf das Publikum sich an der Cüplibar und bei feinen Häppchen kulinarisch in die Belle Epoque einfühlen. Weitere Köstlichkeiten à la Mode der Zeit können an verschiedenen Ständen im Schloss probiert werden. Und wer eine Postkarte oder ein Souvenir vom Ausflug nach Schloss Wildegg kaufen möchte, kann dies beim Bauchladenverkäufer tun.
Tag der offenen Tür in der Villa
Am 30. und 31. August ist die Villa der letzten Schlossbewohnerin exklusiv geöffnet. Hier wohnte um die Jahrhundertwende Julie von Effinger bis zu ihrem Tod im Jahr 1912. Die Räumlichkeiten sind im Stil der Belle Epoque eingerichtet und auch erhalten geblieben.
"Flatternde Nerven. Heilende Wasser" - Saisonausstellung im Rahmen des Saisonthemas "Achtung ansteckend!"
Ist die Kneippkur gegen flatternde Nerven das Richtige oder hilft eine industriell gefertigte Pille effizienter? Und welche Rolle spielt die Homöopathie? Wie reagierten Menschen Ende des 19. Jahrhunderts auf Krankheiten, welche ihrer Meinung nach durch den rasanten Fortschritt ausgelöst wurden? Die Ausstellung geht der Frage nach, wie die Menschen um 1900 mit ihrer Gesundheit umgingen. Durch die geografische Nähe zum Kurbetrieb in Bad Schinznach wird auch die Geschichte des Kur- und Armenbades thematisiert, wo auch die Familie von Effinger im warmen Wasser badete. Im Schlossgarten Wildegg werden die Methoden von Pfarrer Sebastian Kneipp vorgestellt. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, selbst ins kalte Fussbad zu steigen, die Wirkung eines Armbades im Brunnen auszuprobieren und auf dem Barfussweg zu wandeln. Die Ausstellung dauert noch bis 31. Oktober 2014.
Programm 30./31. August, 10-17 Uhr
- Benimmkurse mit Patrick Schlenker, Berater der Serie "anno 1914" bei SRF1
- Kleiderexpertin der Belle Epoque mit Kostümen
- Ein Velofahrer auf dem Hochrad
- Cüplibar und Häppchen im Garten
- Darstellerinnen und Darsteller der Belle Epoque in Schloss und Garten
- Sportliche Ertüchtigung zum Mittmachen
- Das Kurorchester spielt auf
- Suffragetten in Aktion
- Wasserbar mit einer Auswahl an verschiedenen Mineralwasser
- Bauchläden mit Souvenirs
- Szenischer Rundgang "3 x täglich Waden baden"
- Kurzführungen zum Kneippen im Garten
- Prämierung der besten Kostüme am Sonntag
Weitere Informationen www.schlosswildegg.ch