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Schweizerische Vogelwarte

Bruterfolg der seltenen Wiesenweihe

Vogelkundliche Sensation im Klettgau

(lifePR) (Sempach, )
Erstmals seit mehr als zwanzig Jahren hat die seltene Wiesenweihe wieder in der Schweiz gebrütet. In einem Getreidefeld bei Löhningen im schaffhausischen Klettgau wurden drei Junge flügge. Dieser Erfolg krönt die grossen ökologischen Aufwertungen im Klettgau im Rahmen des Projekts zur Wiederansiedlung des Rebhuhns.

Dass die seltene Wiesenweihe für ihre Brut gerade den Klettgau ausgesucht hat, ist kein Zufall. In den letzten zwanzig Jahren ist hier die Landschaft dank ökologischen Aufwertungen durch die Landwirte attraktiver geworden als anderswo. Die Blumenpracht in den Feldern und der unüberhörbare Gesang der Feldlerchen sind der sicht- und hörbare Beweis dafür. Auch zahlreiche weitere bedrohte Tier- und Pflanzenarten haben von den ökologischen Anstrengungen des Kantons und der Vogelwarte profitiert. Wachtel, Schwarzkehlchen, Dorngrasmücke und Grauammer, die andernorts verschwunden sind, sind hier gut vertreten. "Die erfolgreiche Brut der Wiesenweihe krönt unsere jahrelangen Bemühungen", freut sich Projektleiter Markus Jenny von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.

Grosse Rarität
Die Wiesenweihe zählt europaweit zu den stark bedrohten Vogelarten. Die grössten Bestände leben in Osteuropa. In Mitteleuropa ist die Verbreitung sehr lückenhaft. Frankreich beherbergt 4000 Paare, Deutschland nur rund 400. In der Schweiz brütete die Wiesenweihe letztmals 1986 im Kanton Jura (Ajoie). Der letzte Brutnachweis in der Deutschschweiz liegt gar 43 Jahre zurück (1964, Kallnach BE).

Ein Nest im Kornfeld
Die Wiesenweihe nistet am Erdboden in hoher Vegetation, früher vor allem in Mooren und Feuchtwiesen, daher auch der Name Wiesenweihe. Dieser Lebensraum ist in Mitteleuropa weitgehend verschwunden. So weicht die Wiesenweihe hier zunehmend auf baumarme Agrarlandschaften aus, wo sie in Getreidefeldern brütet. Hier fallen aber 60 % der Bruten den Mähdreschern zum Opfer. Ohne Nesterschutz kann die Wiesenweihe in den meisten Brutgebieten nicht mehr überleben.

Wirksamer Nesterschutz
Die Schaffhauser Vogelschützer und das kantonale Naturschutzamt reagierten rasch, denn Erfahrungen aus Deutschland, Frankreich und Spanien zeigen, dass viele Bruten gerettet werden können. Die Vogelwarte konnte mit dem Landwirt Bernhard Walter vereinbaren, dass er die Fläche um das Nest herum erst nach Abschluss der Brut aberntet. Für den Ertragsausfall wird der kooperative Landwirt entschädigt. Die nicht abgeerntete Fläche fällt aber besonders auf. Daher hat man sie durch einen elektrischen Weidezaun von 50 auf 50 Meter Länge geschützt, der Füchse, Dachse, Katzen und freilaufende Hunde fernhält. Die eingeleiteten Schutzmassnahmen stiessen auch bei den Löhninger Landwirten auf grosses Verständnis. Dies ist Ausdruck einer gelungenen Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.

Vom Regen verschont
Am 21. Juni zog eine Gewitterfront mit heftigen Regengüssen und orkanartigen Böen über die Region. Das Weizenfeld wurde verwüstet, aber der Brutplatz blieb wie durch ein Wunder vom Sturm verschont. Auch die nasskalte Witterung in der ersten Julihälfte hat den heranwachsenden Wiesenweihen nichts anhaben können. Dank dem hohen Nahrungsangebot in den zahlreichen Buntbrachen konnten die Jungen ausreichend mit Feldmäusen versorgt werden.

Porträt der Wiesenweihe
Die langen, schmalen Flügel und der lange Schwanz machen die Wiesenweihe zu einem der elegantesten Greifvögel. Das Männchens trägt ein graues, das Weibchen ein braunes Gefieder. Im langsamen Gaukelflug suchen sie das offene Kulturland nach Beutetieren ab, hauptsächlich Feldmäuse, daneben auch grosse Insekten und Kleinvögel. Während der Brutzeit ist das Männchen allein für die Versorgung des Weibchens und der Brut zuständig. Allerdings bringt das Männchen die Beute nicht direkt ans Nest. Es lässt die Beute in der Luft fallen, das Weibchen übernimmt sie im Flug. Wiesenweihen sind Zugvögel, die bei uns von April bis September zu beobachten sind. Den Winter verbringen sie in den Savannen Afrikas.

Chronologie der Brut im Klettgau

9. Mai: Männchen und Weibchen der Wiesenweihe werden erstmals im Gebiet gesichtet.
2. Juni: Das Männchen übergibt dem Weibchen in der Luft ein Beutestück. Dies ist ein guter Hinweis auf ein Brutgeschäft.
7. Juni: Der Horst wird in einem Weizenfeld gefunden.
8. Juni: Mitarbeiter der Vogelwarte, des Kantons und des Schaffhauser Vogelschutzes schützen das Nest mit einem elektrischen Zaun.
20. Juni: Erstmals wird das Nest kontrolliert: Drei Eier werden gefunden.
26. Juni: Die Jungen sind geschlüpft.
10. Juli: Die Vogelwarte informiert die Landwirte der Gegend über die seltene Brut.
27. Juli: Die drei Jungen sind flügge und verlassen das Nest. Die Brut ist geglückt!
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