„Die Weiterentwicklung eines nachhaltigen Tourismus im Schwarzwald ist uns ein großes Anliegen. Denn der Erhalt einer intakten Umwelt sowie der Schutz des Klimas sind die Existenzgrundlagen für eine erfolgreiche Tourismuswirtschaft. Viele Besucher schätzen im Schwarzwald besonders die unverwechselbare Natur- und Kulturlandschaft sowie die große Artenvielfalt der Region. Der Schwarzwald ist Lebensraum und zugleich Erholungsraum für uns Menschen, den es zu bewahren gilt“, erklärt Landrat Frank Scherer, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Schwarzwald Tourismus GmbH. „Als nachhaltige Tourismusregion möchten wir unseren Beitrag dazu leisten, den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen voranzubringen und stärkere Maßnahmen zu Energieeinsparung und -effizienz umzusetzen. Der Schwarzwald als Reiseziel will seine Angebote in Richtung Nachhaltigkeit kontinuierlich ausbauen und verbessern. Für die Erreichung dieser Ziele hat die Schwarzwald Tourismus GmbH Richtlinien zum Klimaschutz und zur Energiewende erstellt, die sich sowohl an privatwirtschaftliche wie auch an politische Entscheidungsträger im Schwarzwald richten“, ergänzt Scherer.
Mit den Richtlinien zeigt die STG auf, in welchen Bereichen die Tourismusbranche im Schwarzwald bereits einen sichtbaren Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende leistet und gibt Orientierungshilfe für praxisorientierte Weiterentwicklung von nachhaltigen Angeboten im Tourismus. Damit weitere klein- und mittelständische Unternehmen der Tourismusbranche die eigenen Geschäftsmodelle auf erneuerbare Energien umstellen und Energiesparprozesse im Geschäftsablauf integrieren können, appelliert die Destinationsmanagementorganisation außerdem auf politischer Ebene dafür, Anreize und schlanke, bürokratiearme Förderprogramme für mittelständische Betriebe auszubauen.
Im Schwarzwald orientiert man sich bei der Entwicklung touristischer Angebote an der Nachhaltigkeitsdefinition der UNWTO (Weltorganisation für Tourismus, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen). Ziel ist es, den Tourismus in der Region so zu entwickeln, dass er den derzeitigen und zukünftigen ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen umfassend Rechnung trägt und dabei die Bedürfnisse der Gäste nach Erholung, Freizeit, Erlebnis mit den Themen Naturschutz, Tourismusverträglichkeit, Besucherlenkung und Rücksicht auf die lokale Bevölkerung zusammenbringt.
Immer mehr Schwarzwald-Regionen sind mit dem TourCert-Siegel als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert und fördern aktiv diese Ziele. Dazu zählen die Hochschwarzwald Tourismus GmbH, die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald und ganz neu die Nationalparkregion Schwarzwald.
„Die Schwarzwald Tourismus GmbH gibt touristischen Akteuren Impulse für eine nachhaltige Entwicklung und wo immer wir Zugriff haben, unterstützen und flankieren wir solche Maßnahmen“, sagt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH. „Unsere Partner beim Erhalt der Landschaft und bei der Ausgestaltung nachhaltiger Angebote sowohl für Touristen wie auch für Einheimische sind die zwei größten Naturparke Deutschlands, der Nationalpark Schwarzwald, das Biosphärengebiet Schwarzwald, Forst BW und der Schwarzwaldverein.“
Um Landwirte zu unterstützen und die Kulturlandschaft zu erhalten, werden touristische Angebote verstärkt mit Bezugsmöglichkeiten für regionale Produkte verbunden. Die mittlerweile fast 100 Naturparkwirte arbeiten beispielsweise eng mit lokalen Erzeugern zusammen und bieten regionale Menüs an, deren Zutaten aus den beiden Schwarzwälder Naturparken stammen. Die Naturpark-Märkte sowie die Naturpark-Brunch-Angebote auf dem Bauernhof und die Hofläden der Direktvermarkter sind weitere Angebote, bei denen die Gäste regionale Produkte erleben können. Darüber hinaus gibt es beispielsweise die Angebote der Gastronomen und Erzeuger der Vereinigung „Feine Adressen im Albtal“, die „Baiersbronner Schätze“ oder die Gastronomie mit regionalen Produkten von „Kaiserlich genießen“ am Kaiserstuhl sowie die Waldkircher „Orgelköche“ im Zweitälerland, die ebenfalls ein regionales Genusserlebnis bieten.
Geführte Touren mit ausgebildeten Schwarzwald-Guides, Rangern oder Biosphären-Guides bringen nicht nur auf kurzweilige Weise den Gästen die heimische Kultur- und Naturlandschaft des Schwarzwalds näher, sondern verdeutlichen auch das Zusammenspiel von Mensch und Natur in der Ferienregion. Die Sensibilisierung von Gästen und Einheimischen für ein wildtierfreundliches Verhalten in der Natur spielt dabei eine große Rolle. Erlebnispfade, Geotouren, NaTouren und Junior-Ranger-Programme wecken schon bei den Kleinsten Neugier auf die Natur, die Tiere und die Pflanzen der Region. Darauf aufbauend hat beispielsweise die Hochschwarzwald Tourismus GmbH in Kooperation mit dem Naturpark Südschwarzwald und ForstBW 2022 ein neues Ferienprogramm erarbeitet. Im Mittelpunkt steht dabei die Natur im Hochschwarzwald mit all ihren Geschichten über die Tiere und Menschen, die hier leben. Als greifbares und spielerisches Lernerlebnis für Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren werden seit den Pfingstferien 2022 innerhalb eines Jahres mehr als 210 Veranstaltungen angeboten, die für teilnehmende Gäste und Einheimische kostenfrei sind. Das aktuelle Programm läuft noch und bietet aktuell z.B. Einblicke zum Leben der Tiere im Winter im Wald.
Von Mai bis Oktober ganz legal sein Zelt im Wald aufzuschlagen und abseits von bewohnten Siedlungen den wilden Schwarzwald zu erleben, bietet das Angebot „Trekking Schwarzwald“. Das Projekt wurde 2017 von den Naturparken Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, dem Nationalpark Schwarzwald und Forst BW initiiert und bietet aktuell ein Netzwerk von 13 Trekking-Camps entlang zentraler Fernwanderwege im Schwarzwald. Aufgrund des großen Zuspruchs der Gäste für dieses naturnahe Erlebnis, ist in 2023 die Eröffnung weiterer Camps geplant.
Großes Interesse besteht auch am neuen Konzept „One-Night-Camps“ der Tourismusabteilung des Landkreises Waldshut, welches dem anhaltenden Camping-Boom Rechnung trägt und gleichzeitig dem zunehmenden Wild-Campen entgegengewirkt. Landwirte, Privatpersonen und Gemeinden können dabei ihre Wiese für ein Zelt oder ein Reisemobil zur Verfügung stellen, wodurch ein breites Netz an einfachen und naturnahen Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer, Radfahrer und Camper geschaffen wurde. Zusammen mit der Schwarzwald Tourismus GmbH wird das Konzept in 2023 nun auf den ganzen Schwarzwald ausgeweitet werden.
Wer sich aktiv für die Umwelt einsetzen möchte, für den gibt es im Naturpark Südschwarzwald das Projekt „Voluntourismus“ oder im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord die Landschaftspflege-Aktionen der Herzenssache Natur. Mit Tageseinsätzen für Urlaubsgäste und Einheimische können Freiwillige hier tatkräftig mit anpacken und sich bei Naturschutz- und Landschaftspflegeprojekten für die Umwelt engagieren. Seit 2021 veranstaltet die Schwarzwald Tourismus GmbH außerdem einmal im Jahr die Schwarzwald Clean Up-Days, bei denen jeder teilnehmen kann, der helfen will, die Naturlandschaft der Region von Müll zu befreien. Die STG ergänzt damit die bestehenden lokalen Initiativen von Vereinen, Schulen oder Gemeinden, die sich jährlich darum kümmern, dass die Naturlandschaft sauber bleibt und lädt auch Gäste dazu ein, sich an der Aktion zu beteiligen.
Das Projekt Dorfurlaub ist ein Beispiel für ökonomische Nachhaltigkeit und zeigt, wie die Unterstützung und Förderung des ländlichen Tourismus konkret aussehen kann. Viele kleine Schwarzwaldorte haben vor allem Ferienwohnungen, Pensionen, Gästehäuser und Bauern- bzw. Winzerhöfe mit herzlichen Gastgebern als Beherbergungsbetriebe. Alleine haben diese jedoch nur wenig Vertriebskraft. Gleichzeitig sehnen sich immer mehr Urlauber nach authentischem Landurlaub, mit echtem Dorfleben und regionalen Produkten. Mit der Bündelung der einzelnen Anbieter zum Produkt Dorfurlaub schafft die Schwarzwald Tourismus GmbH ein Angebot für diese Nachfrage. Dazu bringt die STG Gastgeber, regionale Produzenten und lokale Kunsthandwerker als Teile eines typischen Schwarzwald-Dorfurlaubs zusammen, vermarktet diese als Gesamterlebnis und trägt so zur Wirtschaftsförderung aller beteiligten Unternehmen bei.
Welche Rolle die Gewinnung von erneuerbarer Energie in Tourismusbetrieben im Schwarzwald spielt, erklärt Mair wie folgt: „Sonnenenergie, Biogas, Windkraft, Wasserkraft, Holzhackschnitzel und Geothermie sparen bereits jetzt in Tourismusbetrieben im Schwarzwald zigtausende Tonnen CO₂-Ausstoß ein. Denn in der Ferienregion gibt es bereits viele Hotels mit aussagekräftigen Zertifizierungen wie EMAS, dem DEHOGA-Umweltcheck GOLD, Naturparkhotels oder der WIN-Charta sowie viele zertifizierte Ecocampingplätze, die auf erneuerbare Energien setzen. Diese ausgewiesenen nachhaltigen Betriebe bilden das Fundament für eine nachhaltige Ferienregion.“
„Die nachhaltige Entwicklung zur verstärkten Nutzung klimafreundlicher Energieformen ist den Initiativen vieler privater Investoren, den Hoteliers und den Kommunen zu verdanken. Vorbildfunktion haben die neun Bioenergiedörfer, die Energie für Einwohner und Urlauber über Solar- und Biogasanlagen, Wind- und Wassermühlen und nachwachsende Rohstoffe erzeugen sowie sieben von der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnete Solarkommunen“, ergänzt Mair.
Aufgrund der vielen Sonnenstunden in der Ferienregion bietet Photovoltaik ein großes Ausbaupotential zur Steigerung der Gewinnung erneuerbarer Energien. Ein Leuchtturmprojekt plant der Europa-Park aktuell zusammen mit dem Automobillogistiker MOSOLF. Die mehr als 20 Hektar große Photovoltaikanlage auf dem riesigen Parkplatzgelände der Firma MOSOLF in Kippenheim bei Lahr produziert nach Fertigstellung etwa 25 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien und soll 2024 in Betrieb gehen. Das Projekt ist mit Abstand bisher die größte Photovoltaik-Überdachung in Deutschland. Der Europa-Park nimmt einen erheblichen Teil der erzeugten Energie ab und kann sich langfristig weitgehend unabhängig von anderen Energiequellen vor allem in den Hochsaison-Sommermonaten autark mit erneuerbarem Strom versorgen.
Tourismus und Mobilität sind eng miteinander verbunden. Verkehr ist jedoch auch einer der größten Verursacher von CO₂-Emissionen. Mit der 2005 eingeführten KONUS-Gästekarte für die kostenlose Nutzung des ÖPNV für Urlauber ging die STG den ersten großen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit in der Ferienregion Schwarzwald. Inzwischen sind daran rund 150 Gemeinden mit mehr als 9.000 Gastgebern angeschlossen. Ihre Urlaubsgäste können mit der Konus-Gästekarte in der gesamten Region zwischen Karlsruhe und Basel, Pforzheim und Waldshut Busse und Bahnen ohne weiteres Ticket benutzen.
Damit kann bereits jeder zweite Gast im Schwarzwald inzwischen den ÖPNV im Urlaub kostenlos nutzen. „In unserer Kommunikation von Urlaubsaktivitäten fördern wir die Nutzung von Bus und Bahn am Ort wo immer wir können. In unserem digitalen Reisebegleiter „Frag Schwarzwaldmarie“ beispielsweise werden den Nutzern bei jeder Freizeitmöglichkeit alle Bus- und Bahnhaltestellen in der Nähe angezeigt mit Abfahrtszeiten in Echtzeit, so dass der Urlauber auf einen Blick weiß, wann die nächsten Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr ihn von A nach B bringen“, sagt Mair.
Viele Wander- oder Radtouren lassen sich bequem mit dem ÖPNV erreichen oder haben unterwegs Haltestellen. So führt der gut 90 Kilometer lange Kinzigtal-Radweg von Freudenstadt nach Offenburg beispielsweise an insgesamt 17 Bahnhöfen vorbei und erlaubt unterwegs die Tour je nach Gusto anzupassen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile im Schwarzwald eine sehr gute Versorgung für E-Biker mit Ladestationen, so dass alle Radwege auch mit dem E-Bike befahren werden können.
Die gesamte Region rund um den Nationalpark Schwarzwald mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erlebbar machen – so lautete eines der Ziele der Nationalparkregion Schwarzwald. In Kooperation mit der Initiative bwegt, bwtarif und den anliegenden Verkehrsverbünden wurde eine beispiellose Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region geschaffen. Zum Liniennetzplan gibt es darüber hinaus Ausflugstipps mit Bus und Bahn.
Mit der Teilnahme an „Fahrtziel Natur“ wirbt der Schwarzwald darüber hinaus bereits für die nachhaltige und klimafreundliche Anreise mit der Bahn. „Fahrtziel Natur“ verbindet ökologisch verträgliches Verkehrsverhalten mit aktivem Naturerlebnis vor Ort. Neben den beiden Naturparken ist auch der Nationalpark Schwarzwald seit 2015 Mitglied bei „Fahrtziel Natur“ und das Biosphärengebiet Schwarzwald hat sich aktuell für eine Teilnahme beworben. Partner des Bonusprogramms bwegtPlus belohnen ihre Gäste für die Anreise mit ÖPNV. Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald beispielsweise gewährt Gästen, die mit Bus und Bahn anreisen, einen Rabatt von 10% bei der Buchung ihrer Mehrtageswanderungen „Stiefelreise“.
Die Schwarzwald Tourismus GmbH versucht das Erlebnis Schwarzwald möglichst vielen Menschen zu ermöglichen – so dass Urlauber mit Prothesen oder Rollstuhl, Sehbehinderte, Hörgeschädigte sowie auch ältere Menschen oder Familien mit Kleinkindern die Ferienregion barrierefrei erleben können. Die STG hat sich dafür dem bundesweiten Zertifizierungssystem „Reisen für Alle“ angeschlossen mit dem Ziel, die Barrierefreiheit im Schwarzwald weiter auszubauen. Es gibt mittlerweile einige zertifizierte Wanderwege und viele barrierefreie Leistungsträger wie das Nationalparkzentrum am Ruhestein, den Aussichtsturm „Himmelsglück“ in Schömberg oder die Feldbergbahn samt Feldbergturm. In Kooperation mit dem Spezialreiseveranstalter „tour de sens“ wird 2023 erstmals außerdem eine barrierefreie, kulinarische Wanderreise zu den „Baiersbronner Schätzen“ in den Schwarzwald angeboten.