Mehr als 48 Millionen Menschen besuchten im Jahr 1900 die Weltausstellung in Paris und staunten über die neuen Errungenschaften der Technik. Der Eiffelturm, die tollkühne Demonstration höchster Ingenieurskunst war Symbol dieser Aufbruchstimmung. Automobile, Eisenbahnen rollten von Fliessbändern und bewegten die Menschen immer schneller und weiter. Das Leben und die Rollen von Mann und Frau veränderten sich. Neben der Euphorie entstanden auch Krankheiten. Viele Menschen fühlten sich überfordert. Ärzte warnten vor den gesundheitsschädigenden Folgen der horrenden Geschwindigkeit. Eine neue Krankheit wurde diagnostiziert: die Neurasthenie! Die Symptome der Krankheit traten vor allem bei der Oberschicht auf und sind vergleichbar mit einer Erschöpfungsdepression oder einem Burnout von heute. Erfolgsversprechend galten diverse Kuren. Am Fusse des Schlosses lieferte ein Brunnen jodhaltiges Wasser, das bis in die 1960-er Jahre schweizweit verkauft wurde. Das Jodwasser versprach Hilfe gegen Arterienverkalkung, chronische Katarrhe, Asthma und Kropf.
Homöopathie aus Paris
Auch Julie von Effinger, die letzte Schlossherrin von Wildegg setzte sich mit der Schulmedizin, welche sich mit immer neuen Diagnose- und Heilmöglichkeiten profilierte, und den alternativen Heilmethoden auseinander. Sie interessierte sich für die Homöopathie. Mit ihrer Familie reiste sie ins Berner Oberland ins Bad Weissenburg zur Trinkkur und besuchte in Paris Dr. Jahr, einen Schüler von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie. Sie liess sich mit Globuli behandeln. Ihre Tagebücher geben genaue Auskunft über Krankheitsverläufe und Therapieversuche. Ihre persönliche Hausapotheke ist in der Ausstellung zu sehen.
Eine Broschüre zum Saisonthema
Zum Jahresthema ist auch eine Broschüre erschienen, welche Besucher kostenlos am Eingang erhalten.
"3 x täglich Waden baden" - Der neue szenische Rundgang
In einem der Rahmenprogramme zur Ausstellung führen die beiden Schauspielerinnen Salomé Jantz und Gabriela Angehrn das Publikum auf einem vergnüglichen szenischen Rundgang in die neusten Erkenntnisse zu Gesundheit, Wellness und Heilpraktiken des 19. Jahrhunderts ein. Dabei erfährt man Kurioses und Verblüffendes aus dem Apothekerschränkchen.
Die Première findet am 27. April um 17 Uhr statt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Weitere Informationen unter www.schlosswildegg.ch