Simone Brzoska, Executive Management Consultant und Gesellschafterin, SELECTEAM Deutschland GmbH
Wolfram Söll, Geschäftsführer „designwerk – Büro für Gestaltung und Kommunikation“
Der erste Eindruck zählt. Dieser Impuls entscheidet innerhalb von Sekunden über eine Entscheidung. Wenn es also keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt, muss dieser wie ein „James Bond-Auftritt“ sitzen. Hier geraten zunehmend Unternehmen an ihre Grenzen, reißen sich mit Mittbewerbern um Kunden und Kandidaten. Der erste Eindruck kreiert das Image eines Unternehmens.
Der große Auftritt
Man kann es drehen wie man will, Design macht Eindruck. Egal ob bei der Bekleidung, im Automobilbereich oder in der Möbelbranche: Mit Gestaltung kann Unverwechselbarkeit und Exklusivität erzeugt werden. Und so ist es natürlich auch mit einem guten Unternehmensauftritt, kurz Corporate Design (CD). Mit einem neuen CD, das passend zum Unternehmen entwickelt wurde, lassen sich laut einer aktuellen Studie in Unternehmen durchschnittlich 22% mehr Umsatz im ersten Jahr generieren. Die Investitionskosten sind also relativ schnell wieder eingespielt. Voraussetzung ist natürlich, dass auch die restlichen Bereiche im Unternehmen stimmen: Corporate Behaviour, Corporate Communication und Corporate Culture.
Einfach überzeugend
Ein gelungener Auftritt eines Unternehmens beruht auf einem überzeugenden Design. Mit einem passenden Corporate Design gewinnen Unternehmen nicht nur hochwertigere Kunden, sondern können auch vermehrt das Interesse potentieller neuer Mitarbeiter wecken. Doch was sind die Zutaten für ein erfolgreiches Design und damit den perfekten Auftritt?
Der Baukasten des Erfinders Q für den „Geheimagenten-Auftritt“:
Zusammenarbeit
Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kunden und dem Corporate Design Berater ist gerade in der Startphase eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung des CD. Gerade zu Beginn sind laufend Updates notwendig, um unnötige Korrekturschritte am Ende zu vermeiden.
[*]Form und Design
Ganz wichtig ist die Regel „Form follows Function", die bei der Entwicklung eines Corporate Design immer wieder betont wird. Das Design sollte nie auf das reine Äußere reduziert werden, sondern immer einer genauen Zielsetzung folgen. Der Effekt der Anziehung, das ein Design beim Kunden haben kann, sollte auf gar keinen Fall verschwendet werden. Auch sollte das CD in der Basis nicht zu komplex gehalten sein, um sauber implementierbar zu sein und später einfach erweitert werden zu können.
[*]Individualität
Wichtig ist auch, das Branchen-Umfeld zu sondieren. Wie sehen die Farbräume, Bildwelten und Grafik-Elemente von Mitbewerbern aus? Wo liegen dazwischen Räume für eine eigene Identität? Ziel ist es, ein eigenständiges, unverwechselbares Design zu entwickeln.
[*]Funktionalität
Ein Corporate Design muss den vielfältigen medialen Anwendungen gerecht werden. Das heißt, es muss im Printbereich auf großen Präsentationsflächen (Messestand, etc.) genauso funktionieren wie im Web auf kleinen mobilen Geräten.
[*]Logo
Das Logo bildet den Kern eines jeden guten Corporate Design. Ein Logo muss eigenständig und einfach gehalten sein. Es muss auf einem LKW genauso wie auf einem Kugelschreiber funktionieren, als Farbversion genauso wie auf einer Schwarz-Weiß-Anzeige.
[*]Farben
Farben rufen starke Emotionen hervor und können bzw. müssen zielgerecht für das Unternehmen eingesetzt werden. Bei der Auswahl der Farbwelt lohnt es sich, vorher eine eingehende Analyse der Unternehmenszielsetzung und der dazu passenden farblichen Wirkungen durchzuführen. Wie wichtig die richtige Farbwahl ist, zeigen die vielen Marken, die mit nur einer einzigen Unternehmensfarbe auskommen, wie z.B. die bekannte Farbe des „Telekom Magenta“. Dadurch entwickeln sie eine gewaltige Kraft. Denken Sie nur an den stark formal integrierten Auftritt von Sixt. Natürlich lässt sich über das charakterstarke Orange streiten. Nichtsdestotrotz verschafft die konsequente Umsetzung des CD über alle Kontaktpunkte hinweg große Vorteile durch die hohe Aufmerksamkeit und Wiedererkennbarkeit. Coca Cola hat z.B. sogar eine ganz eigene Farbmischung kreieren lassen. Die Konzentration auf ein oder zwei Farben vereinfacht auch den Produktionsprozess.
[*]Grafische Elemente
Das moderne Corporate Design verzichtet zunehmend auf verspielte grafische Elemente. Es setzt eher auf kontrastreiche Flächen im Zusammenspiel mit Weißraum. Auf diese Weise will man flexibel den unterschiedlichen Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden: Stichwort Flatdesign (Apple, Microsoft).
[*]Typografie
Die richtige Wahl der Hausschrift ist maßgebend für das Erscheinungsbild eines Unternehmens. Sie ist die gute Seele des Firmenbildes. Auch hier gilt die Faustregel: Weniger ist mehr! Hier ist auch zu beachten, dass es für Print und Web verschiedene Anforderungen an eine Hausschrift gibt.
[*]Materialien
Haptische Erlebnisse können einen guten Firmenauftritt extrem bereichern und die Individualität und Unverwechselbarkeit fördern. Auf welchem Papier wird gedruckt? Kann es ein anderes Material sein? Vielleicht nimmt man auch ein Stück Holz und brandet das Firmenlogo samt Kontaktdaten darauf. Fertig ist die individuelle Visitenkarte. Diese bleibt garantiert im Kopf und sorgt beim Neukunden-Termin für ein erstes Gesprächsthema.
[*]Zeit
Corporate Design muss wachsen und im Zweifelsfall in den Details immer wieder angepasst werden, bevor es endgültig verabschiedet wird. Nur mit grundlegender Analyse und Coaching eines Corporate Design Beraters ist gewährleistet, dass es den hohen Anforderungen über Jahre hinweg gerecht bleibt.
Mit der Übergabe des CD Manuals, eines internen Handbuches, ist ein erster, großer Schritt gemacht.
Umsetzung des großen Corporate Design Auftritts
Corporate Design lebt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der kein wirkliches Ende kennt. Mit der Implementierung des neuen CD wartet schon die nächste Hürde. Denn jeder Relaunch eines Corporate Design stellt für die Mitarbeiter nicht nur eine tiefgreifende, emotionale Veränderung dar, sondern bringt auch rein technisch gesehen Herausforderungen mit sich, wenn die entsprechenden Tools zur Umsetzung des Designs fehlen.
Aus diesem Grund ist es unerlässlich, frühzeitig die Mitarbeiter in die Entwicklung des Corporate Design einzubinden und mitzunehmen, um emotionale Barrieren zu vermeiden. Bei der Implementierung sollten die Mitarbeiter zudem auf die neuen Design-Vorlagen und neu gestalteten Materialien einfach zugreifen können.
Wenn jeder Mitarbeiter im Hintergrund weiß, was zu tun ist, kann die gesamte Kraft des Corporate Design nach außen wirken. Erst dann ist gewährleistet, dass aus dem neuen Unternehmensauftritt ein echter James Bond-Auftritt wird, smart und durchschlagend!
Wolfram Söll
Wolfram Söll ist seit 2001 Inhaber des Gestaltungsbüros designwerk aus München. Nach dem Abschluß seines Kommunikationsdesignstudium 1995 erwarb er sein Wissen im Bereich Corporate Design in verschiedenen Design- und Werbeagenturen als Designer und Artdirektor. Über 20 Jahre Erfahrung für mittelständische aber auch DAX-Unternehmen aus den verschiedensten Branchen wie MAN, DAB-Bank, Bosch, bene-Arzneimittel, aber auch für Verlage wie Prestel Verlag, Hirmer Verlag. Beispiele seiner Arbeiten wurden bisher bei einschlägigen Design-Verlagen wie Pepin Press und AFM-Verlag publiziert.
Simone Brzoska
Simone Brzoska bringt bei SELECTEAM als Head of Marketing, Executive Management Consultant und Coach ihre internationale Erfahrung aus Fashion und Handel sowie dem Marketing und Vertrieb ein. Ihre Basis ist die Dreier-Kombination eines Studiums aus BWL, IT und Design. Die Kenntnisse um die erfolgreiche Positionierung von Unternehmen erwarb sie über ihre akademischen und beruflichen Stationen bei Porsche Design, adidas und in Schweizer Konzernen. 15 Jahre Erfahrung in der Mode- und Luxusbranche sowie im Produkt- und Lizenzmanagement, internationalem Retail Management sowie in der Leitung Marketing und Vertrieb bilden ihr kombiniertes Erfolgsprofil.