Totfundmeldungen durch die Bürger ermöglichen zeitnahe Bergung
Um eine schnelle Bergung organisieren zu können, sind wir auf die Mithilfe der Bevölkerung und das zeitnahe Melden von Totfunden angewiesen. Hier zählt jede Stunde, denn die Verwesung schreitet schnell voran und manche Todesursachen können nur an frisch geborgenen Schweinswalen ermittelt werden. Beispiele hierfür sind Auswirkungen von ungesicherten Explosionen z.B. bei der Altmunitionssprengung, die sogar in größerer Entfernung feine Risse in Organen oder Beeinflussung des Gehörs der Wale verursachen. Diese können dadurch vorübergehend oder dauerhaft taub werden, was für die sich mit Echolot orientierenden und jagenden Meerestiere einen qualvollen Tod durch Orientierungslosigkeit und Verhungern bedeuten kann.
2018 wurden über 200 tote Schweinswale an der deutschen Ostseeküste gefunden
203 tote Schweinswale wurden im letzten Jahr an der deutschen Ostsee-Küste gefunden, davon 134 in Schleswig-Holstein und 69 in Mecklenburg-Vorpommern, berichten das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) und das Deutsche Meeresmuseum Stralsund, die beispielsweise seit Jahrzehnten wissenschaftliche Untersuchungen durchführen. Dies ist die in den letzten zwanzig Jahren zweithöchste registrierte Rate, nur 2016 wurden noch mehr, über 220 tote Schweinswale aufgefunden. Eine genaue Todesrate ist schwer zu ermitteln, da nur ein Bruchteil der Tiere angeschwemmt und gefunden wird, und so zählt jeder Totfund.
Netzmarken an manchen Tieren verraten, dass sie in Fischernetzen ertrunken, als ungewollter Beifang verendet sind. Aber auch andere anthropogene sowie natürliche Todesursachen wurden ermittelt. Vor allem Stellnetze in der Fischerei, ungesicherte Bombensprengungen, der Einsatz von Airguns oder Kollisionen mit Schnellboote im Flachwasser kommen als direkt vom Menschen verursachte Todesursachen in Betracht. Die Wasserverschmutzung durch Umweltgifte oder Plastik kann sich negativ auf das Immunsystem der Wale auswirken und dadurch zu verstärktem Parasitenbefall und viralen oder bakteriellen Erkrankungen führen. Alles in allem sind unsere heimischen Wale durch verschiedene anthropogene Faktoren bedroht und in manchen Gebieten wie der Deutschen Bucht, dem Kattegat oder der inneren Ostsee wurde in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Rückgang der Populationen festgestellt.
Schweinswal-Sichtungs- und Bergungsprogramm
Schweinswale e.V. ist in den letzten drei Jahren an der Bergung von über 100 toten Schweinswalen beteiligt gewesen wurden, die wissenschaftlichen Untersuchungen an verschiedenen Instituten zugeführt werden konnten. Dank der großartigen Beteiligung vieler Bürger, die als Spaziergängern, Anwohnern, Ranger, Segler oder Motorbootfahrer unterwegs waren, einen toten Wal auffanden und meldeten, konnten schnelle Bergungen erfolgen. Unser großer Dank gilt allen, die das Schweinswal-Sichtungsprogramm unterstützen und Totfunde sofort melden. Für die Bergungsprogramme und Untersuchungen von toten Schweinswale sollten nach Auffassung von Schweinswale e.V. dringend mehr staatliche Förderprojekte und Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Unter der Nummer 0176-22208271 können Totfunde zu jeder Zeit direkt telefonisch oder per What'sApp gemeldet werden. Auch die kostenlose App "Sichtung" steht für iOS -Geräte zum Download im AppStore zur Verfügung. Wichtig sind dabei Angaben zu Fundort, Größe des Wals und ein Beweisfoto. Auf der Homepage von walschutz.org findet man ebenso ein Online-Meldeformular. Dabei können jeweils auf einer interaktiven Karte die Sichtungs- oder Fundorte bzw. deren Koordinaten gesetzt oder eingetragen werden. Totfunde an der Mecklenburg-Vorpommerschen Küste können auch direkt an das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund gemeldet werden, telefonisch oder über die App "Ostseetiere".