Noch 1970 lag die Scheidungsrate bei 17,2 %. Heute dagen bei 51,9 %. Das heißt, dass inzwischen jede zweite Ehe geschieden wird. Und der Trend, dass sich immer mehr langjährig Verheiratete scheiden lassen, nimmt zu. Gründe dafür gibt es viele, doch einer wird immer wieder genannt: Die mangelnde Kommunikation. Laut Statistik reden Paare, die seit sechs Jahren miteinander verheiratet sind, nur noch neun Minuten Wesentliches miteinander. Das reicht natürlich nicht, Nähe und Intimität aufkommen zu lassen. In dieser kurzen Zeit lassen sich lediglich Fakten für den nächsten Tag klären.
Um das Zusammenleben in der Partnerschaft selbst besser einschätzen zu können, sollen sich die Partner folgende Frage stellen: "Komme ich lieber nach Hause oder gehe ich lieber?", schlägt Autorin und Coach Sylvia Bieber vor. Joachim Seelmann empfiehlt, regelmäßig Zwiegespräche einzurichten: "Die Paare treffen sich einmal pro Woche zu solch einem Gespräch. Nacheinander erhält jeder der Partner 15 Minuten Zeit, um über all das zu reden, was ihn gerade bewegt. Der andere darf den Redefluss des Partners nicht unterbrechen, er hört einfach nur zu. Es ist wichtig, dass das Gesagte nicht kommentiert wird, sondern wirklich so im Raum stehen bleibt, wie es gesagt wurde", erklärt Seelmann.
Oft kommen bei solchen Gesprächen Dinge ans Licht, die dem Anderen vorher gar nicht bewusst waren. Auch der, der spricht, erlebt plötzlich erhellende Momente. Dadurch, dass niemand ihn unterbricht und er sich beim Reden selbst zuhört, kann er tiefer in sein Erleben und Wahrnehmen einsteigen.
Folgende Bedingungen sind an diese Zwiegespräche gebunden: "Probleme nicht abschwächen und kleiner machen. Keine Themen aussparen. Gesprächspausen zulassen und aushalten, genauso wie das Kreisen um immer wieder gleiche Themen," so die beiden Coaches. Natürlich machen Zwiegespräche nur dann Sinn, wenn beide Partner sich dazu bereit erklären.
Ich-Botschaften erleichtern diese Form des Gespräches sehr. Statt zu sagen: "Du hilfst nie im Haushalt, kommst sowieso immer erst sehr spät nach Hause und dann hast Du keine Zeit und Lust auf mich und die Kinder", könnte die Formulierung hilfreich sein: "Ich fühle mich mit der Hausarbeit im Stich gelassen und bin frustriert, da ich keine Annerkennung erhalte und mich auch nicht begehrt fühle," so die Empfehlung von Sylvia Bieber und Joachim Seelmann.
Paargespräche können helfen vergangene Verletzungen und Frustrationen zu heilen, Ärger und Blockaden zu lösen und Ängste abzubauen. So können wieder Nähe und Intimität zunehmen und eine liebevollere Verständigung wird möglich.