Ein Auswahlgremium aus Planern, Architekten, Tourismus- und Kultur-Experten hat dazu im Sommer 2022 die 168 eingereichten Objekte im Schwarzwald (Neubau, Erweiterung und Bauen im Bestand aus den Baujahren ab 2001) begutachtet und bewertet: u.a. nach zeitgemäßer Architektur für Landschaft und Siedlungsstruktur, Konstruktions- und Ausführungsqualität, energetischer Effizienz und ökologischen Aspekten. 95 Objekte wurden als „Bauwerk Schwarzwald“ ausgezeichnet und werden nun in sechs thematischen Routen vorgestellt: „Alte Gebäude modernisiert“, „Neues Bauen im Schwarzwald“, „Hotels und mehr – Bauen für Gäste und Besucher“, „Heutige Nutzung von Schwarzwaldhöfen“, „Bauen mit Holz“ und „Öffentliche Gebäude im Schwarzwald“.
Zu den Gebäuden zählen neben Privatobjekten beispielsweise auch Museen, Ferienhäuser, Hotels, Gasthäuser und Kirchen. „Die charakteristische Baukultur im Schwarzwald zu erhalten und zeitgemäß fortzuschreiben ist Ziel des 2020 gegründeten Vereins Bauwerk Schwarzwald“, erklärt die Vorsitzende Dr. Diana Wiedemann, selbst freie Architektin und Energieberaterin für Baudenkmale. „Durch die ausgewählten vorbildlichen Objekte der Architekturroute wollen wir aufzeigen, wie beispielhaftes, gutes regionales Bauen im Schwarzwald gelingen kann und schärfen das öffentliche Bewusstsein für dieses außergewöhnliche Kulturerbe.“ Die 95 Gebäude der Architekturroute „verteilen sich über die gesamte Ferienregion und repräsentieren die Bandbreite der Schwarzwälder Baukultur zwischen Tradition und Moderne“, sagt STG-Geschäftsführer Hansjörg Mair. „Damit sind sie Anlaufpunkt, Ferien- oder Ausflugsziel für Gäste und Einheimische oder Inspirationsquelle für Neu- oder Umbauten.“ Weitere zu den Kriterien passende Bauwerke können kontinuierlich für die Aufnahme in die Architekturroute vorgeschlagen werden. www.architekturroute-schwarzwald.info
Zu den ausgezeichneten besuchs- bzw. buchbaren Objekten gehören u.a.:
Nationalparkzentrum Ruhestein in Baiersbronn
Schon rein äußerlich beeindruckt das 2020 fertiggestellte und nahezu ausschließlich aus heimischem Holz gefertigte Nationalparkzentrum Ruhestein in Baiersbronn durch seine außergewöhnliche Form und Gestaltung: Wie mehrere übereinander gefallene und ineinander verzahnte Baumstämme eines Sturmwurfs schieben sich die einzelnen Elemente des Gebäudes in den Wald. Für den Bau sollte kein lebender Baum zu viel aus dem gewachsenen Altbestand weichen müssen. Vielmehr galt es bei der Umsetzung von Anfang an, den Wald und den Nationalpark selbst möglichst wirkungsvoll in Szene zu setzen. In der Dauerausstellung geht es um natürliche Waldentwicklung, um Naturschutz, ja um die Natur selbst. www.nationalpark-schwarzwald.de
Aussichtsplattform „Ellbachseeblick“ bei Baiersbronn
Einen sehenswerten Blick über den eiszeitlichen Ellbachsee und die Waldberge des nördlichen Schwarzwaldes erlaubt die 33 Meter lange Aussichtsplattform „Ellbachseeblick“ bei Baiersbronn. Die Plattform aus heimischem Douglasienholz führt beinahe freischwebend ins Tal hinein und wurde 2013 errichtet. www.nationalparkregion-schwarzwald.de
Vinotorium der Oberkircher Winzer
Das 2017 entstandene, rund acht Meter unter der Erde liegende Vinotorium der Oberkircher Winzer ist kein klassischer Gewölbekeller, sondern ein Raum, der die Weine der Winzer für Gäste erlebbar macht. Das wurde in die Architektursprache übertragen: Mit Lehmwänden, die das Terroir der Region zum Ausdruck bringen. Mit einer Gewölbedecke aus über 50 Eichenlamellen, die allein durch das Material einen Bezug zum Ausbau in Barriquefässern haben. Mit einem Relief an der Stirnwand des Raumes, das den Querschnitt des Bodens vom Granit bis zur Humusschicht zeigt, auf dem die Reben wurzeln.
www.oberkircher-winzer.de
Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg
Die Rainhof Scheune in Kirchzarten-Burg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, noch ohne den Einsatz maschinell hergestellter Nägel und Schrauben: ein Massivbau mit gemauerten Außenwänden und Steilgiebeln, Werksteingewänden und hölzernem Innengerüst. Das Erdgeschoss war quergeteilt und in Abschnitte mit wechselnder Nutzung gegliedert: mehrere Viehställe mit Futtergängen, eine hohe Tenne hinter dem großen Tor, wahrscheinlich Schopf und Pferdestall hinter den beiden niedrigen Toren. Im Obergeschoss befanden sich eine Reihe einfacher Knechtskammern und ein Heulager. Die über 2000 Quadratmeter große, denkmalgeschützte Rainhof Scheune wurde ab 2008 behutsam saniert, möglichst viel der alten Bausubstanz blieb erhalten. Heute befindet sich im Erdgeschoss eine Gastronomie mit Terrasse und Gartenwirtschaft, dazu eine „Marktscheune“ mit regionalen Produkten sowie eine Buchhandlung, in deren Nebenraum regelmäßig Kulturveranstaltungen stattfinden. Darüber entstand ein Hotel mit 16 Zimmern sowie einem Wellnessbereich mit Dampfbad und Sauna. www.rainhof-scheune.de
Ferienwohnung auf dem Lippenhof in Unterkirnach
Der auf über 900 Metern Höhe gelegene, denkmalgeschützte Lippenhof von Familie Neininger in Unterkirnach vereint Tradition und Moderne: In die Tenne haben sie eine schöne Ferienwohnung mit großen Glaselementen gebaut, die einen guten Blick auf das historische Gebälk freigeben. www.lippenhof-unterkirnach.com
Café „Goldene Krone“ in St. Märgen
Die 1753 erbaute Klosterherberge und später zum Grand Hotel umgebaute „Goldene Krone“ in St. Märgen wurde nach Jahren des Leerstands und Zerfalls durch bürgerschaftliches Engagement vor dem Abriss gerettet und aufwändig restauriert. Teil des Konzeptes war neben der Rettung des kulturhistorisch bedeutsamen Gebäudes auch die Wiederbelebung der Dorfmitte. Das Café „Goldene Krone“ mit seiner ausgezeichneten „Landfrauenküche“ ist heute dank familienfreundlicher Teilzeitarbeitsplätze für Frauen im ländlichen Raum nicht nur ein bundesweit beachtetes soziales Projekt, sondern auch ein besonderer Genießer-Tipp! www.cafe-goldene-krone.de
„derWaldfrieden Naturparkhotel“ in Todtnau
In Todtnau-Herrenschwand, hoch oben im südlichen Schwarzwald, steht auf einem Hochplateau „derWaldfrieden Naturparkhotel“ samt 2013 erbautem „Spa-Haus“ mit tollem Blick. Schon von außen zeigt sich die Verbundenheit zum Schwarzwald, geschickt wird regionale Tradition und raffinierte Moderne architektonisch miteinander verknüpft. Dieser Gedanke der regionalen Verortung und Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in kulinarischer Hinsicht: Irmgard Hupfer, ihr Sohn Volker und seine Frau Dorothee sind nicht nur Schwarzwälder Gastgeber aus Leidenschaft, sondern auch Gründungsmitglieder der Naturparkwirte und Naturparkhotel: Als solche setzen sie konsequent auf regionale Produkte. www.derwaldfrieden.de
Bauwerk Schwarzwald e.V.
Der 2020 gegründete Verein versteht sich als Dach für Schwarzwälder Baukultur und Handwerk. Die damit verbundene Leitidee ist, im Schwarzwald die regionsspezifische Bau- und Handwerkskultur zu fördern und eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne, Architektur, Handwerk und Design, Forschung und Ausbildung, Experiment und Praxis zu schaffen. Zu den aktuell 131 Mitgliedern aus unterschiedlichen Bereichen gehören die beiden größten Naturparke Deutschlands (Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und Naturpark Südschwarzwald), Vertreter aus Kommunen und die Architekten- sowie die Handwerkskammer. Erlebbar werden die ausgezeichneten Objekte auf der mit der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) initiierten neuen Architekturroute.
www.bauwerk-schwarzwald.de