Zum bereits dreißigsten Mal würdigte der Deutsche Musikverleger-Verband e.V. mit seiner "Best Edition"-Auszeichnung editorische Leistungen in der deutschen Verlagslandschaft. Aus über 80 Einsendungen wählte die Jury zehn Beiträge aus, die in den Jahren 2020 und 2021 erschienen sind. Gleich drei Mal fiel die Wahl hierbei auf einen Titel aus dem Verlagshaus Schott Music. Erstmals findet die Preisverleihung dieses Jahr im Rahmen der SOMM Dealer Days am 29. Oktober in Berlin statt.
DIE GEWINNERTITEL BEST EDITION PREIS 2021/22
Joy of Music
Entdeckungen aus dem Verlagsarchiv
- Virtuose und unterhaltsame Stücke für Klavier Wilhelm Ohmen und Robert Schäfer (Herausgeber), Schott Music
- Virtuose und unterhaltsame Stücke für Violine und Klavier Wolfgang Birtel (Herausgeber), Schott Music
- Virtuose und unterhaltsame Stücke für Flöte und Klavier Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter (Herausgeber), Schott Music
- Virtuose und unterhaltsame Stücke für Cello und Klavier Beverley Ellis und Rainer Mohrs (Herausgeber), Schott Music
- Virtuose und unterhaltsame Stücke für Klarinette und Klavier Rudolf Mauz und Rainer Mohrs (Herausgeber), Schott Music
„Anlässlich des 250sten Geburtstages des Schott-Musikverlags haben die Autoren in das Archiv des Verlages gegriffen und eine spannende Auswahl an klassischer Musik hervorgeholt, die es in dieser Zusammenstellung noch nicht gab. Die Stückauswahl ist etwas für Liebhaber, die auch gerne einmal etwas außerhalb des Standartrepertoires spielen möchten. Die Reihe „Joy Of Music“ ist für diverse Besetzungen, Piano mit Geige oder Piano mit Violincello oder aber als Klavierausgabe erhältlich. Im hinteren Teil der Hefte gibt es Erläuterungen zu den Komponisten und deren Werk, was für die Spieler der Stücke sehr interessant sein dürfte. Die Hefte sind sehr wertig in ihrer Verarbeitung und haben durch ihr schwarzes Design ein eher klassisches, aber trotzdem modernes Aussehen. Der Notensatz und die Papierqualität sind sehr gut, auch die Solostimmen-Einlagen sind mit sehr gutem Papier und Notensatz produziert. Die Notenreihe „Joy Of Music“ ist für fortgeschrittene Liebhaber der Musik aus dem 19. Jahrhundert, die einmal etwas Neues ausprobieren möchten.“
Richard Strauss (Gesamtausgabe)
Salome
Claudia Heine (Herausgeberin)
Verlag Dr. Richard Strauss, vertreten durch Schott Music
Die Begründung der Jury:
"Wenn autorenbezogene Werkausgaben mehr sein wollen als Denkmäler, müssen sie mehr bieten, als die philologische Absicherung erwartbarer Partituren. Genau das tut Claudia Heines hier vorliegende Edition: Sie bringt den Werktext in Bewegung und stellt Strauss' Salome in einen kulturellen wie historischen Raum. Dafür ist gerade diese Oper besonders gut geeignet, war sie doch nach dem Rosenkavalier sein am zweithäufigsten aufgeführtes Werk und begründete überdies den internationalen Durchbruch des Komponisten auf der Musikbühne. Für den französischen Sprachraum schrieb Strauss gar eine veritable neue Fassung, die so eigenständig war, dass er sie 1906 sogar zum Druck brachte, und an deren Geschichte man die auch musikalische Komplexität solcher Kulturtransferprozesse paradigmatisch und im Detail verfolgen kann. Aber nicht nur Sprachfassungen, sondern auch Bearbeitungen für Aufführungen in Deutschland entstanden, so "retouchierte" der Komponist die Oper, wie er selbst sagte, eigenhändig für eine Produktion der Dresdner Oper mit der Sopranistin Maria Rajdl. Die vorliegende Edition dieser Versionen präsentiert ihren Leser:innen nicht einfach nur philologische Finesse und historische Dokumente, sondern zeigt durchaus autorbezogene Praktiken des Komponierens und Aufführens, die sich gerade nicht in einen philologisch beglaubigten idealen Werktext überführen lassen. Sie eröffnet damit auch einen künstlerischen Freiraum, in dem der angemessene Umgang mit einer solchen Partitur etwas anderes heißen kann und muss als Buchstaben-Treue.“
Hindemith – Schott (Sonderpreis der Jury)
Der Briefwechsel 1919 – 1967
Susanne Schaal-Gotthardt, Luitgard Schader und Heinz-Jürgen Winkler (Herausgeber)
Schott Music
Die Begründung der Jury:
"Wenn der Verlag Schott seinen Briefwechsel mit dem Komponisten Paul Hindemith veröffentlicht, legt er nicht einfach Zeugnisse eines seiner besonders namhaften Komponisten vor, sondern lässt sich gleichzeitig bis in die jüngere Vergangenheit tief in die Karten seines Geschäfts schauen (der letzte Brief der dreibändigen Edition stammt aus dem Jahr 1967). Fraglos gehören Verlagsbriefwechsel schon lange zu den zentralen Quellen von Musikeditor:innen, lassen sich doch aus ihnen oft philologisch wichtige Details der Werkentstehung belegen. Häufig genug jedoch bleiben sie gleichwohl im Schatten der Anmerkungsapparate verborgen und erhalten meistens erst nach größerem zeitlichem Abstand eigene Editionen – wie bei den (ungleich häufiger publizierten) literarischen Verlagskorrespondenzen oft in einer vor allem auf persönliche Beziehungen und inhaltlichen Austausch ausgerichteten Auswahl, die die eigentliche Verlagsarbeit gar nicht so sehr in den Blick rückte. Solange die aktuelle Arbeit von Musikverlagen auf eine stillschweigende Wertschätzung rechnen konnte, die Detailkenntnisse gar nicht einforderte, blieb diese gleichsam im toten Winkel der Selbstverständlichkeit des täglichen Geschäfts. Das hat sich heute deutlich geändert und gerade jüngere Briefwechsel wie der hier vorgelegte sind wichtige Quellen für die grundlegende, vielgestaltige und nachhaltige Bedeutung, die diese Arbeit für das Musikleben hat. Es ist zu hoffen, dass das Beispiel Schule macht und die Musikverlage ihre jüngeren Korrespondenzen und damit die ganze Vielfalt ihrer Tätigkeit für unsere aktuelle Kultur u.a. durch solche Editionen zunehmend breiter und differenzierter bekannt machen.“