Im Zentrum der Handlung steht ein Knecht, in dessen Leidensgeschichte als Opfer eines patriarchalischen Bauern das Kinopublikum gekonnt hineingezogen wird. „Die intensiven Bilder gehen unter die Haut, glaubhaft ist das Spiel aller Protagonisten in authentischem Schwäbisch, insgesamt ein kleines filmisches Meisterwerk“, attestiert dem Wiener Filmteam Adrian Kutter, der langjährige Intendant der Biberacher Filmfestspiele, im Namen der Jury. Diese hatte sich angesichts der unterschiedlichsten Genres und der herausragenden Qualität der eingereichten Werke dafür entschieden, alle eingeladenen Finalisten mit Preisen auszuzeichnen.
In der besten Langdokumentation „Im Berg dahuim“ schildern Rahel von Gunten und Thomas Rickenmann eindrucksvoll das Leben auf drei Allgäuer Alpen in der Gegend von Oberstdorf, Frieder Scheiffele reüssiert mit der besten Kurzdokumentation über Thaddäus Troll. Paul und Marius Beck gelingt mit „Mach ’s Licht aus“ ein humorvoller Kurzspielfilm über den grandios gescheiterten Versuch eines oberschwäbischen Jungmannes, in der elterlichen Wohnung eine ungestörte Liebesnacht mit seiner Freundin zu verbringen (Preisgeld je 2.000 Euro).
Den Sonderpreis Animationsfilm nahm Adelheid Widmaier für „Ranzawai“ (Bauchweh) mit nach Hause, eine doppelbödig erzählte und mit liebevollen Details ausgestattete Bildergeschichte um den bodenständigen Ostälbler Schäfer Ignazius und seinen flippigen Vetter „Professor“ Wunibald. Zwei Sonderpreise für Regionalkultur gingen an Thomas Schuster alias Jo Brösele für die einfallsreiche filmische Umsetzung des Volksliedes „Auf der schwäbischen Eisenbahn“ sowie an Martin Wangler für seine die alemannische Sprache und alte Schwarzwaldtraditionen feiernde Advent-Serie „Ofenlied, Strohschuh-Verkäuferin, In Mueters Stübele und CEGO-Lied“ (Preisgeld je 1.000 Euro).
Die jüngsten Filmer des Wettbewerbs landeten mit dem über eine Online-Abstimmung verliehenen „Internetpreis“ einen spektakulären Coup (Preisgeld 1.000 Euro). Der Rottenburger Patrick Nagel produzierte mit seinem Kompagnon Marco Truffner, assistiert von Großvater Peter Nagel, einen „Film über Josef Eberle“, dessen Leben und Werk als Sebastian Blau enthusiastisch und voller Spielfreude wieder lebendig wird.
Weitere Infos
Zum zehnten Mal seit 2002 hat der Verein „schwäbische mund.art e.V.“ den Sebastian-Blau-Preis für schwäbische Mundart zum Gedenken an den wohl bedeutendsten Mundartdichter des schwäbischen Dialektes, Josef Eberle alias Sebastian Blau organisiert. Von Anfang an wurde das Leuchtturmprojekt von Hauptsponsor Schwaben Bräu lebendig gehalten, unterstützt von weiteren Partnern wie dem Förderverein Schwäbischer Dialekt e.V., dem Arbeitskreis Heimatpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart, der alemannischen Muettersproch-Gsellschaft e.V. sowie den Stadtwerken Rottenburg und der Kreissparkasse Tübingen. Erstmals hat die Wiedeking Stiftung den zum zweiten Mal nach 2014 vergebenen schwäbisch-alemannischen Sebastian-Blau-Filmpreis gefördert.
Der schwäbische Dialekt in allen Ausprägungen, regionalen und lokalen Ausformungen ist auch in Zeiten der Globalisierung existenziell für die Kommunikation unter und mit Schwaben. Der Sebastian-Blau-Preis soll das Bewusstsein für den Wert des Dialektes in der Öffentlichkeit schärfen und stärken.
www.mund-art.de
www.mundartwettbewerb.de
www.sebastian-blau-preis.de