„Seit einiger Zeit ist der Alltag für mich sehr beschwerlich geworden. Der tägliche Ablauf wie Einkaufen, Haushalt, die Enkelkinder… ich darf gar nicht daran denken, sonst könnte ich schon wieder Weinen. Alles wird mir zu viel, einfach unerträglich und ich kann meinem Mann nicht mal erklären, was genau so schlimm ist. Schon morgens wenn ich die Augen öffne, habe ich das Gefühl, der Tag überrollt mich. Ich möchte eigentlich gar nicht aufstehen, sonder die Bettdecke über meinen Kopf ziehen, mich verstecken. Und dann die Angst, so diffus, gar nicht greifbar. Ich kann gar nicht sagen wovor ich Angst habe, sie hat sich einfach eingenistet, in meinem Kopf, in meinem Körper, sitzt da, wie die Katze vor dem Mauseloch und wartet darauf, dass ich sie wahrnehme. Und wenn ich sie mal nicht wahrnehme, habe ich Angst, sie irgendwann wieder zu entdecken. Das raubt mir den Schlaf, ich grüble und grüble und kann nicht einschlafen. Fühle mich hilflos und ausgeliefert. Und morgens fühle ich mich dann wie erschlagen. Dabei müsste es mir doch gut gehen. Ich habe alles, was ich mir je gewünscht habe: Einen lieben Mann, zwei Töchter die selbst schon gut verheiratet sind und Kinder haben, ein wunderschönes Haus und noch nicht mal finanzielle Sorgen. Und trotzdem fühle ich mich leer, gelähmt und ganz schwach. Und so geht es mir immer, wenn die Zeit umgestellt wird, wenn es abends so früh dunkel wird und überhaupt die Tage so trist sind.“ ( Aus dem Bericht einer 56-jährigen Klientin)
So und ähnlich klingen viele Schilderungen die sich in der dunklen Jahreszeit häufen. Sollten Sie selbst den Verdacht haben, an einer Depression zu leiden, dann überprüfen Sie sich unter folgenden Gesichtspunkten:
Psychische Krankheitszeichen
- Gefühle innerer Leere
- Gefühl der Gefühllosigkeit, d.h. Unfähigkeit zu positiven Gefühlen ebenso wie zu
- Traurigkeit, Weinen, Sympathiegefühlen gegenüber Bezugspersonen
- Gefühle von Sinn- und Hoffnungslosigkeit
- Verzweiflung
- Pessimismus, Zweifel, Resignation („Es wird nie besser werden!“)
- Globale Ängste, situationsbezogene Ängste, Panikattacken
- Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Verlust von Kreativität, Gleichgültigkeit
- Merk- und Konzentrationsstörungen
- Selbstanklage, Selbstvorwürfe, Versagens ängste
- Negative Bewertung der eigenen Person
- Schwere Schuldvorwürfe, Selbstaggressivität (Suizidgefahr)
Körperliche Krankheitszeichen
- Druckgefühl auf Brust- oder Bauchraum
- Schlafstörungen
- Appetitverlust bzw. –mangel
- Verstopfung
- Verlust von Libido und Potenz, Zyklusstörungen bis hin u Amenorrhoe
- Allgemeines Abgeschlagensein, ständige Müdigkeit
- Tagesschwankungen mit Morgentief, saisonale Schwankungen
Psychomentale Krankheitszeichen
- Denkhemmungen, verlangsamt, einförmig, unproduktiv reduziert auf wenig Inhalt, geringe
- Aufnahmefähigkeit für neue Gedanken und Anregungen
- Lustlosigkeit, Initiativlosigkeit, Mattigkeit
- Innere- und äußerliche Unruhe, bis hin zu Getriebenheit
- Verlangsamung, Hemmung von Kommunikation, Sprache, Mimik und gestik bis hin zu
- seelisch- körperlicher Blockierung
Ein Wundermittel gegen Depressionen gibt es nicht und die Schulmedizin kennt im Wesentlichen nur drei Behandlungsschienen:
Psychopharmaka
- Antidepressiva die stimmungsaufhellend, antriebsfördernd und angstlösend wirken.
- Neuroleptika dagegen wirken sedierend
Neurologisch – physiologische Verfahren
- Elektrokrampftherapie ( Nur wenn Psychopharmaka versagen)
- Transkranielle Magnetstimulation, kurz TMS
- Schlafentzug (Wachtherapie)
Psychotherapie
- Verhaltenstherapie ( ca. 80 Stunden)
- Tiefenpsychologisch fundierte Therapie (ca. 100 Stunden)
- Psychoanalyse (ca. 300 Stunden)
Diese drei Psychotherapieformen werden von den Krankenkassen bis zu den in Klammern stehenden Stunden bezahlt. Allerdings gibt es heute weit über 400 Therapieformen, denen sehr unterschiedliche Denk- und Verfahrensansätze zu Grunde liegen. Diese werden von den Kassen leider nicht berücksichtigt, obwohl nachweisliche Erfolge erzielt werden. Darunter fallen z.B. Gestalttherapie, Bioenergetik, Familienaufstellung nach B. Hellinger, Psychodrama, Psycho-Kinesiologie, Psychosomatische Energetik, Prozessorientierte Innenweltarbeit, u.v.m.
Es ist wichtig sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, denn Depressionen, bei denen Geist und Körper ums überleben kämpfen, sind vielleicht die schmerzhafteste Krankheit der Menschheit. Und gerade dieses selbst in die Hand nehmen ist für Depressive so schwer. Denn viele können nicht – „WOLLEN“. Und wie schrecklich mag es für einen Menschen sein, der in dieser Antriebslosigkeit, in dieser Willenlosigkeit steckt und von den liebsten Menschen seiner Umgebung immer wieder zu hören bekommt: „Stell Dich nicht so an, du musst nur wollen, dann klappt es schon!“ Verlangen Sie von einem Beinamputierten, dass er laufen soll, kraft seines Willens? Es käme doch niemand auf so eine absurde Idee.
Feindseligkeit, Kritik, Vorwürfe oder Ungeduld, herablassende, ignorierende oder distanzierte Haltung sind die sicherste Methode um einen depressiven Menschen in seiner Isolation zu halten. Geduld und Menschlichkeit, Einfühlsamkeit und den Wunsch wirkliches Interesse aufzubringen, sind die Grundpfeiler, auf die sich Depressive zu stützen vermögen. Der Mensch muss sich verstanden und ernstgenommen fühlen. Mögliche Suizidgedanken gilt es anzusprechen, nicht tabuisiert unter den Teppich zu kehren. Nur dann ist es möglich, mit dem Menschen zusammen an Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten.
Körper-oder gestaltorientierte Methoden geben auf der eher nonverbalen Ebene Möglichkeiten, sich neu wahrzunehmen, ausdrücken zu lernen und aktiv zu werden. Entspannungsverfahren, sportliche Aktivitäten und Lichttherapien können ebenso dazu beitragen, den Menschen langsam wieder in die Buntheit des Lebens zu führen. Fantasiereisen mit positiven Suggestionen zur Steigerung des Selbstwertgefühls sind ebenso empfehlenswert wie ein straff geplanter Tagesablauf, den es gilt, stoisch einzuhalten.
Wenn Sie selbst Anzeichen einer Depression bei sich wahrnehmen, warten Sie nicht, bis Sie nicht mehr wollen können. Werden Sie aktiv! Suchen Sie sich Hilfe und Unterstützung bei Ärzten, Therapeuten, Lebensberatern oder der Telefonseelsorge. Mit einem gebrochenen Bein würden Sie auch nicht warten, bis es von alleine heilt.