Das vorläufige Ergebnis kann sich sehen lassen: Während die meisten Clips die übliche Aufmerksamkeit erhalten und auch der aus 22 Einzelteilen bestehende Gesamtfilm von 17 Minuten verhalten aufgerufen wird, generieren einzelne Clips mittlerweile täglich mehr als 2500 Clicks. Tendenz steigend.
Dahinter steckt eine für den bodenständigen Verein revolutionäre Strategie: Schwäbische Bühnenkünstler:innen erstellen gemeinsam Inhalte, die in weniger als einer Minute konsumiert werden können und nicht per se gefällig sind. Ganz im Gegenteil. Alles an dem Streifen ist fragwürdig. Nichts ist ernst gemeint, oder etwa doch?
„Abgesehen davon, dass wir es für wichtig halten, unsere Kultur und Umgebung in der digitalen Welt abzubilden, hatten wir einfach Lust, mal ordentlich auf den Putz zu hauen und nicht den gängigen Erwartungen zu entsprechen“, sagt Pius Jauch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. "Im Rahmen unserer Möglichkeiten fordern wir die Seh- und Hörgewohnheiten unseres Publikums bewusst heraus, wenn wir die Volksbühne verlassen und die Frage stellen, welche Computerspiele man hierzulande wirklich spielt."
Um die Auswirkungen einer digital vorangetriebenen Kulturpolitik zu erörtern, hat der Verein sein Projekt auch bereits im Rahmen von Kleinkunstabenden präsentiert. Vieles gibt es dabei zu besprechen. Beispielsweise die Problematik, was die Persiflage von ihrem echten Vorbild unterscheidet und welche Inhalte man dort wirklich transportiert.
"Das ist ein riesiges Feld", meint Dr. Wolfgang Wulz, Vorsitzender des Vereins, der die lebhaften Kontroversen um das Thema im Verein mit Wohlwollen verfolgt: "Kultur und Sprache entwickeln sich ständig. Heißt: man muss für Neues offen sein, besonders wenn man seinen Dialekt in die Zukunft tragen will."
Inzwischen gibt es bereits das erste „Reactionvideo“ auf den Film, in dem ein echter "Streamer" den Fake-Stream der Aktivisten kommentiert. Und auch in Schulen sei das Projekt bereits angekommen, wie ein Lehrer berichtet, der Schüler mit dem "Machwerk" konfrontierte.
"Die Filme sorgen für angeregte Diskussionen", schmunzelt Jauch und meint, das sei auch gut so. In der Wohlfühlecke bei den bekannten Lachern sei es zwar gemütlicher, um weiterzukommen müsse man jedoch dringend neue Wege gehen. Und wohin die führten, sei bekanntlich ungewiss.
Getragen vom Erfolg und den Erwartungen eines neuen Publikums wollen die schwäbischen Gamer auf jeden Fall weitermachen. Im Gespräch sei die Erstellung eines echten Videospiels sowie weitere Sequenzen von Streets of Stuttgart, die in verschiedenen Epochen der schwäbischen Geschichte spielten.
Da die Arbeiten am Projekt, bis auf die Kamera- und Tonaufnahmen, von Mitgliedern des Vereins geleistet wurden, sind diese Pläne jederzeit durchführbar. "Wir sind derzeit auf der Suche nach Sponsoren, die mithelfen wollen, den Gedanken an ein Open-Ländle weiterzuentwickeln. Auch wenn nicht jedem ein solches Ländle gefallen dürftei, in dem wirklich alles denkbar und möglich wäre, meint Jauch und lacht.
Einzelheiten zum Projekt sowie Trailer, alle Clips und der gesamte Film unter:
www.streets-of-stuttgart.de