Der Luchs hat als erste Grossraubtierart Teile der Schweiz zurückerobert. Durch Wiederansiedlungsaktionen ab 1971 wurde der Luchs in den Nordalpen und im Wallis sowie im Jura wieder heimisch. Bis nach Graubünden sind erst einige wenige Tiere vorgedrungen; in Nordbünden wird die Art sporadisch gespürt. Anfang Dezember 2007 konnte nun ein Luchs im Spöltal innerhalb des Schweizerischen Nationalparks nachgewiesen werden. Nach der illegalen Aussetzung eines Luchspaares im SNP im Jahre 1972 und einer weiteren Freilassung an der Landesgrenze bei Punt dal Gall 1980 hielt sich die Katze einige Zeit im Unterengadin auf. Seit mehr als 25 Jahren fehlen aber verlässliche Luchsnachweise aus dem SNP und dessen Umgebung. Von woher das jetzt festgestellte Tier kommt, ist unbekannt. Ebenso offen ist, ob der Luchs in der Region bleiben oder abwandern wird. Obwohl die Schweizer Luchse beispielhaft wissenschaftlich erforscht sind, fehlen Erfahrungen mit Einzeltieren, die sich fernab des eigentlichen Verbreitungsgebietes aufhalten.
Der Luchs ist die grösste einheimische Katze, aber keine Grosskatze. Er ist ein hervorragender Jäger in deckungsreichem Gelände und lebt in erster Linie von kleinen wildlebenden Huftieren: in der Regel von Rehen, in Gebirgslagen häufig auch von Gämsen. Der SNP und das Engadin bieten dem Luchs durch die ausgedehnten, ruhigen Wälder und durch den hohen Wildbestand ideale Lebensverhältnisse. Dass unsere Region nicht zum permanenten Areal gehört, erklärt sich durch die geringe Ausbreitungstendenz der Art. Dazu kommt, dass der Schweizer Luchsbestand regional rückläufig ist.