Seit über 10 Jahren führt die Biologin Denise Wenger von Schweinswale e.V. das Öffentlichkeitsprojekt zur Erfassung der Meeressäugetiere in Elbe und Weser durch und konnte dadurch das frühjährliche Auftauchen von Schweinswalen auch im Hamburger Hafen aufdecken und belegen. Nun zeigt sich ein weiteres Mal, dass von Bürgern erhobene Daten einen wichtigen Beitrag zur Forschung leisten können. Es gab mehrere vertrauenswürdige Kegelrobbenmeldungen von engagierten Bürgern und mittlerweile zwei Bestätigungen seitens informierter Biologen.
Die erste Melderin, Frau Mügge, schrieb Ende September 2018: "Beim Blick auf die Elbe vom Strandufer aus sah ich eine Kegelrobbe schwimmen. Zuerst etwa 40 Meter vom Ufer entfernt, in Richtung Blankenese, bevor sie untertauchte. Sie bewegte den Kopf und schaute umher. Nach circa zwei Minuten sah ich sie etwa 150 Meter vom Ufer entfernt im Bereich der Fahrrinne in die entgegengesetzte Richtung zum Hamburger Hafen gleichmäßig ruhig schwimmen, einige Minuten lang, als wenn sie sich in der Strömung treiben ließ, etwa in Höhe Lotsenhaus Finkenwerder.“
2019 wurden noch mehrere Kegelrobben-Sichtungen im Hamburger Hafengebiet an Schweinswale e.V. gemeldet und der Robbenexperte Dr. Abbo van Neer vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW Büsum) konnte deren Anwesenheit bestätigen. Er hatte bereits 2014 von einer Kegelrobbensichtung am Elbstrand berichtet und nun bei einer Ausfahrt Ende August eine junge Kegelrobbe im Mühlenberger Loch bei Niedrigwasser auf einer kleinen Wattfläche entdeckt. Es gelang ihm ein Foto.
Ob sich die Kegelrobben auf Stippvisite befinden und mit der Tide die Strecke von etwa 90 Kilometern von der Nordseeküste zurückgelegt haben oder länger im Hamburger Hafengebiet aufhalten, ist ungeklärt. So eine Strecke an einem Tag zu schwimmen, wäre kein Problem für die großen Robben. Sie leben nicht wirklich in der Elbe, es handelt sich um Einzelsichtungen, aber um die ersten Nachweise dieser Robbenart in aufeinanderfolgenden Jahren im Hamburger Hafen.
Seehunde bereits Dauergäste
Seehunde werden bereits seit vielen Jahren regelmäßig im gesamten Teil der Elbe nördlich vom Hamburger Hafen gesichtet.
Im Gegensatz zu den Schweinswalen, die vorwiegend im Frühjahr wandernden Fischschwärmen, die zum Ablaichen in die Unterelbe hochzogen, allem voran dem Stint, folgten, halten sich die Seehunde länger auf und werden über das ganze Jahr verteilt angetroffen. Sie sind noch wendigere Jäger und können ein breites Spektrum der Fischarten, Krustentiere, Schnecken und Muscheln in der Elbe verspeisen.
Verschiedene Studien zeigen, dass die Elbe bis hinauf nach Wedel zu den Jagdrevieren des Seehunds gehört.
Brammer Bank als wichtiger Ruheplatz
Wie die Biologin berichtet, beobachtete sie im Zuge ihrer Schweinswalforschung in der Elbe bis 2016 auch eine Zunahme der Seehunde im Elbästuar. „Waren es 2013 im April etwa 20 dicke Leiber mit runden Köpfchen, so konnte ich 2016 schon etwa 50 Seehunde zählen, die sich auf dem Sand der Brammer Bank bei Glückstadt ausruhten“. 2019 wurde bei einer offiziellen Zählung der vom Landesamt für Landwirtschaft, Umweltschutz und ländliche Räume Schleswig-Holstein beauftragten Integrierten Station Unterelbe im Mai 54 Seehunde auf der Brammer Bank festgestellt. Verschiedene Ausflugsveranstalter wie der „Tidenkieker“ bieten dank des regelmäßigen Vorkommens der Seehunde sogar „Seal Watching“ an.
Meeressäuger bitte melden!
2016 war das Jahr mit den meisten Schweinswal-Sichtungen, nun sind sie bis heute ausgeblieben. Seit drei Jahren gab es nur ganz wenige, vereinzelte Meldungen der kleinen Wale in Weser und Elbe.
Wie wird es in diesem Frühjahr sein?
Schweinswale e.V. bitte wieder alle Bürger, die Augen offen zu halten und Sichtungen von Schweinswalen, aber auch Kegelrobben zu melden. Unter walschutz.org gibt es Informationen und eine interaktive Sichtungskarte, im AppStore steht die App 'Sichtung' zum kostenlosen Download zur Verfügung. Unter der Telefonnummer 0176-22208271 können jederzeit per SMS oder WhatsApp Meldungen und Fotos geschickt werden oder Meldungen telefonisch gemacht werden.
Herzlichen Dank an alle Bürger, die mitmachen und sich für die Meeressäuger engagieren!
Die KARL KAUS STIFTUNG, Hamburg / Bremen, fördert seit 2019 das Schweinswal-Sichtungs- und Totfundbergungsprogramm von Schweinswale e.V.